Digitalisierung in der Produktion

Neue Steuerungstechnik verbessert Prozesse im Fertigteilbau

Freitag, 1 Uhr: Der Polier von einer Kundenbaustelle meldet sich mit einer Reklamation. In einer der gestern gelieferten Wände fehlen zwei Elektrodosen. Der Abteilungsleiter kann sich das eigentlich nicht vorstellen. Und er hat Recht: Die Fotodokumentation der fraglichen Elemente zeigt alle Einbaudosen aus der Zeichnung.
Betonfertigteile
Über den beiden Isolierplätzen hängt jeweils eine Kamera. Bei den isolierten Elementen kann man auf der Aufnahme sehen, dass die Isolierung ohne Lücken geschlossen ist.

Langkampfen/Österreich (ABZ). – Diese Situation ist nur eines von zahlreichen Beispielen, die den Mehrwert der Digitalisierungsmaßnahmen bei Kurz veranschaulichen. In Zusammenarbeit mit dem Automatisierungsexperten Unitechnik hat der Fertigteilbauer seine Steuerungs- und Leittechnik erneuert – und so den Weg zur papierlosen Produktion geebnet.

Die Firma Kurz Fertigteilbau Ges. m.b.H hat ihren Sitz im österreichischen Langkampfen in der Nähe von Kufstein und ist Teil der Bodner-Gruppe, nach eigenen Angaben eines der führenden Bauunternehmen in Österreich. Bereits seit 47 Jahren produziert Kurz hochwertige Halbfertigteile, konstruktive Fertigteile, Fassadenelemente und Fertigteiltreppen. Im Werk 3 in Langkampfen werden Elementdecken, Doppelwände und Thermowände gefertigt – im Schnitt 100 m² Decke und Doppelwand pro Stunde. Die Steuerungstechnik und der Leitrechner UniCAM.10 der automatisierten Umlaufanlage stammen aus dem Hause Unitechnik Systems.

In der Vergangenheit nutzte Kurz in seinem Werk Zeichnungen auf Papier. Diese Arbeitsweise fand Abteilungsleiter Gerd Neus unbefriedigend: "Der Werker hat die Element-Informationen über ausgedruckte Blätter erhalten, die auf der Palette befestigt waren. Diese waren mal besser und mal schlechter zu lesen. Am Ende des Tages landete ein riesiger, schmutziger Papierberg im Leitstand, der dann vorsichtshalber in Aktenordner geheftet wurde."

Mit dem Ziel, intransparente und arbeitsintensive Prozesse zu eliminieren, startete Kurz eine Digitalisierungsoffensive. In diesem Rahmen wurde die Firma Unitechnik mit der Erweiterung des Leitsystems UniCAM.10 um Großbildschirme, Touchpanels und Kameras beauftragt – hin zu einer papierlosen Fertigung. Sämtliche Arbeiten wurden von Unitechnik im laufenden Betrieb ausgeführt, sodass es zu keinerlei Beeinträchtigung der Produktion kam.

Schmutzige Papierzeichnungen gehören der Vergangenheit an. Heute zeigen Großbildschirme an jeder Station die Elemente der aktuellen Palette an. Fährt die Palette auf eine Arbeitsstation, werden auf dem 55-Zoll-Monitor automatisch die CAD-Zeichnungen der zu fertigenden Elemente angezeigt. Insgesamt wurden acht handelsübliche LED-Fernseher in der Palettenumlaufanlage montiert und mit dem Leitrechner verbunden. Alternativ zu den CAD-Zeichnungen können auf den Bildschirmen auch beliebige Ansichten des Leitsystems UniCAM.10 angezeigt werden. Auf dem Abhebeplatz ist es beispielsweise sinnvoll, die Auslagerwarteschlange im Blick zu haben. Der Großmonitor im Eingangsbereich zeigt dagegen den Mitarbeitern wichtige Kennzahlen. So ist der aktuelle Stand der Produktion für alle Mitarbeiter jederzeit sichtbar. Das stärkt den Zusammenhalt, da sich jeder Einzelne mitverantwortlich fühlt.

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Betonfertigteile
Der Mitarbeiter bestätigt auf den Touch-Bildschirmen über eine eingeblendete Checkliste, dass alle Arbeitsschritte durchgeführt wurden.

Grundsätzlich stehen die Mitarbeiter bei Kurz im Fokus. So gehört es zur Grundphilosophie von Abteilungsleiter Gerd Neus, dass Material und Informationen zu den Mitarbeitern an den Arbeitsplatz gebracht werden: "Die Mitarbeiter sollen nicht durch die ganze Anlage laufen, um das Material zusammenzusuchen." Auch die Prozesse in der Anlage entstammen keiner Vorgabe der Leitung, sondern sind das Ergebnis der Mitsprache der Mitarbeiter. Auf diese Weise werden Vorschläge in der Umsetzung sehr gut angenommen. Ein Beispiel: Das Team hat verschiedene Arten von fahrbaren Ständern gefertigt, auf denen Elektrodosen, Magnete oder Bügel ordentlich verstaut werden können. Für jede Palette wird das Material in der Arbeitsvorbereitung zusammengestellt und an der Arbeitsstation bereitgestellt.

Die Fotodokumentation ist Teil eines ausgeklügelten Qualitätsmanagementsystems. An der Decke über den Betonier-Stationen und den Isolier-Stationen befinden sich Kameras, die hochaufgelöste Aufnahmen der Paletten anfertigen. Gekoppelt sind die Kameras an Touch-Bildschirme, die in der Nähe der Arbeitsplätze montiert sind. Der Mitarbeiter bestätigt über eine eingeblendete Checkliste, dass alle Arbeitsschritte durchgeführt wurden und sich die auf der Zeichnung angegebenen Teile auf der Palette befinden. In einem Bemerkungsfeld kann er zusätzlich freien Text eingeben – zum Beispiel einen Hinweis auf die Verwendung eines anderen Dosentyps. Nach der Bestätigung löst die Kamera aus und dokumentiert den Status fotografisch. Erst danach wird die Palette für den Weitertransport freigegeben. Es können auch mehrere Aufnahmen an einer Station gemacht werden, um den Fortschritt zu dokumentieren. Checkliste und Fotos werden im UniCAM-System zusammen mit den anderen Daten des Elements archiviert und können später jederzeit eingesehen werden. Auch über zwei Stationen für die Isolierung der Elemente im Obergeschoss ist jeweils eine Kamera installiert. Die Aufnahmen geben Aufschluss darüber, ob die Isolierung ohne Lücken geschlossen ist. "Das ist bauphysikalisch von hoher Bedeutung, damit sich später keine Kältebrücken bilden können", erläutert Gerd Neus.

Die Nachhaltigkeit wird auch an anderer Stelle gesteigert. In der Vergangenheit wurde die Position für die Einbauteile über Plotter – sprich mit Farbe – angezeichnet. Seit einiger Zeit laufen über den Stationen montierte Laserprojektoren über den Stationen parallel zum Plotter. Die Daten bekommt der Laser direkt aus dem Leitrechner UniCAM.10. Da sich diese Technologie bewährt hat, wird sich Kurz perspektivisch von der Farbzeichnung verabschieden. Neben dem geringeren Materialverbrauch wird die Anlage dadurch auch wartungsärmer.

Dank der Steuerungs- und Leittechnik von Unitechnik konnte Kurz seine Produktion umfassend digitalisieren. Auf dem Weg zu papierlosen Prozessen fungiert die Vor-Ort-Bereitstellung von Informationen über Großbildschirme als zentrales Herzstück. Elektronische Checklisten und Fotodokumentation heben das Qualitätsmanagement auf ein neues Niveau und schaffen ein hohes Qualitätsbewusstsein bei den Mitarbeitern. Zudem konnten zeit- und arbeitsintensive Arbeitsabläufe eliminiert werden. Besonders wichtig war für Kurz dabei die Unterstützung der Belegschaft. Gerd Neus resümiert: "Die Technik darf kein Selbstzweck sein. Sie ist ein Hilfsmittel, um den Menschen zu unterstützen. Die Ideen für Verbesserungen kommen von den Mitarbeitern. Bei der schnellen Umsetzung dieser Ideen hilft die Digitalisierung. Mit Unitechnik Systems haben wir einen kompetenten Partner an unserer Seite, der uns auf dem Weg des digitalen Wandels begleitet."

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