Ehemaliger Fürstenhof saniert

Tragwerk wurde baubegleitend geplant

Bad Eilsen (ABZ). – Das Tragwerk des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Fürstenhofs im niedersächsischen Bad Eilsen wurde im Rahmen einer Modernisierung verstärkt und in Teilen komplett erneuert. Der Prunkbau aus dem Jahre 1918 wurde ursprünglich als Kurhotel mit Zimmern, Appartements und Speisesälen genutzt. Heute ist das Gebäude ein Bettenhaus des Rehazentrums Bad Eilsen, einer Schwerpunkteinrichtung für Orthopädie, Rheumatologie und interdisziplinäre Begleiterkrankungen mit 365 Betten.
Modernisierung und Sanierung
Der ehemalige Fürstenhof im niedersächsischen Bad Eilsen wurde im Rahmen einer Modernisierung verstärkt und in Teilen komplett erneuert. Der Prunkbau aus dem Jahre 1918 wurde ursprünglich als Kurhotel mit Zimmern, Appartements und Speisesälen genutzt. Heute ist das Gebäude ein Bettenhaus des Rehazentrums Bad Eilsen, einer Schwerpunkteinrichtung für Orthopädie, Rheumatologie und interdisziplinäre Begleiterkrankungen mit 365 Betten. Details, wie beispielsweise der Aufbau von Decken und die Lage von Trägern, waren zum Teil erst während des Bauens einsehbar. Foto: Christian Bierwagen

Weil der Bestand geschädigt war und die Nutzung angepasst werden sollte, wurden außen wie innen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. So wurden rund 80 Patientenzimmer modernisiert und mit neuen Bädern ausgestattet. Auch Versammlungs- und Therapieräume im Erdgeschoss und Ärzte-center wurden saniert. Dabei sollten die räumlichen Strukturen größtenteils erhalten bleiben. Sehr umfangreich wurde die denkmalgeschützte Fassade nach dem historischen Erscheinungsbild wiederhergestellt.

Durch die teilweise umfangreichen baulichen Eingriffe musste das Tragwerk des Gebäudes angepasst werden. Bestandspläne gab es jedoch nicht, und es war nur wenig von der Bausubstanz dokumentiert. Erst nachdem das Gebäude freigezogen und die Schadstoff-sanierung abgeschlossen war, konnte der Bestand genau aufgenommen werden. Die Planer von pbr mussten sich in vielen Einzelschritten ein Bild von der Situation verschaffen. Details, wie der Aufbau von Decken und die Lage von Trägern, konnten sie zum Teil erst während des Bauens einsehen. Daher planten sie das Tragwerk baubegleitend. Sie ermittelten die Trägerabmessungen durch Putz-Abstemmungen des Untergurts und Aufmaß der Profilbreite und Stegstärke anhand von historischen Profiltabellen.

Eine Fotodokumentation war notwendig, um die Trägerlage zum Beispiel in den Schalplänen darzustellen. Die tragenden Wände des Fürstenhofes sind als massive Ziegelwände, die Geschossdecken im gesamten Gebäude als Stahlsteindecken mit Stützweiten von 1,6 bis 2,3 m ausgeführt und die Decken liegen auf Stahlträgern, die von den Außen- zu den Innenhofwänden mit Weiten bis 8,7 m spannen. Um neue Bodenmaterialien und Installationen zu verlegen, musste die Tragfähigkeit der Deckenfelder geprüft werden. Die Hohlsteindecke wurde ertüchtigt, wo die vorhandene Zugbewehrung durchtrennt worden und das statische Ein-Feldsystem nicht mehr gegeben war. Hier wurde zwischen den vorhandenen Stahlträgern eine neue Stahlbetonplatte eingebaut. Um die technischen Installationen einbringen zu können, wurden Deckendurchbrüche in Form von Kernbohrungen geschaffen. Auf den Decken wurden zusätzliche leichte Trennwände aufgestellt.

Im Erdgeschoss wurde ein Fitnessraum mit zusätzlichen Sportgeräten eingerichtet. Da dies durch die vorhandene Nutzlast nicht abgedeckt war, wurden hier die Decken durch eine Anpassung der Stützweiten an die neuen Nutzlasten ertüchtigt. Dies führte zu einer neuen Trägerlage im Untergeschoss. Auch wurden Stahlträger verstärkt und Leichtbeton eingebracht. Wo Decken nicht verputzt waren, erhielten Stahlträger eine unterseitige Brandschutzverkleidung.

Zusätzlich zu der zentralen Treppe im Bereich der Eingangshalle des Gebäudes hat der Fürstenhof zwei Treppen im Norden und Süden. Weil das Treppenhaus Nord nicht die Mindest-Treppenlaufbreiten erfüllte – und aufgrund der zu geringen Durchgangshöhe und seiner gewendelten Form nicht den aktuellen Anforderungen an einen Rettungsweg entsprach – wurde es vom Unter- bis Dachgeschoss als Stahlbetonkonstruktion mit Treppenlauf komplett erneuert. Die Bestandstreppe wurde abgebrochen, der Treppenraum in den Geschossen eins bis vier verbreitert und um den vorgelagerten Flurbereich ergänzt. Zur Abfangung der Treppe mussten Stahlträger vom zweiten Obergeschoss bis zum Dachgeschoss, neue tragende Wände in Ortbeton sowie ein 100 x 50 cm großes Betonpolster im Bereich der Decke zwischen Erd- und erstem Obergeschoss eingebaut werden. Darüber hinaus wurden tragende Wände für die Treppe Nord im Untergeschoss abgefangen.

Die Durchbruchsplanung wurde stetig an den Bestand angepasst und führte immer wieder zu neuen Erkenntnissen, was in der Tragwerksplanung mit neuen statischen Systemen festgelegt wurde. Ab dem ersten Obergeschoss ist der mittlere Gebäudebereich als Lichthof ausgeführt. Das erste Obergeschoss schließt hier mit einer Innenhofüberdachung ab. Aus statischer und brandschutztechnischer Sicht konnten die bauzeitlichen Stahlfachwerkträger nicht erhalten werden und die Überdachung wurde komplett erneuert. Eine feuer-beständige Brettsperrholzdachkonstruktion im F90B-Standard wurde eingebaut und auf die Bestandsauflager gesetzt. Eine Gefälledämmung aus Schaumglas nimmt die Walmdachform des Bestandsdaches mit einem leicht geringeren Gefälle von 3° auf.

Als Dachdeckung entschied man sich für vorbewittertes Titanzink in Doppelstehfalzdeckung. Durch das Verstärken und neue Anlegen von Decken und Trägern, den Einbau eines zweiten Treppenhauses und eines neuen Daches im Lichthof erstrahlt der ehemalige Fürstenhof in neuem Glanz und entspricht aktuell geltenden Baunormen.

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