Doosan Bobcat
Umschwung in der zweiten Jahreshälfte erwartet
ABZ: Was haben Sie in diesem Jahr von der bauma erwartet?
Park: Nun, die bauma ist immer ein großes Event. Die bauma 2022 war die erste große Veranstaltung nach der Covid-Pandemie. Damals waren die Leute froh, sich wieder in Person treffen und Geschäfte machen zu können. Seither war die Entwicklung positiv, auch wenn es 2024 zu einem Abschwung kam, insbesondere in Europa, und teilweise zu Rezession. Aber wir erwarten doch einen Umschwung in der zweiten Jahreshälfte und verbesserte Geschäftsbedingungen im Jahr 2026.
Die bauma bietet die Chance, diesen Umschwung anzustoßen und ein Momentum zu schaffen.
ABZ: Haben Sie den Eindruck, dass das gelungen ist? Wie haben Sie die bauma 2025 wahrgenommen?
Park: Es gab in diesem Jahr eine positive Dynamik, die Vorfreude war spürbar. Die bauma 2022 war schon herausragend. Die diesjährige Messe war noch größer. Ich habe noch nie einen solchen Andrang bei einer bauma erlebt. Es war schön zu sehen, dass so viele Leute da waren und so großes Interesse bestand. Da sieht man den Optimismus der Branche. Viele Besucher sind hergekommen und haben die Baumaschinen angesehen, weil sie kaufen wollten.
ABZ: Was sind für Bobcat die erfolgreichsten Märkte in Europa und weltweit?
Park: Deutschland ist der wichtigste Markt in Europa. In Bezug auf Europa spricht man normalerweise von den großen Vier: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Das sind die wichtigsten Länder. In diesen Ländern sah es im vergangenen Jahr schlecht aus, und folglich auch auf dem europäischen Gesamtmarkt. Auf Deutschland trifft das sogar etwas stärker zu. Deutschland hatte ein Problem mit der Schuldenbremse und hätte mehr investieren sollen.
ABZ: Die kommende Regierung hat angekündigt, Kredite für die Infrastruktur aufzunehmen. Es sind 500 Milliarden Euro im Gespräch. Was halten Sie davon?
Park: Es ist eine große Summe, aber darin zeigt sich auch Optimismus. Diese zusätzliche Unterstützung der Baubranche durch die Bundesregierung schafft Zuversicht und möglicherweise einen Umschwung. Der wichtigste Markt, jedenfalls der größte Markt, ist für uns Nordamerika, insbesondere die USA.
Dort erzielen wir mehr als 70 Prozent unseres Umsatzes. In Nordamerika hatten wir eine ähnliche Entwicklung wie in Deutschland. Der Einbruch war aber nicht so signifikant. Es wird also nicht so schwierig sein, das wieder auszugleichen. Es scheint, dass sich die Märkte weltweit stabilisieren.
ABZ: Hat das Handeln der US-amerikanischen Regierung Einfluss auf Ihre Strategie?
Park: Ja und nein. Die momentane Situation schafft viel Unsicherheit. Die Unsicherheit ist beispiellos. Damit meine ich, dass es keine konsistente, vorhersagbare Entwicklung gibt. Ich sage also ja und nein: Da jeder Tag Veränderungen bringt, können wir nicht auf jede Regierungsmaßnahme reagieren. Aus strategischer Sicht müssen wir den Kurs halten. Das haben wir in den vergangenen Jahren so gemacht und werden es auch weiterhin tun. Wir haben zum Beispiel keine weitreichenden Entscheidungen aufgrund der Tarife oder der Disruptionen getroffen.
Aus operativer Sicht muss man aber Anpassungen vornehmen, man muss erkennen, welche kurzfristigen Anpassungen dazu beitragen, die Wirkung der Regierungsmaßnahmen zu maximieren oder zu minimieren, während man auch mittel- und langfristige operative Entscheidungen darauf abstimmen sollte.
Eine kurzfristige Frage ist zum Beispiel: Was passiert mit Exporten aus anderen Ländern in die Vereinigten Staaten? Wir treten erst einmal auf die Bremse. Damit meine ich, dass wir Grundsätzliches wie unsere Bedarfspläne zunächst nicht ändern. Wir halten an unserem Kurs fest, bis mehr Planungssicherheit gegeben ist. Andererseits ist es zum Beispiel wegen der beschlossenen Zölle sinnvoll, mit dem Verschiffen einiger Waren abzuwarten, weil noch nachverhandelt wird. Das ist eine kurzfristige Anpassung.(Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde während der bauma geführt, als das Thema Zölle gerade aufkam und die Situation noch unklar war.)
ABZ: Könnten Sie beschreiben, wie bis auf Weiteres Ihre Strategie auf dem deutschen und auf dem europäischen Markt aussieht. Gibt es da Veränderungen?
Park: Wie gesagt, Deutschland ist ein wichtiger Markt. Wir haben dem deutschen Markt immer Bedeutung beigemessen, aber jetzt noch mehr als früher. Wir haben unsere Fähigkeiten in Deutschland bereits erhöht, unser Händlernetzwerk erweitert.
Wenn wir in Europa erfolgreich sein wollen, dann müssen wir in Deutschland erfolgreich sein. Es ist definitiv ein Markt, der Wachstumschancen bietet, und ein Fokusgebiet für uns. Ich würde nicht sagen, dass wir unsere Strategie geändert hätten. Es geht darum, unsere Präsenz in Deutschland weiter zu stärken.
ABZ: Welche Ihrer Produkte und Dienstleistungen waren die Highlights auf der bauma?
Park: Wir haben eine neue Mini-Bagger-Serie von ein bis zwei Tonnen präsentiert. Außerdem haben wir die Fähigkeiten und die Performance unserer Produkte verbessert, etwa im Hinblick auf Effizienz und Bedienerkomfort.
Wir haben mit dem E88 außerdem einen neuen 9-Tonnen-Bagger eingeführt. Wie Sie wissen, ist Bobcat dafür bekannt, sehr leistungsstarke Maschinen zu bauen, die langlebig und von hoher Qualität sind. Darauf sind wir stolz. Ich bin sicher, dass den deutschen und europäischen Kunden unsere hier gezeigten Maschinen gefallen werden.
Wir fokussieren uns auch auf Kompaktradlader. Aus nordamerikanischer oder globaler Perspektive sind Kompaktradlader nicht so stark nachgefragt, aber um sich in Deutschland durchzusetzen, muss man gute Kompaktradlader im Portfolio haben.
Wir entwickeln unsere Kompaktradlader ständig weiter und wollen unser Angebot in Zukunft noch erweitern. Wir sind mit unseren bisher gemachten Fortschritten zufrieden, denn der Markt für Kompaktradlader ist sehr umkämpft. In den letzten drei Jahren haben wir mit unserem Portfolio Erfolge erzielt, die wir noch ausbauen wollen.
ABZ: In Deutschland hatte im letzten Jahr so gut wie jeder Baumaschinenhersteller einen Geschäftsrückgang von 22 bis 30 Prozent.
Park: Wir haben allerdings den Marktanteil während dieses Rückgangs gesteigert. Das ist ein gutes Zeichen. Es sind momentan die großen Player, die ihren Marktanteil steigern – so wie Bobcat.
ABZ: Was sind weitere Highlights?
Park: Stichwort Elektrifizierung. Die beiden Minibagger E10e und E19e sind bereits auf dem Markt, und wir erweitern ständig unser bestehendes Portfolio. Wichtig ist auch der elektrische Teleskoplader-Prototyp, den wir zeigen. Es geht darum, im Bereich umweltfreundlicher Lösungen zu expandieren und autonome, digitale Innovationen zu schaffen. Autonome Baumaschinen sind ein Schlüsselbereich, was das Wachstum angeht. Es ist eine zwangsläufige Entwicklung, dass Maschinen selbständig arbeiten. Bis dahin wird es noch dauern. Aber wir haben schon die Bausteine, um dort hinzukommen. Die Entwicklung wird von Assistenzsystemen über semi-autonomes Arbeiten hin zu immer autonomerem Arbeiten führen. Insbesondere in den reifen, entwickelten Märkten sind Arbeitskräfte knapp, von Fachkräften ganz zu schweigen. Heute stehen noch keine Maschinen zur Verfügung, die jede Aufgabe selbständig erledigen könnten, aber es ist möglich, dass eine unerfahrene Kraft auf dem Niveau einer erfahrenen Kraft arbeitet. Unsere Innovationen ermöglichen das, also vorläufig assistiertes und semi-autonomes Arbeiten.
ABZ: Welche Voraussetzungen müssen noch geschaffen werden?
Park: Ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Entwicklung, von der ich sprach, ist die Telematik – nur mit einer interaktiven Telematiklösung können wir dorthin kommen. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Unser Unternehmen bietet mehr als 150 verschiedene Anbaugeräte, sogar 400, wenn man die verschiedenen Größen berücksichtigt. Diese Anbaugerätetypen, deren Größen und die verschiedenen Tätigkeiten, die damit ausgeführt werden, sind eine Herausforderung bei der Automatisierung. Wir fangen bei den beliebtesten Anbaugeräten an und führen die Entwicklung schrittweise fort. Voraussetzung für Automatisierung ist Software, um mit der Maschine zu kommunizieren.
Ich stelle mir die Zukunft folgendermaßen vor: Sie wollen eine unserer Maschinen einsetzen, um beispielsweise einen Graben anzulegen. Dann brauchen Sie ein entsprechendes Anbaugerät. Wenn Sie damit wenig Erfahrung haben, dann wird der Graben zu breit oder uneben. Was, wenn wir der Baumaschine diese Fähigkeit geben könnten? Dann sitzen Sie in der Maschine und sagen: von hier bis dort, so tief und so breit muss der Graben sein, und los geht's. Würden Sie dafür bezahlen? Ich bin mir sicher, die Antwort lautet ja. Das alles kann mit Telematik ermöglicht werden. Im nächsten Jahr werden wir diese Option haben. Dann werden wir sehen, wie das Geschäftsmodell aussehen soll.
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