Drei-in-Eins-Prinzip

Hannoveraner Bildungszentrum nimmt städtebauliche Körnung auf

Mauerwerksbau
Im Erdgeschoss sorgen raumhohe Fensterfronten im Wechsel mit farbigen Blindfeldern für ein abwechslungsreiches und freundliches Erscheinungsbild.

Hannover (ABZ). – Das Bildungszentrum kiss vereint Grundschule, Kinder-tagesstätte und Sport auf einem Areal und setzt damit ein Zeichen für die brennenden Zukunftsthemen Bildung und Energieeffizienz. Die Südstadt ist einer der dicht besiedelten Stadtteile Hannovers. Sie ist geprägt von einer Blockrand-Bebauung mit drei- bis viergeschossigen Wohnhäusern und einer starken Durchgrünung. Inmitten dieses Szenarios ist das neue Carrée kiss zwischen Birken- und Schlägerstraße entstanden. Es fügt die Einheiten Kindertagesstätte, Schule und Sporthalle – deren Anfangsbuchstaben Namensgeber waren – harmonisch in einem Bildungszentrum zusammen. Mit seiner Dimensionierung nimmt das neue Ensemble die städtebauliche Körnung auf, hebt sich aber mit einer kubischen Grundstruktur und offenen Anordnung der Gebäude auf dem Areal innerhalb der bestehenden Strukturen als eigenständiges Ganzes ab. Die Bauteile Ottfried-Preußler-Schule und Sporthalle sind miteinander verbunden und bilden einen rechtwinkligen Baukörper, der die Quartierränder zu zwei Seiten schließt. Parallel zur Sporthalle fasst das Gebäude der Kindertagesstätte den Außenraum mit Schulhof und Sportplatz ein. Auf diese Weise sind die Freiflächen nach außen geschützt und der Innenhof vermittelt den Kindern ein Gefühl von Geborgenheit. Darüber hinaus schirmt das Ensemble Lärmemissionen vom Schulhof vor der Nachbarbebauung ab. Die Anordnung der Gebäude auf dem Areal ist für Kinder leicht nachzuvollziehen. Dies erleichtert ihnen die Orientierung und ermöglicht, sich ungehindert zu bewegen.

Die Grundschule für 450 Kinder ist in funktionale Zonen gegliedert. Von dem Haupteingang betreten Nutzer direkt die Pausenhalle. Sie ist der zentrale Ort der Kommunikation und der Erschließung. Gleichzeitig dient sie mit dem Zugang zum Pausenhof als Bindeglied zwischen Innen- und Außenraum. Im Erdgeschoss befinden sich nahe dem Eingangsbereich die öffentlich zugänglichen Bereiche wie die Mensa mit Außensitzplätzen. In den Obergeschossen sind im Ostflügel die Unterrichtsräume konzentriert. Räumlich davon getrennt befinden sich die Lehrerbereiche, Verwaltungszonen mit Sekretariat, Schulleitung und ergänzende Funktionen im Westflügel. Die Flure mit Aufweitungen werden in diesem Bereich nicht nur zur Erschließung, sondern auch als Pausenbereich genutzt. Im zweiten Obergeschoss ist zusätzlich ein großer Differenzierungsraum angeordnet. Zentrales Element der inneren vertikalen Erschließung ist die in ihrer plastischen Wirkung hervorgehobene Treppe in der Pausenhalle. Sie verbindet alle Geschosse miteinander und stellt visuelle Bezüge her. Damit wird eine optimale Orientierbarkeit im Gebäude gewährleistet. Ein zentral gelegener Aufzug stellt die barrierefreie Erschließung aller Räume sicher.

In der Kindertagesstätte finden die Tagesgruppen reichlich Platz zum Spielen und Toben. Dabei stehen getrennte Freiflächen für die über 3-Jährigen und die unter 3-Jährigen zur Verfügung. An den Eingangsbereich schließen sich im Erdgeschoss bandartig ein großzügiges Foyer, der zentrale Mehrzweckbereich und die Kita-Leitung an. Über einen Erschließungsgang sind die Gruppenräume der Kindergruppe zu erreichen. Im Obergeschoss befinden sich die Räume des Kindergartens sowie Personal- und Funktionsräume. Eine außenliegende Treppe gewährleistet einen unmittelbaren Zugang zu den Freianlagen. Der Garten bzw. die südlich vorgelagerten Spielflächen werden durch direkte Ausgänge aus den Gruppenräumen, über die dezentralen Garderobenbereiche und durch einen zentralen Ausgang am Mehrzweckbereich erreicht.

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Mauerwerksbau
Die Fassadengestaltung ist geprägt durch die durchgängige Verwendung von sandfarbenem Klinker, eine markante Formgebung und farbige Akzente. Fotos: Christa Henke

Der Hauptzugang der Kita ist im Südwesten des Baufeldes über einen Fußweg von der Schlägerstraße zugänglich. In unmittelbarer Nähe hierzu befinden sich die Pkw-Stellplätze, die über die Ostermannstraße erschlossen werden. Hier wurde besonderer Wert auf eine großzügige Parksituation gelegt, die auch in Spitzenzeiten einen reibungslosen Hol- und Bring-Verkehr sicherstellt.

Die großzügige 3-Feld-Sporthalle mit 250 Sitzplätzen auf der Tribüne dient neben der Abwicklung des Sportunterrichts auch der Umsetzung außerschulischer Veranstaltungen wie Schulfesten und Einschulungen. Sie wird von Schülern und externen Besuchern über ein großzügiges Foyer an der Ostermannstraße erschlossen, das auch gleichzeitig eine trockene und warme Verbindung zur Schule darstellt. Vom Foyer sind der Umkleidebereich im Erdgeschoss und die Tribüne im ersten Obergeschoss erreichbar.

Der Schulhof ist neben der Erschließung aus dem Schulgebäude heraus auch über einen Fußweg westlich der Sporthalle erreichbar bzw. kann über die Pkw-Stellplatzzufahrt auch befahren werden. Auf dem südlichen Hofbereich konzentrieren sich mit Kleinspielfeld, 50-m-Laufbahn und Sprunggrube, Kletterpyramide, Reck und Tischtennisplatten Sport und Spiel. Der Raum wird nach Westen durch eine Hecke räumlich gefasst.

Ein wichtiges Gestaltungsziel war, die Einzelbauwerke als bauliches Ensemble wahrnehmbar zu machen. Erreicht wurde dies insbesondere durch eine durchgehende Fassadengestaltung mit einem sandfarbenen Klinker, markante Formgebung und eine analoge Konfiguration der Baumassen. Das äußere Erscheinungsbild der Grundschule und der Sporthalle ist durch eine horizontale Akzentuierung geprägt, mit der die Geschosse von außen erkennbar sind. Die Klinkervorsatzschale der Grundschule hat im Erdgeschoss und den Fensterbändern der Obergeschosse eine gezielte Profilierung erfahren. Die Fensterbänder mit farbigen Blindfeldern verleihen dem Fassadenbild eine zusätzliche Leichtigkeit. Das Mauerwerk der Sporthalle ist im Erdgeschoss profiliert, während es in den Obergeschossen flächig angelegt ist. Auch für die Kindertagesstätte wurde eine Klinkervorsatzschale genutzt, hier allerdings ohne Profilierungen, da im Erdgeschoss raumhohe Fensterfronten im Wechsel mit farbigen Blindfeldern bereits für ein abwechslungsreiches und freundliches Erscheinungsbild sorgen.

Vertikale und horizontale Einschnitte in der Fassade, z. B. durch eine fast gebäudehohe hofseitige Pfosten-Riegel-Fassade im Bereich der Pausenhalle und den Haupteingang mit geschütztem Gang, leiten Besucher und Nutzer. Die Eingangssituation erfährt eine zusätzliche Betonung durch die Außenraumgestaltung mit besonderer Pflasterung und Stadtmobiliar, das zum Verweilen einlädt.

Das Bildungszentrum kiss verfolgte das Ziel, den Passivhausstandard zu erreichen. Deshalb mussten während der Planung Wärmebrücken optimiert werden. Angesetzt wurde hier auch am Fußpunkt der Fassade, um mit einer effizienten Dämmung die wichtigste Wärmebrücke zwischen Außenwand und Bodenplatte zu schließen. So bestand in diesem Detail die Herausforderung, die Last vom Ziegelverblendmauerwerk und der tragenden Wand über die mit 30 cm XPS gedämmte Fundamentplatte zulassungskonform abzutragen und dabei Wärmebrückenverluste zu vermeiden.

Mauerwerksbau
Die Mensa bietet genügend Platz für alle Schüler und nimmt mit ihrer Bestuhlung das Farbkonzept der Fassade auf.

Hierzu wurde ein tragender Dämmstein eingesetzt, auf dem das Ziegelverblendmauerwerk aufbaut. Im Vergleich zur Verblenderkonsole konnten durch den Einsatz des Dämmsteins die Wärmeverluste minimiert und dadurch der Heizenergieverbrauch im Gebäude verringert werden.

Der Dämmstein stellt einwandfreie bauphysikalische Verhältnisse bei statischer Tragfähigkeit sicher. Die Passivhaustauglichkeit der Fassadenkonstruktion wurde eigens nachgewiesen. Zusätzliche Transmissionswärmeverluste für Wärmebrücken werden im Passivhaus-Projektierungspaket detailliert berücksichtigt und können entscheidenden Einfluss auf den geforderten Heizwärme-bedarf für Passivhäuser von <15 kWh/(m²a) nehmen.

In Schulen ist es wichtig, dass sich neben der CO2-Raumkonzentration auch die Raumtemperatur einem Optimum nähert. Um der Aufwärmung von Unterrichtsräumen im Sommer entgegenzuwirken, wurde eine Lösung mit Nachtauskühlelementen für eine max. Querdurchströmung der Räume entwickelt. An heißen Sommertagen können die Lüftungsflügel abends geöffnet werden, damit nachts kühlere Außenluft in die Räume strömt. Um eine ausreichende Lüftung zu gewährleisten, werden pro Raum zwei Nachtkühlelemente eingesetzt. Die Elemente sind in das Fensterband eingefügt und wirken von außen wie Blindfelder. Das System ist mit einem Insektenschutz ausgestattet und vor Witterung geschützt.

Die Alternative, die im Objekt vorhandene Lüftungsanlage auch zur Nachtauskühlung zu verwenden, war im direkten Vergleich zu den Nachtkühlelementen unwirksamer, unwirtschaftlich und nicht praktikabel gewesen. Darüber hinaus spart die Schule Strom, weil für die Nachtauskühlung keine aktive Lüftung benötigt wird. Die Einsparung von Primärenergie war neben der Reduzierung von Wärmebrücken ein wesentliches Kriterium, um die Kennwerte für den Passivhausstandard für die Kita, Schule und Sporthalle zu erzielen.

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