Dr. Peter Ramsauer

"Bauwirtschaft ist besser als ihr Ruf"

Dr. Peter Ramsauer war zwischen Oktober 2009 und Dezember 2013 Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Heute ist er Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Deutschen Bundestag. 2015 hat er zudem die Schirmherrschaft der Initiative "Deutschland baut!" e. V. übernommen, die sich auf die Fachkräftesicherung entlang der Wertschöpfungskette Bau fokussiert. Im ABZ-Interview spricht er über sein Anliegen, gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen der Initiative das Image der Bauwirtschaft zu optimieren und zu stärken. Denn nur den wenigsten jungen Menschen seien die "hervorragenden Karrieremöglichkeiten" innerhalb dieser Branche bekannt.

ABZ: Sie haben eine beeindruckende politische Laufbahn mit vielen spannenden Aufgaben vorzuweisen. Was hat Sie dazu bewogen, die Initiative "Deutschland baut!" e. V. als Schirmherr zu unterstützen?

Ramsauer: Nachdem mein Amtsvorgänger Wolfgang Tiefensee, ebenfalls ehemaliger Bundesbauminister, 2015 erneut ein Ministeramt übernahm, bat der Vorstand der Initiative mich, künftig als Schirmherr dieser hervorragenden Initiative zu agieren. Als überzeugter Anhänger der Bauwirtschaft musste ich diesbezüglich nicht lange überlegen. Bei "Deutschland baut!" habe ich die Möglichkeit, aktiv – innerhalb der Bundesrepublik und auch in der ganzen Welt – für die deutsche Bauwirtschaft zu werben und dabei v. a. junge Menschen für diese spannende und zukunftsträchtige Branche zu begeistern.

ABZ: Wie bewerten Sie die aktuellen Produkte und Maßnahmen von "Deutschland baut!", bspw. das Traineeprogramm? Sehen Sie hier gute Chancen, dem Fachkräftemangel innerhalb der Baubranche erfolgreich entgegen zu wirken?

Ramsauer: Die modernen Maßnahmen von "Deutschland baut!", wie bspw. das Traineeprogramm, sind lediglich kleine Schritte zur Fachkräftesicherung entlang der Wertschöpfungskette Bau. Aber diese kleinen Schritte sind langfristig sehr wichtige Schritte! Denn mit dem Traineeprogramm offeriert die Initiative Anreize für talentierte und hochqualifizierte junge Menschen im Bauwesen. Der Erfolg des Programms bestätigt, das solche Ideen für die Branche unabdingbar wichtig sind. Das gleiche gilt für das neue Projekt für Studienabbrecher im Bereich Bauingenieurwesen, das in Kürze startet und jungen Menschen über eine duale Ausbildung oder ein duales Studium neue Wege innerhalb der Branche aufzeigt. So halten sie der Bauwelt trotz nicht abgeschlossenen Ingenieursstudiums die Treue und finden neue Wege in die Branche. Schließlich brauchen wir neben Akademikern auch Fachkräfte, wie z. B. Poliere. Im Bau gibt es für jeden tüchtigen jungen Menschen mit einer positiven Grundeinstellung einen passenden Job.

ABZ: Udo Berner, Vorsitzender des Vorstands von "Deutschland baut!", ist der Überzeugung, dass Ihre Tätigkeit als Schirmherr der Schlüssel dazu ist, die ambitionierten Ziele der Initiative zu bewältigen. Wie sehen Ihre Aufgaben konkret aus?

Ramsauer: Mein Job ist es, auf Menschen aus Bau- und Immobilienwirtschaft zuzugehen und ihnen eine Identifikationsmöglichkeit mit der Baubranche im gesamten Bundesgebiet zu schaffen. Vielen Branchenvertretern ist nicht bewusst, was "Deutschland baut!" zu leisten imstande ist. Denn im Gegensatz zu Verbänden ziehen bei "Deutschland baut!" sämtliche Vertreter der Branche – ob aus Bauhaupt- oder Baunebengewerbe, Hoch-, Tief- oder Ingenieurbau – allesamt an einem Strang. Es gibt keinen Wettbewerb. "Deutschland baut!" setzt klar auf das Miteinander. Auf diese Weise sind wir in der Lage, das Image der Branche zu stärken. Als Minister musste ich mir immer wieder anhören, wie schlecht wir in Deutschland bauen. Negativbeispiele wie Stuttgart 21, die Elbphilharmonie oder den Berliner Flughafen gibt es zu Genüge. Doch genauso können wir in der Bundesrepublik positive Resultate vorweisen: Die Allianz Arena in München wurde von der Projektidee bis zur Eröffnung mit dem ersten Fußballspiel in nur sechs Jahren erfolgreich, ganz ohne Kosten- und Terminüberschreitungen, realisiert. Ein Beweis, dass Deutschland durchaus gut baut!

ABZ: Wie schätzen Sie die Zukunft der Branche ein? Was müssen Politik und Bauwirtschaft v. a. jungen Menschen konkret offerieren, um sie zu gewinnen und auch langfristig bei der Stange zu halten?

Ramsauer: Die deutsche Bauwirtschaft bringt in sämtlichen Bereichen alle Voraussetzungen für stabiles Wachstum mit. Wir brauchen Wohnraum und schaffen damit neue Aufgaben für den Hochbau. Gleichzeitig investieren wir kräftig in unsere Infrastruktur und bauen und modernisieren Straßen, Brücken und Eisenbahnen. In der Baubranche sind alle Zeichen klar auf nachhaltiges Wachstum gestellt. Jobs entlang der Wertschöpfungskette Bau sind zukunftsträchtig, für Ingenieure im Projektmanagement genauso wie für Vorarbeiter auf den Baustellen. Die Politik schafft stabile Rahmenbedingungen im Hinblick auf Markterwartungen, bspw. durch neue Anreize für Investoren. Die Initiative "Deutschland baut!" zielt darauf ab, die Zukunftsfähigkeit dieser attraktiven Branche mit sicheren Arbeitsplätzen auf jedem Ausbildungsniveau nach außen zu tragen und stärkt damit die Reputation der Branche im Gesamten.

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