Edge und Züblin

Brücke in Berlin stabilisiert

Brückenbau
Der Einbau Injektionsrohre für die Brückenhebung. Fotos: GuD Geotechnik und Dynamik Consult

Berlin (ABZ). – Dass die Stabilität des Baugrunds für Neu-, aber auch Bestandsbauten eine herausragende Bedeutung hat, ist Fakt. Doch Gebäude wirken sich auch auf ihre Umgebung aus. Dies trifft umso mehr für Hochhäuser wie den Büroturm Edge East Side Berlin zu.

Edge errichtet neben der Warschauer Brücke im Berliner Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg bis 2023 Edge East Side, einen rund 140 m hohen Büroturm nach Plänen des international Architekturbüros BIG – Bjarke Ingels Group. Um die Auswirkungen seiner künftigen physikalischen Last auf seine Umgebung frühzeitig zu entschärfen, hat Projektentwickler Edge nach eigenen Angaben ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. In seinem Auftrag hat ein Team von Züblin den Baugrund unterhalb des Fundaments der Warschauer Brücke verdichtet und leicht angehoben – und das ohne jegliche Einschränkung des starken Verkehrs auf der Brücke.

Die ungewöhnliche Baumaßnahme in direkter Nähe des Baufelds ist notwendig, da es sich bei der Warschauer Brücke um ein über 70 Jahre altes Bauwerk handelt, dessen Fundament nicht darauf ausgelegt war, die Auswirkung des künftig in etwa 100.000 t schweren Baukörpers auf die Statik der Brücke zu kompensieren. Trotz der eigenen tiefen Gründung wird sich durch den Druck der Masse des Hochhauses auf die Grundfläche von nur rund 60 x 40 m nach der Fertigstellung eine Setzungsmulde um das Gebäude herum bilden. Diese kaum wahrnehmbare, in etwa 20 mm tiefe Absenkung würde jedoch kritisch auf die Statik der Brücke wirken. Gemeinsam mit Spezialisten von Züblin hat Edge diese Gefahr durch eine intelligente, schonende Lösung beseitigt.

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Ansicht eingebaute Injektionsrohre in unterschiedlichen Einbauwinkeln.

Im Einflussbereich des Gebäudes wurden 348 Löcher von jeweils 7 bis 9 m Tiefe gebohrt. Darin wurden alle 33 cm sogenannte "Injektionslanzen" installiert, Rohre mit seitlichen Ventilen, den Injektionsmanschetten. Über sie kann die verdichtende Masse, die in das Erdreich eingebracht wird, gesteuert werden. Mit Drücken von über 10 bar wurde das Spezialmaterial zwei Monate lang in mehreren Etappen eingepresst – bislang rund 132 m³. Die Zementsuspension hat Lücken in den Baugrund gerissen und ausgefüllt. So entstand ein komplexes Geflecht aus Betonadern, die sich wie Baumwurzeln unterhalb der Brückenpfeiler durch das Erdreich ziehen und es zu einem stabilen Bodenpaket verfestigen, heißt es von Unternehmensseite.

Ein weiteres Problem stellt der Verkehr auf und an der Warschauer Brücke dar: Hier treffen Fern-, S- und U-Bahn auf regen Straßenverkehr. Rund 100.000 Menschen steigen hier täglich um. Wegen der Maßnahmen darf die Infrastruktur weder stillgelegt noch eingeschränkt werden. Ebenso wäre ein Ab- und Wiederaufbau der Brücke undenkbar.

Zunächst hatte Edge gemeinsam mit der zuständigen Senatsverwaltung ein Konzept für die Stabilisierung der Warschauer Brücke entwickelt und beschlossen. Zusammen mit den Experten von Züblin wurde daraufhin das Fundament der Brücke mit den mehrstufigen Verdichtungsinjektionen stabilisiert. Dabei wurde auch die Neigung der Brücke vorausschauend verändert: Schon heute sind im Einflussbereich der berechneten Setzungsmulde zwei Pfeiler um 10 mm angehoben worden, denn schon mit dem Ausheben der Baugrube beginnt sich der Boden zu senken. Wenn Edge East Side in die Höhe wächst und sich der umgebende Baugrund weiter neigt, wird dies fortlaufend überwacht und durch zusätzliche Injektionen ausgeglichen.

Zum einen geschieht dies permanent mithilfe einer Schlauchwaage und zusätzlich beim Erreichen bestimmter Milestones durch den Einsatz von Lasertechnik. Ein enges Raster von Messpunkten sorgt für Präzision. Bei Bedarf reagiere eine Eingreiftruppe sofort auf Veränderungen im Boden – auch noch weit nach der Fertigstellung des Hochhaus-Rohbaus.

"Wir haben bisher schon viele Tausende von Tonnen bewegt. Und im Prinzip hat niemand etwas davon mitbekommen. Wir wollen unbedingt sicherstellen, dass unser neues Bauwerk nicht zulasten der bestehenden Substanz geht. Mit dem Edge East Side fügen wir uns nahtlos in die bestehende Infrastruktur ein", so Andreas Jorsch, Development Manager von Edge.

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