Digitalisierung bei Doka

Mehrwert für die Kunden steht stets im Vordergrund

von: Robert Bachmann
Doka Schalungstechnik
Beim Schalungshersteller Doka und der Konzernmutter Umdasch Group gehört die Digitalisierung längst zu den Kernthemen der Unternehmensentwicklung. Foto: Doka

Amstetten/Österreich. – Auch bei Doka hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Einige der Technologien, die das Unternehmen derzeit erprobt, haben das Potenzial, klassische Geschäftsmodelle des Schalungsherstellers zu wandeln und auf lange Sicht teilweise durch neue Geschäftsfelder zu ersetzen – inklusive disruptiver Innovationen. Dennoch müssen solche Ansätze konsequent verfolgt werden, wenn sich daraus ein Mehrwert für die Kunden ergibt, so die Botschaft des Unternehmens bei einem Fachpressebesuch in der Unternehmenszentrale der Doka im österreichischen Amstetten. Der Schalungshersteller Doka blickt auf mittlerweile 60 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Aktuell beschäftigt Doka nach eigenen Angaben rd. 6800 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro im Jahr. Das sind etwas mehr als 80 % des Gesamtumsatzes der Umdasch Gruppe, zu der das Unternehmen gehört. Um auch in Zukunft erfolgreich am Markt agieren zu können, beschäftigt sich das Unternehmen fortlaufend mit neuen Trends und Entwicklungen. "Natürlich sind wir stolz auf unsere Vergangenheit, gleichzeitig richten wir den Blick aber konsequent nach vorne", erklärte Marketingleiter Michael Rafetseder kürzlich vor Vertretern der Fachpresse, die von Doka in die Unternehmenszentrale nach Amstetten geladen wurden, um sich über einige spannende Aktivitäten des Herstellers im Bereich der Digitalisierung auszutauschen.

Nicht zum Selbstzweck
An der Digitalisierung kommt heute kein Industrieteilnehmer vorbei. Wichtig sei dabei, entsprechende Projekte nicht zum Selbstzweck zu forcieren, erklärte Rafetseder. Der Nutzen bzw. Mehrwert für den Kunden müsse stets im Vordergrund stehen. Neben einer handfesten Strategie bedarf es dabei vor allem einer Menge Know-how, speziell auch abseits der eigentlichen Kernkompetenz. Anfang 2017 hat die Umdasch Gruppe dafür die Doka Ventures (mittlerweile Umdasch Group Ventures) gegründet, eine Beteiligungsgesellschaft, mit der sich das Unternehmen u. a. an Startups beteiligt, die sich mit neuen Trends und Technologien am Bau beschäftigen.

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Marketingdirektor Michael Rafetseder (li.) begrüßte die Pressevertreter in der Unternehmenszentrale in Amstetten. Produktionsleiter Werner Hillinger führte anschließend durchs Werk. Foto: Bachmann

Eines der prominenteren Projekte, die hier verfolgt werden, ist der 3D-Beton-Druck. Umdasch Group Ventures hatte sich bereits im vergangenen Jahr an dem US-Unternehmen Contour Crafting beteiligt, welches einen mobilen 3D-Baudrucker entwickelt hat, mit dem sich potenziell ganze Gebäude im Druckverfahren herstellen lassen. Im Grunde also eine Technologie, die das klassische Geschäft des Schalungsherstellers – zumindest potenziell – irgendwann einmal untergraben könnte. Der Gedanke dahinter ist jedoch nur logisch: Bevor es jemand anderes tut, machen wir es lieber selbst. Und, so die einhellige Meinung der Produktspezialisten bei Doka vor Ort: Wenn der Markt danach verlangt, dann gehen wir diesen Weg selbstverständlich mit.

Schalung aus dem Drucker
Während es wohl noch etwas dauern wird, bevor konventionell ganze Gebäude einfach ausgedruckt werden, befasst sich Doka mit dem etwas näher liegenden Ansatz, Schalungen aus dem 3D-Druckverfahren zu verwenden. Senior Projekt Entwickler Helmut Hilliges stellte dazu ein Projekt vor, das Doka im Rahmen eines Neubaus für die Sächsische AufbauBank (SAB) in Leipzig realisiert hatte. Dabei ging es um die Betonage einer geometrisch anspruchsvollen Foyertreppe. Die Herausforderung: Wand und Treppenplatte der geschwungenen Konstruktion mussten in einem Guss betoniert werden.
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Martin Schneider, BIM-Koordinator bei Doka.

Bereits in vielen anderen Projekten wie dem ESO Supernova Planetarium in München hat Doka seine Expertise für die Herstellung geometrisch anspruchsvoller Sonderschalungen bewiesen. Im Falle der SAB Leipzig entschied sich das Unternehmen, die zuvor mittels CAD geplante Schalhaut im 3D-Druckverfahren herstellen zu lassen. "Die 3D-Schalhaut besteht hier aus einem Epoxy-Sand-Gemisch", erklärte Hilliges, "das durchaus Potenzial für die Zukunft hat, weil es die für die Betonage nötige Härte und Biegesteifigkeit mitbringt." Auch Oberflächenvergütungen stellen dem Experten zufolge kein Problem dar, ebenso wie die Entsorgung.Das Projekt diente v. a. als Test für den Schalungshersteller, so Hilliges, um die Vor- und ggf. Nachteile des Verfahrens gegenüber der konventionellen Fertigung von Sonderschalungs-Elementen zu ermitteln. Im Ergebnis habe sich gezeigt, dass zwischen der 3D-gedruckten Schalhaut und der manuell gefertigten Sonderschalung qualitativ keine Unterschiede festzustellen waren. Hilliges: "Dabei ist man mit der gedruckten Lösung meist schneller und mit höherer Genauigkeit am Ziel. Zudem werden Lösungen möglich, die die Limits konventioneller Herstellung weit übertreffen."Aktuell wird das 3D-Druck-Verfahren hauptsächlich bei speziellen Anwendungen eingesetzt, bspw. bei der Herstellung von Fertigteilen (s. Schalhaut SAB Leipzig) oder in Entwicklungsländern, um schnell und vergleichsweise günstig einfachen Wohnraum zu erstellen. Im Falle der gedruckten Schalhaut ist das Verfahren allerdings noch recht teuer. "Wie bei jeder relativ jung in der Fläche eingeführten Technologie werden aber auch hier die spezifischen Kosten laufend weiter abnehmen und Verbesserungen in der Performance stetig zunehmen", so Hilliges.

Intelligente Schalung
Dass sich Doka bereits seit Längerem mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auseinandersetzt, zeigt das Messsystem Concremote. Dabei handelt es sich um Sensoren, die in den Beton eingebracht werden können und kontinuierlich Daten zum Aushärtungsprozess liefern. Das zugrundeliegende System wurde ursprünglich von der holländischen Firma BAS Research & Technology entwickelt, wie Werner Wenighofer erklärte, der als Business Developer bei Doka für das Thema Concremote in Europa zuständig ist. Seit 2016 ist der Betonprüf-Spezialist BAS Teil der Doka Gruppe.
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Werner Wenighofer, Business Developer bei Doka.

Concremote sei ein entscheidender Schritt hin zur intelligenten Schalung, so Wenighofer. Die Funktionsweise ist denkbar simpel: Ein in den Beton eingebrachter Sensor misst regelmäßig die Temperatur des aushärtenden Betons. Die Daten werden in ein Rechenzentrum weitergeleitet, wo daraufhin die Reife des Betons errechnet wird. Diese wird anschließend mit der jeweiligen Kalibrierkurve abgeglichen, womit letztlich die Festigkeit des Betons ermittelt wird. Im Gegensatz zur herkömmlichen Methode, bei der dem Beton ein Probewürfel entnommen und im Labor geprüft wird, misst Concremote in Echtzeit und unter Realbedingungen. Über ein entsprechendes Portal können die jeweiligen Entscheidungsträger eines Bauprojekts jederzeit auf diese Werte zurückgreifen und auf dieser Basis den optimalen Zeitpunkt bestimmen, an dem ausgeschalt werden kann. Auf diese Weise lasse sich der Bauprozess nicht nur in zeitlicher Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf Qualität und Sicherheit optimieren, so Wenighofer. Weltweit könne Doka bereits auf über 1000 Einsätze von Concremote zurückblicken, wie Wenighofer ausführte. Nach eigenen Angaben habe man dabei Produktivitätssteigerungen von bis 20 % ermitteln können. Allein die Bauzeit lasse sich mit Concremote je nach Projekt um bis zu 70 % reduzieren, hinzu kämen bis zu 25 % weniger Vorhaltemenge.

Virtuelles Planen und Bauen
Vor allem das Thema BIM (Building Information Modeling) steht bei Doka weit oben auf der Agenda. Im Zuge des digitalen Wandels, im Grunde aber schon seit längerer Zeit, ergänzen immer mehr Dienstleistungen das Angebot des Schalungsherstellers – insbesondere im Bereich Planungsleistungen. Bei Doka befasse man sich daher insbesondere mit dem Ansatz des VDC (Virtual Design and Construction; dt.: Virtuelles Planen und Bauen), wie Martin Schneider, BIM-Koordinator bei Doka, erklärte. Basierend auf Daten aus dem BIM-Modell wird dabei die gesamte Prozessplanung um ein Bauprojekt virtuell durchgespielt.
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Das Messsystem Concremote liefert kontinuierlich Daten zum Aushärtungsprozess des Beton. Fotos: Doka

Die Frage für Doka lautet hier: Was können wir als Schalungshersteller hierzu beitragen? In erster Linie natürlich Daten, die für die Prozessplanung wichtig sind – Stichwort Concremote. Darüber hinaus könne man bei Doka digitale Abbilder der eigenen Produkte liefern, mit denen auch der Schalungsprozess während der Planungsphase modelliert und entsprechend optimiert werden kann.

Passend dazu arbeitet Doka an verschiedenen Möglichkeiten der Visualisierung des Virtuellen. Von der Virtual Reality-Brille, über die man bspw. direkt in ein Bauprojekt eintauchen kann, bis hin zur sog. Augmented Reality, über die sich bspw. eine 2D-Planung auf einem Mobilgerät in ein 3D-Modell verwandeln lässt, sind die Möglichkeiten hier besonders vielseitig. Ebenso wie die potenziellen Anwendungsfälle, die sich von Schulungen über Kollisionsprüfungen bis hin zum Marketing erstrecken.

Entscheidend dafür, dass Methoden wie BIM oder VDC auch wirklich greifen, sind auch aus Sicht der Doka offene bzw. standardisierte Schnittstellen. Was Doka betrifft, so werde seit geraumer Zeit an diesen Schnittstellen für die Modellübergabe gearbeitet, sagt Schneider. Hierzu hat das Unternehmen eigens das Competence Center VDC/BIM installiert, das seinen Sitz im Headquarter in Amstetten hat. Schneider: "Wenn wir als Schalungstechniker schon in der Planung statt während der Angebotslegung hinzugezogen werden, können wir als Experten schon hier wichtige Inputs geben, damit der Kunde selbst die besseren Entscheidungen treffen kann."

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