Dezentrale Regenwasserbehandlung

Nachträglich installierte Filter entlasten doppelt

Regenwasserbewirtschaftung Regenwassermanagement
Für den Einbau der neuen Filter in die Straßeneinläufe zeichnete die Gebrüder Förster GmbH, Schwanau, verantwortlich. Ein Mitarbeiter der Firma Funke demonstriert das leichte Wechseln des Filters. Foto: Funke Kunststoffe

LAHR (ABZ). - Zur Entlastung eines Mischwasserkanals in der Kernstadt entschloss sich das Tiefbauamt der Stadt Lahr einen Vorschlag des Planungsbüros Wald + Corbe Beratende Ingenieure GbR, Hügelsheim, umzusetzen. Entgegen der nach dem Generalentwicklungsplan 2007 ursprünglich vorgesehenen Aufdimensionierung des Mischwasserkanals sollte ein neuer Regenwasserkanal gebaut werden, der unter anderem die Oberflächenabflüsse zweier Außengebiete aufnehmen wird. Bei der Umsetzung des neuen Konzeptes war zu berücksichtigen, dass die Oberflächenabflüsse der Straßen zu behandeln sind, bevor sie in den Vorfluter eingeleitet werden dürfen. Das Tiefbauamt Lahr entschied sich für den Einsatz des Systems Innolet von der Funke Kunststoffe GmbH. Das System reinigt Niederschlagsabflüsse dezentral, noch bevor sie in den Regenwasserkanal bzw. in Oberflächengewässer gelangen.

Zwischen 2005 und 2007 entwickelte das Ingenieurbüro Wald + Corbe einen Generalentwässerungsplan (GEP 2007 – Kernstadt) für die Stadt Lahr. Ziel war es, Problemstellen im Netz zu ermitteln, in denen eine ausreichende hydraulische Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben war und anschließend einen Maßnahmenkatalog zu deren Behebung aufzustellen. Bei der Planung waren u. a. die örtliche Bebauung, die Außengebiete und die Wasserspiegellagen in den Vorflutern zu berücksichtigen.

"Auf dieser Basis werden die Maßnahmen entsprechend ihrer Priorität sukzessive durchgeführt, um das Kanalbestandsnetz unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren", erläutert Kleinthomä, Leiter der Abteilung Tiefbau, Stadtbauamt Lahr.

Zu den ersten Sanierungsmaßnahmen gehörte die Ertüchtigung des Mischwasserkanals in der Tramplerstraße. Aufgrund der Außengebietszuflüsse war regelmäßig ein Überstau des Mischwasserkanals zu beobachten, der auch rechnerisch im Zuge der Erstellung des GEP nachgewiesen wurde. Die zunächst vorgesehene Aufdimensionierung des Mischwasserkanals wurde zugunsten eines Alternativvorschlags fallen gelassen, der den Neubau eines Regenwasserkanals zur Abführung der Oberflächenabflüsse in den nahe gelegenen Vorfluter "Sulzbach" vorsah. "Dies hatte den Vorteil, dass neben dem Mischwasserkanal zukünftig auch die Kläranlage deutlich entlastet wird", erklärt Kleinthomä. So wurde in einem ersten Bauabschnitt eine neue Regenwasserentwässerungsleitung in den Nennweiten DN 1200 bis DN 1600 verlegt. Weitere dringende Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am bestehenden Kanalnetz in der Tramplerstraße folgten in einem zweiten Bauabschnitt. Abschließend wurde die Straßendecke der Tramplerstraße über die gesamte Fahrbahnbreite saniert. Sowohl die Kanalisations- als auch die Straßenbauarbeiten führte die Knäble GmbH Straßenbau, Biberach, aus.

Die zu genehmigende Einleitmenge, die über den neuen Regenwasserkanal in den Vorfluter abgeführt werden soll, wurde unter Verwendung des zweijährlichen Eulermodellregens Typ II aus der Bestandsrechnung zu 1175 l/s ermittelt. Der qualitative Nachweis erfolgte nach den Arbeitshilfen für den Umgang mit Regenwasser in Siedlungsgebieten der LfU Baden-Württemberg und dem ATV-DVWK Merkblatt 153. Die Berechnung ergab, dass das Regenwasser vor der Einleitung in den Sulzbach zu behandeln ist. Das Stadtbauamt Lahr entwickelte daraufhin in Zusammenarbeit mit der Firma Funke ein Regenwasserbehandlungskonzept, das die Ausrüstung der Straßeneinläufe im Kanalsanierungsbereich mit Innolet-Filtern vorsah. Insgesamt sollten 20 Straßeneinläufe mit dem Filtersystem in Standardausführung quadratisch ausgestattet werden. Auch hier erfolgte die Nachweisführung nach LfU-Arbeitshilfen und ATV-DVWK Merkblatt 153. Das Ergebnis zeigte eine ausreichende Reinigung des Regenwassers, so dass die Maßnahme vom Landratsamt genehmigt wurde.

Anschließend erfolgte noch der quantitative Nachweis, wonach der Einleitungsabfluss bei einem 15-Minuten-Regen der Jährlichkeit 1 den einjährlichen Hochwasserabfluss im Vorfluter nicht überschreiten darf. Die Berechnungen zeigten, dass ein Zwischenspeichern des von den Straßenflächen anfallenden Niederschlagswassers vor der Einleitung in den Sulzbach nicht erforderlich ist.

Mit dem Innolet-System der Funke Kunststoffe GmbH kann anfallendes Niederschlagswasser bereits im Straßenablauf Schadstoffen weitestgehend gereinigt werden. Das System, mit von dem sich Straßenabläufe nach DIN 4052 einfach nachrüsten lassen, besteht aus Edelstahl (1.4404) und ist in zwei Ausführungen erhältlich: Bei Straßenabläufen mit Gussaufsatz in der Größe 500 x 500 mm beträgt der Durchmesser 315 mm. Bei Straßenabläufen mit Gussaufsatz in der Größe 300 x 500 mm beträgt der Durchmesser 250 mm. Die Bauhöhe ist bei beiden Varianten mit 700 mm gleich. "Die Vorteile des dezentralen Regenbehandlungssystems Innolet sind die einfache und wirtschaftliche Nachrüstbarkeit der meisten Straßenabläufe ohne bauseitige Veränderungen, die hohe Reinigungsleistung des Filters und der damit verbundene hohe Rückhalt von Schwermetallen (60–80 %), PAK (50 %) und AFS (50–80 %)", erläutert Funke-Fachberater Jürgen Gäßler. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass das Innolet-System, das im Rahmen von zwei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technik (BMWI) untersucht und ausgewertet wurde, in diesem Jahr vom IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur als erstes Produkt zur dezentralen Niederschlagswasserbehandlung das neue Siegel "IKT-geprüft gemäß Trennerlass" erhalten hat. "Ein eindeutiger Nachweis für seine hohe und zuverlässige Reinigungsleistung", findet Gäßler.

Das Funktionsprinzip des Systems ist denkbar einfach: Das Niederschlagswasser von Straßen- oder Gewerbebereichen fließt in den mit Innolet ausgerüsteten Straßeneinlauf. Der oben angeordnete, seitlich gelochte Grobfilter, der zuerst durchströmt wird, dient dem Rückhalt von Grobstoffen im oberflächlichen Abfluss. Diese setzen sich auf dem Boden des Grobfilters ab. Durch die seitlichen Öffnungen gelangt das Wasser in die darunter liegende Filterpatrone, die mit Substrat gefüllt ist. Hier werden insbesondere die im Oberflächenabfluss mitgeführten gelösten Schwermetalle sowie die organischen Substanzen adsorbiert. Auf Grund seines großen Porenvolumens und eines speziellen Öladsorbers besitzt das Substrat zudem eine sehr gute Ölaufnahmefähigkeit. Danach gelangt das gereinigte Wasser über den vorhandenen Ablauf in den Regenwasserkanal oder in ein Gewässer. "Der Austausch des Substrats sollte einmal jährlich erfolgen", so Gäßler. "Die empfohlene Anschlussfläche beträgt beim Innolet mit Gussabdeckung 300x500 mm ca. 250 m² und beim Innolet mit Gussabdeckung 500x500 mm ca. 400 m²."

Der Neubau des Regenwasserkanals in der Tramplerstraße in Lahr ist sowohl hinsichtlich der Entlastung des Mischwasserkanals als auch der Kläranlage eine sinnvolle Entscheidung gewesen. "Die Umsetzung des Regenwasserkonzeptes mit den dezentral wirkenden Innolet-Filtern von Funke war unter wirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten ebenfalls eine sehr gute Wahl", resümiert Kleinthomä.

Weiterführende Informationen zu den Produkten der Funke Kunststoffe GmbH erhalten Interessierte auch auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum an Stand H-10 im 2. Obergeschoss.

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