Doka-Vorstand Andreas J. Ludwig

"Wir haben immer ein Umsatzplus erwirtschaftet"

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Bei der Errichtung eines 172 m hohen Kühlturms in Indien ermöglicht die Schalungslösung einen Baufortschritt im 1-Tages-Takt.

Doka gilt als einer der international führenden Anbieter von Schalungskomplettlösungen und expandierte in den vergangenen Jahren weltweit. Darüber und über die Geschäftsentwicklung des Schalungsspezialisten sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ) mit den Doka-Vorständen Andreas J. Ludwig, Vorstand Doka Group Engineering & Production, und Jürgen Obiegli, Vorstand Doka Group Sales & Marketing.

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Andreas J. Ludwig, Vorstand Doka Group Engineering & Production.

ABZ: Wie schätzen Sie die wichtigsten Märkte für Ihr Unternehmen ein?Ludwig: In den Ländern außerhalb Europas – für uns die Länder Overseas – war in den vergangenen Jahren immer ein zweistelliges Wachstum möglich. Auf einigen Märkten macht sich für Doka die gute Baukonjunktur positiv bemerkbar, so dass wir auch größere Investitionen in neue Niederlassungen tätigen konnten. Dabei ist im letzten Jahr ein Effekt eingetreten, der mit unserem eigentlichen Geschäft nichts zu tun hat. Der Euro wurde für fast alle Währungen der Welt aufgewertet, damit natürlich das Wachstum geschwächt. Jedoch in der jeweiligen Landeswährung sind wir nach wie vor zweistellig geblieben. Eine für uns zufriedenstellende Entwicklung. Das bestätigt unsere Strategie, in diese Märkte zu expandieren. Besonders positiv hat sich Nordamerika entwickelt, wo wir gegenwärtig eine erstarkende Bauwirtschaft beobachten. Dagegen hat sich die Entwicklung in Südamerika durch die Abwertung der Währungen etwas verlangsamt. Doch ich bin sehr optimistisch für die Zukunft, da wir dort sehr gut aufgestellt sind. Dazu zähle ich vor allem Chile und Peru, wo sich unsere Investitionen bereits ausgezahlt haben. Eine weitere große Region ist für Doka der Mittlere Osten. Nach einer wirtschaftlichen Flaute 2008/09 hat die Baukonjunktur wieder angezogen – vor allem in Saudi Arabien, Katar und Dubai. Der größte Entwicklungsmarkt für uns ist Zentralasien, vor allem die Türkei und Indien. Die Märkte im Fernen Osten liegen in Malaysia, Singapur und Australien. Dort haben wir in den vergangenen Jahren neue Organisationen geschaffen und vor allem in die Logistik investiert. Ich glaube, dass wir dort unabhängig von der Konjunktur große Möglichkeiten haben, unsere Geschäftstätigkeit auszubauen. Das gilt ebenso für China, wo wir uns durch eine Reihe spannender in-genieurtechnischer Bauvorhaben bereits einen Namen gemacht haben. Insgesamt sehe ich für die Doka in diesen Märkten nicht nur mittel-, sondern auch langfristig ein enormes Entwicklungspotenzial. In der Summe sind wir mit Overseas sehr zufrieden. Damit wird unsere Strategie bestätigt, international noch stärker zu werden.ABZ: Wie entwickeln sich die Geschäfte in Europa?Obiegli: Europa ist der Start und natürlich die Basis für unsere Geschäftstätigkeiten in Overseas und Asien. Entsprechend müssen wir auch in unsere europäischen Stammmärkte investieren. Das gilt ebenso für Deutschland, um dort die Struktur und Abläufe noch besser organisieren zu können. Betrachtet man Europa insgesamt, so ist das Bauvolumen in den letzten vier Jahren um etwa 10 % zurückgegangen. Wir haben in dieser Zeit 10 % mehr Umsatz erwirtschaftet. Trotz aller Widrigkeiten auf den verschiedensten Märkten ist das für Doka eine positive Entwicklung. Dabei hat sich Zentraleuropa mit Österreich, Schweiz und Deutschland als sicherster Markt erwiesen, der nach wie vor für uns einen stabilen Umsatz und ein stabiles Ergebnis bringt und, was ganz wichtig ist, auch weiterhin wächst. Das Gleiche gilt für West- und Nordeuropa – Frankreich, Benelux und Skandinavien – ebenfalls Regionen mit stabilem Wachstum. Sorgenkind bleibt Osteuropa. In diesen Ländern ist nach der Krise 2008 ein Rückgang des Umsatzvolumens zu verzeichnen. Wir sehen wenige Märkte – Russland und Ukraine ausgenommen –, in denen sich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation abzeichnet. Insgesamt stellen wir uns in Osteuropa auf ein gleichbleibendes Geschäft ein. Schwierig ist die Situation in Südeuropa. In den letzten Jahren haben wir besonders in Italien, Portugal und Spanien einen gravierenden Rückgang der Bauwirtschaft erlebt. Aber wir haben dort rechtzeitig verschiedene Strukturmaßnahmen durchgeführt, die Organisation auf das Bauvolumen der Länder eingestellt.

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Jürgen Obiegli, Vorstand Doka Group Sales & Marketing.

ABZ: Doka zeichnet sich nicht nur durch ausgereifte Produkte aus, sondern bietet seinen Kunden auch ein umfassendes Dienstleistungspaket. Was bieten Sie Ihren Kunden?

Obiegli: Wir haben in 70 Ländern mit 160 Doka-Niederlassungen ein Service und Dienstleistungsnetz geknüpft, das für unsere Kunden alle Möglichkeiten bietet, mit Doka-Schalungsmaterial effektiv und damit kostensparend zu arbeiten. Deshalb sind wir auch ständig bemüht, unser Angebot an Dienstleistungen zu erweitern. So haben wir an unserem Stammsitz in Amstetten in Kompetenzcenter investiert, die nach Sparten wie Tunnel- oder Hochbau ausgerichtet sind. Die dort tätigen Spezialisten planen und begleiten weltweit den Einsatz von Spezialschalung bei Großprojekten. Damit sind wir beispielsweise ein Stück weit den großen Bauunternehmen in Deutschland gefolgt, die Spezialprojekte entwickeln und dann den ausführenden Gesellschaften übergeben. Ein weiterer Service an unsere Kunden ist die Übernahme von Leistungen bei der Arbeitsvorbereitung. Was früher die Bauunternehmen noch in eigener Regie durchgeführt haben, wird heute von uns Schalungsspezialisten als Dienstleistung erwartet. Natürlich wollen wir damit künftig neben Vermietung und Verkauf von Neu- und Gebrauchtmaterial auch Geld verdienen. Der Ausbau dieser neuen Servicesparte ist für uns eine ganz wichtige Vertriebsaufgabe, die wir künftig noch ausbauen werden. In manchen Ländern erwirtschaften wir damit bereits zusätzlich zu den reinen Mieteinnahmen 20 % des Umsatzes.

Ludwig: Das ist, so bin ich der Meinung, eine große Chance, sich durch diese spezielle Dienstleistung noch eine Spur besser vom Wettbewerb zu unterscheiden. Denn wir haben nicht nur ein tolles Produkt anzubieten, sondern dazu auch das entsprechende Know-how. Ein Beispiel dafür sind Schalungslösungen für den Bau von Hochhäusern. Immerhin war und ist Doka weltweit am Bau von acht der höchsten zehn Gebäude beteiligt. Nicht von ungefähr kommt es, dass wir auch den Zuschlag für den1007 m hohen Kingdom Tower – das höchste Gebäude der Welt – im saudi-arabischen Dschidda erhalten haben.

ABZ: Trotz Umsatzwachstums meldet Doka für 800 bis 1000 Produktions-Mitarbeiter im zweiten Halbjahr 2014 Kurzarbeit an. Warum erfolgt gerade in diesem Jahr eine so umfassende Produktionsanpassung?

Ludwig: Trotz aller Vermutungen und anders lautender Veröffentlichungen haben wir keine Krise im Unternehmen, sondern der Markt hat derzeit weniger Bedarf an neuem Schalungsmaterial. Das wirkt sich natürlich auf die Produktion aus. Deshalb haben wir Kurzarbeit angeordnet. Mangels Alternative ist diese Lösung für uns im zweiten Halbjahr 2014 ein Instrument zur Arbeitszeitflexibilisierung und zum Kapazitätsabbau. Das ist notwendig, da unser Geschäftsmodell saisonalen Zyklen unterworfen ist. So wird mehr als die Hälfte des Umsatzes mit der Vermietung von Schalung erwirtschaftet. Fortsetzung auf

Das heißt aber auch, die Produktion hat einen großen Vorlauf und ist Absatzschwankungen ausgesetzt. Neues Material bleibt bis zu zehn Jahre im Einsatz und wird vermietet und gewartet. Gibt es Schwankungen in der Nachfrage nach Schalungsmaterial, so wirkt sich das mit Faktor 4 bis 5 auf die Fertigung aus. Das traf auch für das vergangene Jahr zu. Wir hatten höhere Rückläufe in die Mietparks, so dass der Bedarf auf dem Markt bei steigenden Umsätzen – das ist ein wichtiger Faktor – jederzeit abgedeckt werden konnte. Dieses schalungsspezifische Phänomen verlangt aber auch in der Fertigung flexibel zu sein. Deshalb mussten wir die Produktion von neuem Material drosseln.

ABZ: Ist Kurzarbeit das Allheilmittel?

Ludwig: Wenn Sie so wollen, standen wir vor einem Scheideweg. Die eine Richtung wäre es gewesen, Material auf Halde zu produzieren und volle Lager zu haben. Damit hätten wir eine Menge Kapital gebunden. Wir als Doka haben uns aber anders entschieden und sind in den vergangenen Jahren in eine andere Richtung gegangen. Durch Kapitalmanagement sind wir in der Logistik professioneller geworden. Das heißt, wir kommen heute mit weniger Beständen aus. Für die Produktion bedeutet das, flexibler durch Kurzarbeit zu sein. Das heißt aber nicht, dass bei Doka nur noch Kurzarbeit als Allheilmittel angesagt ist. Wir wollen natürlich auch weiterhin global wachsen. Ich bin sicher, dass wir im kommenden Jahr unsere Bestände je nach konjunktureller Lage weltweit wieder auffüllen können und 2015 zur normalen Produktion zurückkehren.

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Autobahn-Brücke in Bosnien: Doka-Schalungslösung mit Freivorbauwägen für einen 555 m langen Talübergang. Fotos: Doka

ABZ: Die Bestandsproblematik ist aber nicht neu . . .

Obiegli: Damit haben alle Hersteller zu tun. Für die Doka bleibt sie ein wichtiger Punkt. Wir haben gegenwärtig weltweit in den Mietstationen einen Warenwertbestand von etwa 3 Mrd. Euro. Unsere Strategie seit 2011 ist auf die Overseas-Märkte ausgerichtet, die stärker wachsen als die europäischen. Neue Doka-Mietparks entstanden in Australien, Japan und in einigen Ländern Südamerikas, die alle gut bestückt sind. Wichtig ist bei allen Betrachtungen, dass wir mit den Mietparks erfolgreich arbeiten und in den letzten Jahren insgesamt immer ein Umsatzplus erwirtschaften konnten. Übrigens wachsen wir auch in Europa, wobei der Bau-Trend in einigen Ländern eher nach unten geht.

ABZ: Sie erwähnten, dass Doka heute über eine professionelle Logistik verfügt. Wie hat sich das in den vergangenen Jahren entwickelt?

Obiegli: Um auf die Erfordernisse der Märkte reagieren zu können, haben wir in den vergangenen Jahren viel Geld in die Logistik investiert. Unser Ziel ist es, mit weniger Beständen eine hohe Lieferfähigkeit für unsere Kunden zu halten und auszubauen. Deshalb errichtete die Doka in der Mitte Deutschlands, im thüringischen Apolda, für 14 Mio. Euro ein neues Logistikzentrum. Diese Investition bringt uns gewaltige Bestandseinsparungen auf dem deutschen Markt, weil wir in Apolda eine breite Produktpalette lagern können. Damit erhöht sich auch automatisch die Auslastung unserer Mietparks. Das schafft natürlich Reserven. Deshalb ist es nicht unbedingt notwendig, für Bauaufgaben neues Material zu beschaffen, sondern erst einmal die gut ausgerüsteten Mietparks zu nutzen. Dabei geht es eindeutig für uns um Profitabilität. Denn wir wollen natürlich wachsen, aber auch profitabel wachsen. Die Doka-Gruppe wächst weiter und ist erfolgreich in den Märkten unterwegs – besonders in den neuen Märkten, die wir als Wachstumsmärkte definiert haben.

Ein weiteres Beispiel für profitable Logistik ist für uns die weltweite Gründung von Hubs. Diese Lager der Doka-Produktion, die wir weit weg von Amstetten angelegt haben, sind gut bestückt und garantieren in entfernten Ländern kurze Wiederbeschaffungszeiten von Schalungsmaterial. Ohne diese Hubs wäre das nicht möglich. Ein Beispiel ist Saudi Arabien. Wenn von dort Bestellungen eingehen, liegen die Lieferzeiten von Österreich aus bei etwa sechs Wochen. Mit Lager vor Ort sind die Wiederbeschaffungszeiten natürlich viel kürzer. Diese weltweit gute Auslastung der vorhandenen Mietparks bedeutet natürlich, dass weniger neues Material gebraucht wird, und sie bringt Kurzarbeit in Amstetten mit sich.

Ludwig: Unser Ziel ist es keine Mitarbeiter zu kündigen, denn wir wollen ja auch im nächsten Jahr wieder wachsen und damit mehr produzieren. Dafür brauchen wir unsere erfahrenen Fachkräfte in Am-stetten.

ABZ: Eine ständig verbesserte Logistik ist der Schlüssel zum Erfolg . . .

Obiegli: Das kann man so sagen. Die eine Seite ist der Markt und die andere Seite der Aufbau einer sinnvollen Logistik, um dort erfolgreich zu sein. Wir sind jetzt in Amstetten dabei, in ein völlig neues Logistikkonzept zu investieren. Davon werden auch die nahe Österreich liegenden Märkte profitieren. Es bleibt unser Hauptanliegen, das vorhandene Doka-Material besser auszunutzen, und das weltweit.

Ludwig: Wir wollen für unsere Kunden immer das Beste. Wenn es notwendig ist und große Projekte anstehen, können wir auch schnell durch unsere Logistik aus den Mietparks reagieren oder bei Mangel an Material die Produktion verdoppeln. Das gehört auch zur Flexibilität in unserem Unternehmen.

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Großauftrag in Istanbul: Doka schalt die fünf höchsten Gebäude des neuen Stadtviertels Agaoglu Maslak 1453.

ABZ: Hat sich Doka zu spät für ein neues Logistikkonzept entschieden?

Obiegli: Die Anstrengungen zur Verbesserung der Logistik haben uns schon immer begleitet. Es ist ein kontinuierlicher Prozess. Die gegenwärtige Situation in der Produktion hat damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren viele neue Tochtergesellschaften entstanden sind und mit Material ausgestattet wurden. 40 bis 50 % unserer Produktion floss in die neuen Lager.

Jetzt sind die Gesellschaften gut versorgt und arbeiten mit ihren Mietparks. Somit ist die Nachfrage nach neuem Material geringer. Wir sind auch weltweit IT vernetzt, um den Materialfluss in der Gruppe zu steuern. Es kann nicht jede Gesellschaft für sich entscheiden wie die Bestände eingesetzt werden, sondern über die Verteilung wird in der Gruppe beraten.

Ludwig: Wir sind jetzt in 70 Ländern präsent. Damit wird die rasche professionelle Bereitstellung von Schalungsmaterial garantiert. Ich glaube, mehr Doka-Standorte werden nicht mehr dazukommen. Es gibt keinen großen Markt, auf dem wir nicht vertreten sind.

ABZ: Welche Zielstellungen – weltweit und speziell in Deutschland – streben sie in diesem Jahr an?

Eines können wir schon verraten: auch 2014 wird es wieder ein Umsatzplus geben.

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