Diversität und Innovation

Veränderungen in der Baubranche sind unvermeidlich

Bauwirtschaft
Brent Darnell ist einer der führenden Spezialisten für emotionale Intelligenz in der Baubranche. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, zum Wandel in dem Sektor beizutragen und Werte wie Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Beziehungen zu verstärken. Foto: machineryzone

Courcouronnes/Frankreich (ABZ). - Die Demografie der Erwerbstätigen hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert und einer der Hauptunterschiede ist die Präsenz von Frauen in fast allen Bereichen. Während Frauen heutzutage fast die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen, scheint in manchen Sektoren die Zeit stehen geblieben zu sein. In der Baubranche zum Beispiel sind Frauen chronisch unterrepräsentiert und machen in Europa nur 9,5 % und in den USA nur 8,9 % der Arbeitnehmer aus. Doch vielleicht ist der Mangel an Frauen in dem Sektor nur die Spitze des Eisbergs. Brent Darnell ist einer der führenden Spezialisten für emotionale Intelligenz in der Baubranche. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, zum Wandel in dem Sektor beizutragen und Werte wie Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Beziehungen zu verstärken.

“Unsere Definition von Diversität erweitern”

Brent Darnell erzählt, dass er auf Fachtagungen immer wieder dieselben Besucher antrifft: “Es sind größtenteils weiße Männer mittleren Alters, und das ist besorgniserregend, denn alle diese Männer werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen. Das ist ein großes Problem. Ich denke, wir alle haben ein bestimmtes Bild vor Augen, wer in diesem Sektor arbeiten sollte, und das sind leider immer technisch orientierte, weiße Männer.”

Der Mangel an Frauen und anderen Minderheiten in der Branche ist für Darnell nur ein Symptom eines größeren Problems, das Diversität und Inklusion betrifft. Er fordert dazu auf, die Definitionen dieser Begriffe zu erweitern, denn Diversität betreffe nicht nur Frauen und Minderheiten. Diversität schließe alle mit ein, die anders denken, und je vielfältiger die Gedanken seien, desto mehr Ideen und Innovationen gebe es.

Als Beispiel führt Darnell die japanische Firma Toyota an. Für Toyota spielen Diversität und Inklusion eine wichtige Rolle. Sie fragen sich, so Darnell: “Wie können wir möglichst viele verschiedene Personen mit möglichst vielen verschiedenen Erfahrungen dazu bringen, an demselben Projekt zu arbeiten und so die besten Ideen hervorzubringen?”

Weiter erklärt er: “Meiner Meinung nach geht es darum, sich zu fragen: Müssen wirklich alle diese technischen Personen an den Projekten in diesem Sektor arbeiten? Denn wir nutzen bei Weitem nicht alle diese technischen Kompetenzen vollständig aus. Manchmal geht es vielmehr um die Menschen und deren Beziehungen und darum, die anderen zu motivieren. Jeder, der eine Leidenschaft für das Bauen und für Projekte hat, kann diese Arbeit machen. Man muss dazu kein Ingenieur sein oder einen technischen Hintergrund haben. Wir müssen unseren Horizont erweitern und uns fragen, wer diese Arbeit möglicherweise erledigen kann.”

“Die richtigen Personen für die Bauindustrie begeistern”

Laut Darnell müssen Bauunternehmen ihre Leidenschaft für das Bauen kommunizieren und andere Menschen, nicht nur technische Fachleute, für diesen Prozess begeistern. “Warum stellen Sie jemanden ein, der einen MBA gemacht? Denken Sie, er wird Ihnen bei der Entwicklung Ihres Business’ helfen? Ich würde lieber jemanden mit einem MFA, einem Master of Fine Arts, einstellen, da diese Menschen kreativ denken. Sie kommen ganz ohne vorgefertigte Ideen, wie die Dinge sein sollten, in diese Industrie und werden ganz neue, kreative Wege finden, um bestimmte Dinge zu erledigen.”

Für Darnell geht es darum, die Definition von Diversität und Inklusion auf alle Personen auszuweiten, die etwas beitragen und eine andere Perspektive aufzeigen können. “Wenn wir das nicht schaffen, ist die Branche meiner Meinung nach in großen Schwierigkeiten. Wir werden immer weniger Arbeitskräfte haben und die jüngeren Generationen werden sich lieber zu anderen Branchen hin orientieren, da sie sich im Bau- und Ingenieurwesen nicht willkommen fühlen.”

“Die Angst vor dem Unbekannten bekämpfen”

Darnell stellt ebenfalls fest, dass dieser Ansatz wie ein Risiko erscheint und gerade die Baubranche keine Risiken möge. “Und genau darin liegt das Problem: der Sektor verändert sich so schnell, dass die Leute, die neue Ideen haben, bald den Markt dominieren werden, wenn wir selbst keine kreativeren Ansätze für Bauprojekte finden. In China beispielsweise wurde ein Gebäude mit 57 Stockwerken in nur 19 Tagen errichtet. Dazu haben sie wahrscheinlich viel mit Präfabrikation und Modularisierung experimentiert und viele innovative Lösungen gefunden, um ein Gebäude zu konzipieren und zu erbauen.

Wenn wir weiterhin sagen ‘Aber das haben wir doch schon immer so gemacht’, werden wir bald in vielen Aspekten hinterherhängen. Ich sage Firmen immer, dass sie schon zehn Jahre Verspätung haben, wenn sie erst jetzt beginnen, Technologien wie 3D-Modelle zu nutzen. Sie müssen sich bereits jetzt für die nächsten fünf innovativen Technologien in der Baubranche interessieren. Wir müssen für diese Innovationen offen sein und die richtigen Leute in einen Raum bringen: die, die wirklich kreative Ideen haben, wir wir Gebäude konzipieren, bauen und instandhalten können. Meiner Meinung nach werden die Firmen, die die Veränderungen und Innovationen nicht akzeptieren, in fünf bis zehn Jahren nicht mehr existieren. Sie werden einfach nicht mehr konkurrenzfähig sein. Die anders denkenden Personen hingegen werden der Baubranche erheblichen Wert hinzufügen.”

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.machineryzone.de.

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