Deutsche Poroton zur EEG-Umlage

Baustoffindustrie muss international wettbewerbsfähig bleiben

von:

Ebba STOFFREGEN

Poroton Baupolitik
Ein Beispiel dafür, dass es bei einem Wandbaustoff nicht nur auf beste Dämmwerte ankommt, sondern bspw. auch auf Schallschutz, sind die beiden Mehrfamilienhäuser der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding, gemeinsam mit der GEA Real Estate GmbH errichtet. Dank des mit Perlit verfüllten Mauerziegeln Poroton-S10-P ist die Gebäudehülle hochwärmegedämmt und erfüllt gleichzeitig erhöhte Schallschutzanforderungen – eine im städtischen Wohnungsbau wichtige Voraussetzung für Wohnkomfort. Foto: Deutsche Poroton/Johannes Vogt
Poroton Baupolitik
Clemens Kuhlemann: "Im internationalen Vergleich müssen wir schon jetzt einen Wettbewerbsnachteil bspw. gegenüber Frankreich hinnehmen, wo die Wettbewerber aus dem Nachbarland ihren Atomstrom knapp 30 % günstiger kriegen. Würde die EEG-Umlagebegrenzung für die Ziegelindustrie wegfallen, wird sich dieser Wettbewerbsnachteil gegenüber Frankreich auf über 50 % erhöhen". Foto: Deutsche Poroton/Fotostudio Heuser

HANNOVER - Der Verband Deutsche Poroton hatte vor Beschluss des Gesetzentwurfes zur Novelle des "Erneuerbare Energien Gesetzes" (EEG) gefordert, Ziegelherstellern auch zukünftig eine Teilbefreiung (EEG-Umlage) zu gewähren. Jetzt ist der Entwurf vom Bundeskabinett beschlossen und die EU-Kommission hat die sogenannten Industrierabatte abgenickt. Aber: Noch sind die Details im nationalen Gesetzgebungsverfahren offen. Welche Auswirkungen ein Wegfall der EEG-Umlage für Baustoffproduzenten haben könnte, und wie sich die Deutsche Poroton positioniert, darüber sprach die ABZ mit Clemens Kuhlemann, hauptamtlicher Geschäftsführer der Deutschen Poroton.Die EU-Kommission hatte Ende letzten Jahres ein Verfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob die Teilbefreiung von einer Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland (EEG-Umlage) mit europäischem Wettbewerbsrecht vereinbar ist. Bundesregierung und EU-Kommission haben sich Anfang April darauf verständigt, dass energieintensive Baustoffbranchen wie die Ziegelindustrie auch weiter von einer Teilbefreiung profitieren dürfen. Das überarbeitete EEG hat inzwischen das Bundeskabinett passiert, die strittigen Passagen zur EEG-Teilbefreiung sollen allerdings erst im Mai nachträglich beraten werden. "Die Gefahr eines Wettbewerbsnachteils ist also noch nicht vom Tisch. Da das neue EEG bereits am 1. August 2014 in Kraft treten soll, drängt die Zeit", sagte Kuhlemann.Der Verband Deutsche Poroton warnte bereits frühzeitig vor den Folgen eines möglichen Ausschlusses aus der Umlagebegrenzung. Für die stromintensiven Ziegelproduzenten könnte das weitreichende Folgen haben. Denn: Laut Kuhlemann wäre eine ganz Branche bedroht: "Sollte die EEG-Umlagebegrenzung nicht bestehen bleiben, würde der Wettbewerbsdruck auf deutsche Standorte durch niedrigere Stromkosten im europäischen Ausland erheblich stärker werden." Zwar seien Bund und EU der deutschen Industrie entgegengekommen und die Gesamtentlastung von etwa rund 5 Mrd. Euro im Jahr soll bestehen bleiben, aber auch die Ziegelindustrie müsse zum Kreis derer gehören, die entlastet werden. Schon die bisherige EEG Ausgleichsregelung sei "bestenfalls" ein Mittel, um die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständisch geprägten Branche gegenüber dem internationalen Markt "auf Augenhöhe zu halten"."Im internationalen Vergleich müssen wir schon jetzt einen Wettbewerbsnachteil bspw. gegenüber Frankreich hinnehmen, wo die Wettbewerber aus dem Nachbarland ihren Atomstrom knapp 30 % günstiger kriegen. Würde die EEG-Umlagebegrenzung für die Ziegelindustrie wegfallen, wird sich dieser Wettbewerbsnachteil gegenüber Frankreich auf über 50 % erhöhen", verdeutlichte Kuhlemann die Folgen einer möglichen Abschaffung. Das Mitglied Schlagmann Poroton habe bspw. 2013 in seinen fünf Werken insgesamt 30,1 Mio. kWh verbraucht, wovon gut 11 % durch Eigenstromversorgung abgedeckt wurden. Beim Wegfall einer Entlastung würde das Poroton-Mitglied mit bis zu 1,4 Mio. Euro belastet werden. Ein Mehraufwand, der aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit nicht an Kunden weitergegeben werden kann. "Die Deutsche Poroton bekennt sich zum Standort Deutschland und befürwortet die Energiewende, keine Frage, aber die Wettbewerbsfähigkeit eines ganzen Industriezweiges ist in Gefahr", mahnte der Geschäftsführer. Deshalb wäre es hilfreich, wenn bestehende nationale Hürden aufgehoben würden und eine "europäische Energiewende" in den Fokus rückt. "Eine europäisch abgestimmte Energiepolitik würde einen Konflikt, wie wir ihn gerade erlebt haben, künftig vermeiden und dauerhaft verlässliche Rahmenbedingungen schaffen." Die Baustoffindustrie selbst sei ja schon aus Kostengründen daran interessiert, ressourceneffizient zu produzieren und entsprechend Energie einzusparen: "Jede Kilowattstunde nicht verbrauchte Energie ist ein Schritt zur Energiewende." Aber auch über die Produkte trage die Ziegelindustrie zum Erfolg der energiepolitischen Ziele bei, allein schon durch den Naturbaustoff Ziegel. Die mit Perlit oder Mineralwolle gefüllten Poroton Ziegel seien deutsche Hightech-Produkte, mit denen langfristig umweltgerecht und energiesparend gebaut werden könne. "Die Poroton Hersteller leisten einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen, massiven Bauen", so Kuhlemann. In Kooperation mit Wienerberger investiere Schlagmann Poroton bspw. in ein deutschlandweit einmaliges Forschungszentrum, in dem nicht nur Hochleistungsziegel und Dämmstoffe, sondern auch umweltschonende Produktionstechnologien weiterentwickelt werden. Mit dem Zentrum, das voraussichtlich im Sommer eröffnet, wolle man zur Energiewende wie bereits seit Jahren durch Innovationskraft beitragen."Allerdings müssen seitens der Politik auch die entsprechenden Steuerungsmechanismen geschaffen werden, um energieeffizientes Bauen nachhaltig und zukunftsorientiert umzusetzen", sagte Kuhlemann. Als Vertreter mittelständischer Ziegelunternehmen sieht der seit September letzten Jahres amtierende Geschäftsführer bspw. die novellierte Energieeinsparverordnung (EnEV), die als EnEV 2014 seit dem 1. Mai gilt, eher kritisch. Diese sei unwirtschaftlich, da die Verschärfungen im Neubaubereich die Baurisiken und die Kosten unverhältnismäßig erhöhen. Dem Gebäudesektor komme bei der Umsetzung der Energiewende ohne Zweifel eine Schlüsselrolle zu. Allerdings seien laut Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie Neubauten mit ca. 3,5 Mio. t CO2/a nur für ca. 1 % der Emissionen im Gebäudebereich verantwortlich. Und nur ca. 12 % des Energieverlustes entfallen dabei auf die Außenwand. Bei einem Energieverbrauch im gesamten Gebäudesektor von ca. 360 Mio. t CO2/a sei das "doch eher mickrig", so Kuhlemann. Der Fokus auf eine immer komplexere Haustechnik werde sich nur in wenigen Fällen rechnen. Damit, so Kuhlemann weiter, widerspreche die Bundesregierung dem selbst formulierten Wirtschaftlichkeitsgebot. Wenn man bedenke, dass nur etwa 5 % der Gesamtkosten eines Gebäudes auf das Wandmaterial entfallen, "dann sollte doch knappes Geld lieber in die qualitativ hochwertige Wand anstatt in teure Haustechnik investiert werden, die nach einigen Jahren wieder erneuert werden muss."Trotz der in 2016 kommenden Verschärfungen von 25 % des Jahres-Primärenergiebedarfs im Neubaubereich blickt der Ziegelexperte optimistisch in die Zukunft. "Die Ziegelindustrie bietet schon jetzt entsprechende Systeme und Lösungen für das EnEV-gerechte Bauen", sagte Kuhlemann. Mit den verfüllten Poroton-Ziegeln sei es bspw. möglich, hochwärmedämmende Wandkonstruktionen zu realisieren, die sich bereits bei Niedrigstenergie-, Nullenergie- und beim Bau von KfW-Effizienzhäusern in den Bereichen Einfamilienhaus und Geschossbau bestens bewährt hätten. Zudem kennzeichnen Zertifizierungen, wie die Umweltproduktdeklarationen (EPD) des Instituts Bauen und Umwelt und das eco-Institut-Label, die verfüllten Poroton-Ziegel als wohngesund, ökologisch und nachhaltig. "Wir werden weiterhin wirtschaftliches und energieeffizientes Bauen voranbringen, gerade im Sinne des demografiegerechten Wohnungsbaus", so Kuhlemann.

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