Effizienz im Straßenbau

LeanManagement für Lkw-Taktung auf die Probe gestellt

LKW Bau digital
Entladung nach Plan: Die Lkw erreichten im Probebetrieb die Baustelle just-in-time.

LANGENBRUCK (ABZ). - Am 16. Oktober letzten Jahres wurde in Langenbruck an der Kreisstraße PAF33 auf einer ersten Probebaustelle der Einsatz der softwaregestützten Baustellenlogistik mit "BaustellenApp und LeanManagement" im Asphaltstraßenbau getestet.

Involviert waren das Bauunternehmen Pusch Bau aus Kinding (BY), der Fuhrpark bzw. die Disposition der H. Geiger Stein- und Schotterwerke ebenfalls aus Kinding, das Softwarehaus Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software- Entwicklung AG aus Pferdingsleben (TH), das Filmteam audiovisual elements aus Weimar (TH) sowie Pressevertreter.

Auf der ca. 3 km langen Kreisstraße PAF33 zwischen Puch und Langenbruck sollten 2300 t Asphalttragschicht in einer Breite von 7 m mit einem Fertiger verbaut werden (elf Lkw mit je acht Umläufen). Zur Verfügung stand in ca. 20 km Entfernung das Zulieferwerk der Ingolstädter Asphaltmischwerke GmbH & Co. KG in Großmehring mit einer Produktionsleistung von 250 t/Std.

Standardmäßig waren die Lkw mit Telematik-Einheiten ausgestattet. In jedem Lkw dieses Fuhrparks war außerdem ein Fahrerterminal installiert. Die Fahrer erhalten hier die Fuhraufträge aus der Disposition der WDV2012 mit allen notwendigen Angaben zum Auftrag. Sie kommunizieren über zweckmäßige Button mit der zentralen Disposition zum aktuellen Status. Der Disposition wiederum ermöglicht dies ein flexibles und genaues Agieren sowie das Einteilen der Fahraufträge. Um die Lieferlogistik zu verfeinern, wurde jeder Lkw zusätzlich mit einem Transponder an der Heckklappe ausgestattet. Der an den Fertiger andockende Lkw wird über den angebrachten RFID-Chip erkannt und die Abladezeit auf die Sekunde genau erfasst. Diese Daten fließen in die Aktualisierung der Taktung ein. Das ermöglicht dem Bauleiter vor Ort auf Abweichungen wie Stau oder Wartezeit beim Verladen zu reagieren. Die Bauleitung hat die Lkw-Taktung über www.baustellenapp.com bzw. www.bau-else.de im Vorfeld errechnet. Hier wurden alle baustellenrelevanten Daten in die Erfassungsmaske eingegeben. Dazu gehören u. a. Daten zur Baustelle wie Breite und Länge, Höhe der Tragschicht, aber auch die Produktionsleistung des Zulieferwerkes und die Entfernung des Werkes bzw. die zu erwartende Fahrzeit. Die Disposition und das Mischwerk können sich so auf den Tagesablauf einstellen.

Pünktlich um 7:30 Uhr traf der erste Lkw an der Baustelle ein. Fertiger und Bauteam waren bereit und sämtliche Vorbereitungen rund um das Baustellengeschehen waren abgeschlossen. Die Verladung startete sodann, als der zweite Lkw in ca. 2 km Entfernung anfuhr. An der Konsole, die am Fertiger angebracht war, sowie am Smartphone, welches parallel vom Praxis-Team mitgeführt wurde, konnten Status der weiteren Lkw auf der digitalen Karte verfolgt werden. Jeder im Mischwerk erfasste Lieferschein, mit KFZ-Kennzeichen und Tonnage, liegt mit Verlassen des Lkw im Werk bereits in der BaustellenApp an der Konsole bzw. im Smartphone bei dem Bauleiter vor. Er sieht welcher Lkw sich, wo aufhält und wann dieser an der Baustelle ankommt.

Die errechnete Taktung bzw. die Ankunft der Lkw lag in den ersten drei Arbeitsstunden bei nahezu 100%, heißt es in einer Mitteilung der Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software- Entwicklung. Die nahende Mittagszeit, damit verbunden die ersten Pausen der Fahrer im Rahmen der Lenk- und Ruhezeitenvorschriften, brachte die Taktung aus dem Lot. Das war abzusehen, heißt es weiter, da die Lenk- und Ruhezeiten für diesen Testtag nicht disponiert wurden. So war es nicht zu vermeiden, dass teilweise 3-5 Minuten Zwangspause am Fertiger entstand bzw. zwei Lkw gleichzeitig an der Baustelle eintrafen. Diese Verschiebung konnte nach knapp zwei Stunden wieder ausgeglichen werden.

"Der Tag ist gut verlaufen, wir haben erwartet, dass nicht alles rund läuft und vor allem organisatorische Dinge in die Planung noch mehr einbezogen werden müssen. Die Lkw haben zu zwei Drittel just-in-time am Fertiger angedockt. Alles andere sind Stellschrauben an denen noch gedreht werden muss," so Uwe Wirth, Vorstand der Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung AG. Auch die Verantwortlichen der PuschBau zeigten sich zufrieden: "Niemand hat erwartet, dass alles perfekt läuft. Wir haben erkannt, welche Abläufe verbessert werden müssen. Mit dem Tagesverlauf sind wir sehr zufrieden, im Gesamten betrachtet lagen Soll und Ist nur wenig voneinander entfernt", so Werner Schneider, Pusch Bau, zum Probebetrieb.

Nicht zu unterschätzen seien die Ruhezeiten der Fahrer. Diese sollten mit der Disposition abgestimmt ebenfalls in die Berechnung einfließen, heißt es weiter. Auch das Lieferwerk müsse sich an Vereinbarungen halten, da es auch hier zu Wartezeiten durch ungeplante Fremdabfertigung kommen könne. Die Lkw-Taktung mit der softwaregestützten Baustellenlogistik der Praxis Software AG trage maßgeblich am erfolgreichen Verlauf der Baustelle bei. Wichtig sei nur, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und die Lkw-Ankunft just-intime erfolgt. Jeder der Beteiligten – Bauleiter, Disposition, Fuhrpark/Fahrer und Zulieferwerk(e) – sind ein Zahnrad im großen Gebilde. Nicht abgestimmte Pausen, unnötige Wartezeiten im Werk Lieferaufträge die dazwischengeschoben werden würden Stillstand oder Stau am Fertiger verursachen und damit Qualitätsverlust des verbauten Asphalt.

Die nächsten Testläufe mit dem LeanManagement sind anvisiert, heißt es weiter, sodass die letzten kleinen Details verfeinert werden können. Die Vorteile der EDV-basierten Errechnung liegen darin, dass einerseits exakte Liefermengen vorliegen und andererseits alle Beteiligten vernetzt sind. Nicht nur die Lkw selber, sondern auch die Disposition und das Zulieferwerk kommunizieren automatisiert und tauschen aktuelle Daten und Mengen aus. Dem Bauleiter ermöglicht dies, die Taktung im Laufe des Einbaus zu justieren. Mit dem Ergebnis, dass die Anlieferung – insbesondere im Asphaltbereich – den gesetzten Qualitätsanforderungen beim Verbau entspricht. Denn das ist das oberste Ziel im Straßenbau: keine Reklamation in den Folgejahren aufgrund mangelnder Qualität.

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Statistische Auswertung in Echtzeit am Smartphone: Hier sind die "Lieferscheine im Zulauf" zu sehen. Es wird in Echtzeit angezeigt, welcher Lkw mit welchem Lieferschein bzw. Menge auf dem Weg zur Baustelle ist. Auf der geocodierten Karte kann auch der genaue Standort abgefragt werden. Fotos: Praxis EDV

Damit Fahrzeuge und Baumaschinen im logistischen Prozess auf der Baustelle zentral koordiniert und überwacht werden können, ist eine Telematikeinheit im Fahrzeug Voraussetzung. Diese wird zur Ermittlung und Übertragung von Fahrzeugdaten wie der Position oder auch von Betriebsdaten benötigt. Die technische Unterstützung der softwaregestützten Baustellenlogistik zur Fahrzeugortung ist herstellerunabhängig und kann somit problemlos mit den gängigsten Herstellern verwendet werden. Über die Telematikeinheit wird die Fuhrleistung jedes Fahrzeugs aufgezeichnet, sodass die Einhaltung der vertraglichen Rahmenbedingungen der Baumaßnahme nachgewiesen werden kann.

Die Ausstattung eines Fahrzeugs mit Telematikeinheit, Fahrerterminal und RFID-Chip (zum Erfassen der Ankunftszeit am Fertiger), bietet die größtmögliche Genauigkeit bei der Erfassung der Materialzulaufzeiten. Mit der Konsole bzw. dem Smartphone ist der Verantwortliche auf der Baustelle in Echtzeit über alle ausstehenden Lieferungen bzw. die Ortung der Lkw sowie zu erwartende Ankunftszeiten informiert. Er sieht hier außerdem alle Lieferscheine mit den jeweiligen Mengen, zugehörigen Lkw und Lieferzeiten, die bereits abgefertigt wurden. Während des laufenden Betriebs werden in Echtzeit sämtliche Lade- und Entladezeiten ergänzt und ermöglicht somit einen Soll-Ist-Vergleich. Bei Abweichungen kann der Bauleiter oder Polier umgehend eingreifen.

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