Digitale Genehmigungs- und Prüfverfahren im Hochbau

Landkreis Hof übernimmt Vorreiterrolle

Hof (ABZ). – Intelligent Empowerment of Construction Industry (iECO) ist eines der ersten Leuchtturmprojekte des bundesdeutschen GAIA-X-Förderwettbewerbs. Die Konsortialpartner befinden sich in den Startlöchern und entwickeln gemeinsam einen Digitalen Zwilling eines Gebäudes, der sämtliche Planungs-, Bau- und anschließende Nutzungsprozesse innerhalb eines Ökosystems auf der vom Bundeswirtschaftsministerium bereitgestellten GAIA-X-Infrastruktur abbilden soll.
Hochbau
Ziel des Landkreises Hof ist es, eine beispielhafte Struktur zu schaffen, die auf in Deutschland etablierten Datenaustauschformaten, wie etwa XPlanung und XBau, basiert. Diese Möglichkeiten sollen im Zuge der weiteren Entwicklung fortwährend ausgebaut werden. Mithilfe dieser neuen digitalen Workflows und Plattformen auf der GAIA-X-Infrastruktur soll ein paralleles statt wie bisher sequenzielles Arbeiten bei Genehmigungs- und Prüfprozessen möglich sein. Auf diese Weise sind Behörden und privatwirtschaftliche Unternehmen nicht nur in der Lage, diese Prozesse schneller abzuwickeln, sondern es entsteht auch ein Rahmen für eine kollaborative Zusammenarbeit am Bau. Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof bringt als Partner der Forschung Know-how im Bereich Datennutzung, rechtskonforme Digitalisierung und Datenschutz ein.

Die umfassende Einbindung der öffentlichen Hand über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie umfasst die Genehmigungsseite, vertreten durch den Landkreis Hof als assoziierter Partner und die Landesgewerbeanstalt Bayern als Vollpartner, die für die Seite der Prüfung der Standsicherheit steht.

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof bringt als Partner der Forschung Know-how im Bereich Datennutzung, rechtskonforme Digitalisierung und Datenschutz ein. Der Landkreis Hof ist einer von zehn Kreisen in Bayern, die derzeit im Rahmen der bayerischen Digitalen Bauantragsverordnung als Piloten berechtigt sind, Bauanträge digital anzunehmen und zu prüfen. Im Zuge des bundesweiten iECO-Förderprojekts möchte das Hofer Land ein Modell für die gesamte Bundesrepublik erproben und realisieren. Ziel sei es, damit bundesweit einen regelrechten Digitalisierungsschub im Baubereich zu generieren.

"Wir möchten eine beispielhafte Struktur schaffen, die auf in Deutschland etablierten Datenaustauschformate, wie etwa XPlanung und XBau, basiert, diese Möglichkeiten weiter unter die Lupe nimmt und entsprechend ausbaut", erklärt Dr. Marcus Achenbach von der Landesgewerbeanstalt Bayern. Innerhalb der Bundesrepublik sind sämtliche Aspekte der Bausicherheit – so auch die Genehmigungs- und Prüfverfahren – allesamt Ländersache. Da es keine allgemeinen Vorgaben für die IT-basierte Abwicklung gibt, sind nicht nur die Softwareprogramme, die in den Bundesländern eingesetzt werden, unterschiedlich. Auch die Stände sind es. Während Bayern nach eigenen Angaben zu den bundesweiten Vorreitern zählt, gibt es auch Bundesländer, die noch keine oder kaum Erfahrungen mit digitalen Prüf- und Genehmigungsverfahren im Bauwesen vorweisen können. Genau hier setzt das iECO-Förderprojekt an, heißt es seitens der Verantwortlichen.

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Mithilfe dieser neuen digitalen Workflows und Plattformen auf der GAIA-X-Infrastruktur soll ein paralleles statt wie bisher sequenzielles Arbeiten bei Genehmigungs- und Prüfprozessen möglich sein. Fotos: AdobeStock

Ein Grund, weshalb sich das digitale Planen und Bauen mit BIM-Modellen im Hochbau teilweise noch nicht durchsetzen kann, sei die fehlende Einbindung der Öffentlichen Hand in Prozesse und Datenräume. "Genehmigungsverfahren können sich für genehmigungspflichtige Bauten als Job-Stopper, mindestens aber Verzögerer des Baubeginns und der weiteren Ausführung erweisen", ist Prof. Dr. Beatrix Weber von der Hochschule Hof überzeugt. Als Grundlage der Gebäudesicherheit und zur Berücksichtigung von Umweltbelangen seien sie jedoch unverzichtbar. Diese Genehmigungs- und Prüfprozesse sind aufwändig und erfordern Abstimmungen mit zahlreichen Beteiligten. Die Digitalisierung in einem neuen, virtuellen Ökosystem soll den beteiligten Parteien in einer sicheren Datenumgebung zusammenbringen und schnellere sowie flexiblere Prozesse ermöglichen – so das Ziel der iECO-Konsortialpartner.

Aktuell werden die Dokumente beim Landkreis Hof verordnungskonform als PDF-Dateien eingereicht und digital freigegeben. Eine gemeinsame Projektumgebung, die die gesamte Kette – von der Planung über die Prüfung und Genehmigung bis hin zur Nutzung mit sämtlichen Änderungsprozessen umfassend abbildet – gibt es momentan noch nicht. Diese soll im Rahmen des GAIA-X-Förderprojekts geschaffen werden und damit den Weg für die Arbeit mit BIM-Modellen ebnen, für die derzeit noch keine einheitlichen Regelungen existieren.

"Die Basis bildet eine sichere Datenübertragung", erläutert Dr. Achenbach. "Denn nur damit ist ein vertrauensvoller Datenaustausch möglich. Das bedeutet, jeder am Projekt Beteiligte muss selbst entscheiden können, wie weit seine Daten in das gemeinsame Projekt eingebunden werden. Nur so kann ein übergreifendes Vertrauen für digitale Prozesse geschaffen werden." Prof. Weber ergänzt: "Entscheidend ist vor allem auch ein niederschwelliger Zugang für kleinere und mittelständische Betriebe. Das bedeutet, wir müssen Musterprozesse schaffen und mit offenen Schnittstellen arbeiten, denn insbesondere Handwerksbetriebe haben oft weder das Personal noch die Software, um ohne fremde Hilfe an den neuen Workflows teilhaben zu können."

Beide Experten betonen, dass es keine Änderungen hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der Genehmigungs- und Prüfverfahren geben werde. Eher das Gegenteil werde eintreten, denn durch die digitalen Prozesse, die nicht ausschließlich auf Plan-, sondern auf echten Baudaten basieren sollen, wird es für Parteien in späteren Phasen – etwa bei einer Umnutzung eines Bauwerks – auch leichter, auf die vorausgegangenen Informationen zuzugreifen. Mithilfe dieser neuen digitalen Workflows und Plattformen auf der GAIA-X-Infrastruktur soll ein paralleles statt wie bisher sequenzielles Arbeiten bei Genehmigungs- und Prüfprozessen möglich sein. Auf diese Weise sind Behörden und privatwirtschaftliche Unternehmen nicht nur in der Lage, diese Prozesse schneller abzuwickeln, sondern es entsteht auch ein Rahmen für eine kollaborative Zusammenarbeit am Bau – so das Statement der Verantwortlichen.

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