Die EnEV-Befreiung ist möglich

Vom Unterschied zwischen gerechnetem und tatsächlichem Verbrauch

von:

Clemens Kuhlemann

Poroton Dämmstoffe
Poroton Geschäftsführer Clemens Kuhleman: "Wir befinden uns mit den am grünen Tisch ermittelten Energiebedarfswerten von Gebäuden auf einem kostspieligen Holzweg. Foto: Poroton

BERLIN. – Am 1. Januar 2016 tritt die verschärfte Version der EnEV 2014 in Kraft. Mit ihr werden die energetischen Anforderungen an neue Gebäude noch einmal drastisch um 25 % verschärft. Experten aus allen Bereichen der Bauwirtschaft warnen seit langem davor, dass das Gebot der Wirtschaftlichkeit schon mit der EnEV 2014 nicht mehr gegeben ist, geschweige denn mit der nun kommenden Verschärfung, da die erzielten Energieeinsparungen in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu den gestiegenen Baukosten stehen. Studien über tatsächliche Energieverbräuche in Gebäuden beweisen inzwischen, dass diese Warnungen berechtigt sind.Wie z. B. die aktuelle Kennwertstudie des Energiedienstleisters Techem zeigt, ging der Verbrauch für Raumheizwärme in Mehrfamilienhäusern zwischen 2008 und 2014 durchschnittlich um magere 1,5 % pro Jahr zurück. Die Einsparungen in den Jahren zuvor seien dagegen noch deutlich größer gewesen. Durch die energetischen Vorgaben der Energieeinsparverordnung für den Neubau konnten demnach in den letzten Jahren keine merklichen zusätzlichen Einspareffekte mehr erzielt werden, heißt es in der Techem-Studie. Die Analyse basiert auf Daten, die im Rahmen der Verbrauchsabrechnungen für das Jahr 2014 bundesweit in rund 1,5 Mio. Wohnungen in 126.000 Mehrfamilienhäusern, in rund 140 deutschen Städten, für unterschiedliche Gebäudegrößen und Energieträger erhoben und ausgewertet wurden. Sie darf also mit Fug und Recht als repräsentativ gelten.Einen weiteren Hinweis darauf, dass wir uns mit den am grünen Tisch ermittelten Energiebedarfswerten von Gebäuden auf einem kostspieligen Holzweg befinden, liefert das Modellprojekt der Wiesbadener Wohnbaugesellschaft GWW. Das Projekt vergleicht acht Wohnhäuser, die die GWW im KfW-55-, EnEV-2009- und Passivhausstandard errichtete. Rein rechnerisch müssten die Passivhäuser die größten Energieeinsparungen erzielen und damit die höheren Baukosten rechtfertigen. Tatsächlich stehen nach der ersten Heizperiode kaum messbare Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber. Der Stromverbrauch der beiden Passivhäuser war sogar deutlich höher als bei den EnEV-Häusern.Beide Studien bilanzieren die im Grunde nicht neue Erkenntnis, dass vor allem Bedarf und Nutzerverhalten darüber entscheiden, ob das Einsparpotenzial genutzt wird oder nicht. Je hochwertiger der energetische Zustand eines Gebäudes ist, umso stärker ist der Einfluss des Bewohners. Das Nutzerverhalten wird aber von der Energiebedarfsberechnung nach DIN V 18599 und damit von der EnEV nicht ausreichend erfasst. Mit anderen Worten: Ständig steigende energetische Anforderungen und damit ständig steigende Kosten, gehen am eigentlichen Problem vorbei. Und am Ende gebiert der Elefant die Maus.

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Je niedriger der Endenergieverbrauch, desto höher sind die Baukosten. Das gefährdet die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes. Grafik: ARGE Kiel

Was tun? Erstaunlicherweise bietet die EnEV 2014 und somit auch die verschärfte Version 2016 selbst die Möglichkeit, sich aus diesem Kreislauf immerwährender Kostensteigerung für immer weniger Energieersparnis zu befreien. Paragraf 25 der Energieeinsparverordnung ermöglicht Bauherren und Planern, von der EnEV-Befreiung Gebrauch zu machen, wenn die erforderlichen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdauer nicht erwirtschaftet werden können und dies nachgewiesen werden kann. Insbesondere für die Wohnungswirtschaft dürfte dies interessant werden, denn allenfalls in sehr wirtschaftsstarken Regionen können EnEV-bedingte Mehrkosten so auf die Miete umgelegt werden, dass sie wirtschaftlich darstellbar sind.Fazit: Die energetische Qualität moderner Baustoffe in Verbindung mit professioneller Planung ermöglichen die gewünschten Einrspareffekte zu vertretbaren Kosten, ohne dass ständig an der EnEV-Schraube gedreht werden müsste. Die Deutsche Poroton bietet mit dämmstoffverfüllten Poroton-Ziegeln sowie abgestimmten Ergänzungsprodukten und der Poroton-Planungssoftware seit Jahren alles, was dazu nötig ist. Anstatt sich permanent in Details zu verlieren, sollten sich die politisch Verantwortlichen um die Bereiche kümmern, in denen tatsächlich noch Effizienzsprünge zu erzielen sind: das Nutzerverhalten sowie die Sanierung von Bestandsgebäuden.

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