Deutscher Holzbau

Frühjahrstagung bringt Verbände auf einheitlichen Kurs

Fachtagungen und Kongresse
Der Oettinger Unternehmer Erwin Taglieber vertritt die Interessen von über 300 Holzbaubetrieben in Deutschland, die im Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV, Ostfildern), der Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall) und der Gruppe 81fünf (Lüneburg) Mitglied sind. foto: Achim Zielke/DHV

Düsseldorf/Ostfildern (ABZ). – Drei Verbände hatten geladen, mehr als 250 Teilnehmer kamen und erlebten den deutschen Holzbau neu: Die Frühjahrstagung im Düsseldorfer Hotel Hilton war nicht weniger als eine Initialzündung, die auf die Wahrnehmung der Holzwirtschaft maßgeblich Einfluss nehmen dürfte.Denn die Repräsentanten der Verbände DHV, ZMH und 81fünf waren sich vollkommen einig, dass es von enormem Vorteil ist, gegenüber Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft geschlossen aufzutreten und gemeinsame Interessen fortan mit einer Stimme zu vertreten.DHV-Präsident Erwin Taglieber machte gleich zu Beginn der Frühjahrstagung deutlich, dass es für die Holzwirtschaft nur dann eine reelle Chance auf nachhaltiges politisches Gehör und in der Folge für das Bauen mit Holz Aussicht auf signifikante Marktzuwächse gibt, wenn die Branche als Einheit wahrgenommen wird: "Der deutsche Holzbau braucht ein klares, unverwechselbares Profil, das wir ihm nur gemeinsam geben können. Umso größer wird der Nutzen sein, den die gesamte Holzwirtschaft aus einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung der Vorteile des Bauens mit Holz zieht!", betonte Taglieber, der in zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Gremien wie dem Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) mitwirkt und in dieser Funktion für über 300 mittelständische Holzbauunternehmen spricht.Dabei hat Taglieber stets ein ehrgeiziges Ziel vor Augen, das er in Düsseldorf wie folgt umriss: "Unsere Holzbauunternehmen sind so leistungsstark, dass sie pro Jahr 100.000 bis 150.000 hochwertige Neubauten unterschiedlichster Form und Größe errichten können. Das kommt auch bei Aufstockungsvorhaben zum Tragen: Das Bauen auf bereits bebautem Grund holt den Holzbau in die Städte - eine Chance, die es zu nutzen gilt!", führte er aus.Für die Vereinigung ZimmerMeisterHaus unterstrich deren Vorsitzender Robert Bergmüller: "Wir haben uns zusammengesetzt, haben uns beraten und beschlossen – und ich betone, wir haben dies einstimmig und ohne irgendeine Gegenstimme so beschlossen – dass wir, die Vereinigung ZimmerMeisterHaus, unseren Beitrag zum Gelingen eines einheitlichen Auftretens der deutschen Holzbaubranche Seite an Seite mit dem DHV und den Unternehmen der Gruppe 81fünf sehr gern und aus voller Überzeugung leisten werden." Dass die qualitätsbewussten Holzbauunternehmer der Vereinigung ZMH wissen, wie man sich als Marke Aufmerksamkeit verschafft, ließ Zimmermeister Wilhelm Bauer in seinem werbenden Vortrag deutlich werden.Dem Streben nach mehr Gemeinsamkeit der beiden anderen Holzbauverbände DHV und ZMH schloss sich 81fünf-Vorstand Thomas Elster vorbehaltlos an: "Wir gehen diesen gemeinsamen Weg ebenfalls aus Überzeugung mit, weil er das Image des Holzbaus hebt, die Nachfrage stärkt, Beschäftigung sichert, für Wohlstand sorgt und im Endeffekt jedem Holzbauunternehmer sowie jedem seiner Mitarbeiter und natürlich auch deren Familien nützt", bezog Elster Position. Für rund 70 Mitgliedsunternehmen fungiert die 81fünf-Zentrale als betriebsspezifischer Dienstleister, Coach, Wegbegleiter und Servicegeber.Ganz in diesem Sinne beschlossen die Repräsentanten der drei Verbände DHV, ZMH und 81fünf, sich in allen Holzbau-relevanten Fragen engstmöglich abzustimmen, auch andere Holzbau-affine Verbände einzuladen, ihre Anliegen nach außen mit einer gemeinsamen Stimme zu artikulieren und so darauf hinzuwirken, dass es alle deutschen Holzbauunternehmen künftig leichter haben, bei öffentlichen wie privaten Bauvorhaben den Zuschlag zu erhalten. U. a. will sich der DHV und zuvorderst Präsident Taglieber dafür einsetzen, dass die fortschrittlichen Bestimmungen der holzbaufreundlichen Landesbauordnung von Baden-Württemberg – der Holzbauanteil liegt dort, gemessen an der Gesamtzahl aller neu gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser, bereits bei 29 % – in die Musterbauordnung übernommen wird und somit allen anderen Bundesländern zum Vorbild gereicht. "Die Benachteiligung des Holzbaus muss endlich ein Ende finden, Holzbau muss auch in den Gebäudeklassen GK4 und GK5 ohne Wenn und Aber möglich sein. Dazu sind faire, ausgewogene Baugesetze nötig, die den Erkenntnissen der Holzbauforschung Rechnung tragen und sich in den Bauordnungen aller Bundesländer niederschlagen", betonte Erwin Taglieber unter lang anhaltendem Applaus des über 250-köpfigen Auditoriums.Die Düsseldorfer Frühjahrstagung wartete mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm auf, zu dem unter anderem eine begleitende Fachausstellung wichtiger Zulieferfirmen des Holzbaus zählte. Unter den Ausstellern fanden sich die Tagungssponsoren fermacell, Inthermo, Isocell, ITW haubold Paslode, pro clima, Roto und Swiss Krono, die durch ihr Engagement wesentlichen Anteil am Gelingen der Fachtagung hatten. Über die aufwändige begleitende Fachausstellung hinaus fesselten mehrere hochkarätige Expertenvorträge die teils von weither angereisten Gäste.Den Auftakt des Vortragsprogramms machte Staatssekretär Horst Becker vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Er überbrachte nicht allein die Grüße seines Ministeriums, sondern referierte äußerst kenntnisreich über den Baustoff Holz, die Bedeutung des Holzclusters NRW sowie die landeseigene Gesellschaft Wald + Holz. "Die Nutzung von Holz, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, soll in NRW verstärkt werden. Für den dringend erforderlichen Bau von Flüchtlingsunterkünften etwa hat sich der Einsatz des Naturwerkstoffs bewährt, da die Möglichkeit zur Vorfertigung die Planungsfreiheit erhöht und die standortspezifische Anpassung erleichtert", führte Staatssekretär Becker aus.Zimmermeister Peter Aicher, Präsident von Holzbau Deutschland/Bund Deutscher Zimmermeister, betonte die Wichtigkeit der Grundlagenarbeit: "Forschung und Entwicklung sind zu verstärken, damit die Ökoeffizienz und die Ökoeffektivität des Bauens mit Holz weiter steigen. Holz ist der Baustoff des Jahrtausends. Der Holzbau wird in Zukunft absehbar sehr viel mehr Aufträge erhalten. Deshalb ist es notwendig, noch intensiver in die Ausbildung junger Menschen zu investieren", appellierte Aicher.Mit dem Modewort Nachhaltigkeit und anderen verbalen Floskeln befasste sich Prof. Jörg Probst aus Essen. "Wenn Sie Unsinn denken, merkt das niemand!", rüttelte er die Versammlung auf und forderte, den Verstand als Erkenntniswerkzeug zu gebrauchen: "Auf dem Weg hierher habe ich im Radio gehört: 19 km Stau auf der Autobahn, Zeitverlust etwa eine halbe Stunde. Was heißt hier Zeitverlust? Zeitverlust entsteht, wenn man die Schallmauer durchbricht. Aber auf der Autobahn im Stau?" Der Kopf ist zum Denken da, also sollte man ihn auch dafür nutzen und ruhig mal hinterfragen, was einem die Stimme aus dem Radio oder irgendwer erzählt, so der Ratschlag des Professors.Prof. Timo Leukefeld aus Freiberg setzte sich mit der energetischen Seite des Wohnens auseinander. Er betonte, dass es wichtiger sei, Ziele zu haben als Pläne und stellte deshalb die Frage: "Was rechnen wir uns denn aus?" Ein sinnvolles Ziel könne sein, im Betrieb bis 2050 nur noch 20 % der Jahres-Energiemenge von 1990 zu verbrauchen. Wie stellt man das an, wie kommen wir dorthin? "Die Quelle jeglicher Entwicklung ist Interesse", referierte Leukefeld und riet, Räume des Gelingens zu schaffen, in denen auch skurrile Ideen verwirklicht werden können. "Aber achten Sie darauf, Grenzen zu setzen. Kreativität funktioniert nur, wo Grenzen sichtbar sind und Regeln herrschen. Dann findet die Verwandlung des Bekannten in Neues statt und wir erreichen die Ziele, nach denen wir streben."

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