Ehemaliges Reichsbahnausbesserungswerk in Friedrichshain

Kaefer Construction für seine innovative und moderne Schallschutzlösung ausgezeichnet

Berlin (ABZ). – Das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes im Berliner Ortsteil Friedrichshain dürfte vielen Menschen unter der Bezeichnung "RAW" ein Begriff sein. Das rund 51.000 m² große Areal galt bis vor Kurzem als letzte noch nicht modernisierte Industriebrache in Berlin.
Baustellen
In der kriegszerstörten, später nur notdürftig sanierten Halle war früher die ehemalige Radsatzdreherei untergebracht. Entsprechend "herb" war der Charme des rund 4500 m² großen Gebäudes. Foto: Patrick Pleul

Nichtsdestotrotz siedelten sich hier über die Jahre verschiedene Kultur- und Sporteinrichtungen sowie gastronomische Betriebe an und verwandelten die 1867 eröffnete "Königlich-Preußische Eisenbahnwerkstatt Berlin II" zu einem der kreativen Mittelpunkte Berlins. 2019 wurde die älteste Halle auf dem Gelände nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet und ihrem neuen Betreiber übergeben: dem "House of Music".

Im Inneren der Halle sind auf Grundlage der Planungen des Architekturbüros Zoomarchitekten außergewöhnliche Räume entstanden, für deren raumakustische Ausgestaltung das Team der Kaefer Construction GmbH aus Dahlewitz verantwortlich war. Mit innovativen Raum-in-Raum-Lösungen aus Rigidur-H-Gipsfaserplatten von Rigips überzeugten die Trockenbauprofis die Jury der 12. Rigips Trophy.

In der kriegszerstörten, später nur notdürftig sanierten Halle war früher die ehemalige Radsatzdreherei untergebracht. Entsprechend "herb" war der Charme des rund 4500 m² großen Gebäudes: Die Halle war für die Zufahrt von Eisenbahnzügen konzipiert worden, weshalb das Erdgeschoss eine lichte Raumhöhe von etwa 6 m aufweist. Altes Mauerwerk und hohe historische Gussstützen unterstreichen den Fabrikcharakter des Gebäudes. Dieser sollte auch nach den Sanierungsarbeiten erhalten bleiben. 2019 ist das "House of Music" in das modernisierte Areal eingezogen. Es versteht sich als Schnittstelle zwischen Musikern, Unternehmen und Organisationen aus der Musikbranche.

Gut isoliert

Einen zentralen Anlaufpunkt bilden die sogenannten "noisy Rooms" – spezielle Räume für Film-, Musik- und Tonproduktionen, in die sich kreative Köpfe flexibel einmieten können. "Egal, ob stundenweise angemietet oder als langfristiger Übungsort genutzt, mussten alle ,noisy Rooms' über eine bestmögliche Schallisolierung verfügen", erklärt Mario Heß, verantwortlicher Kalkulator und technischer Ideengeber der Kaefer Construction GmbH. "Diese schallschutztechnische Trennung der insgesamt 39 unterschiedlich großen Raumzellen war umso wichtiger, da zwischen den einzelnen Konstruktionen häufig nur wenige Zentimeter lagen und sich zum Beispiel Musiker während ihrer Proben natürlich gegenseitig nicht stören dürfen."

Ein glücklicher Zufall sorgte für eine innovative Konstruktionslösung: Vor nahezu 13 Jahren war exakt diese Aufgabenstellung Bestandteil der Diplomarbeit von Kaefer-Experte Heß. Entsprechend fundiert waren seine Vorüberlegungen. "Je nach Nutzung der bis zu 4,5 Meter hohen Räume hat man es mit ganz unterschiedlichen Schallarten in puncto Lautstärke und Frequenz zu tun", betont er. "Es wurde also nach freitragenden Raumkonstruktionen gesucht, die ein Höchstmaß an Schallschutz und eine ausgewogene Raumakustik im Inneren gewährleisten. Aufgrund des sehr geringen Abstandes zwischen den einzelnen Raumzellen kam hierfür ausschließlich eine einseitige schalldämmende Bekleidung von innen infrage", so der Spezialist.

Auf Stahlfedern gelagert

Um den erforderlichen Lärmschutz sicherzustellen, wurden alle "noisy Rooms" auf Gussasphalt-Bodenplatten und auf mehr als 10.000 Stahlfedern elastisch gelagert. Ähnlich wie beim Erdbebenschutz wird dadurch eine Dämpfungswirkung gegenüber Erschütterungen und Körperschall erzielt.

Für die wirksame Luftschalldämmung modifizierte das Team der Kaefer Construction die von den Akustikspezialisten der wax GmbH Berlin entwickelten Raum-in-Raum-Konstruktionen. Diese bestehen aus acht, teilweise neun Schichten.

Neben unterschiedlichen Dämmstofflagen und Holzwolle-Leichtbauplatten bilden Rigidur-H-Gipsfaserplatten und Einlagen aus Stahlblech die zentralen Elemente der Wände und Decken des Komplexes. Sie bringen die für den Schallschutz notwendige Masse in die Konstruktionen.

Doch die Rigips-Platten haben weitere Vorteile geboten: Sie wurden als großformatige Platten (1250 x 2000 mm) angeliefert. "Die ursprünglich ausgeschriebenen Platten hätten nur ein Format von 625 x 2000 illimetern gehabt. Das hätte vergleichsweise mehr Fugen und einen hohen Spachtelanteil bedeutet", erklärt Heß. "Der hohe Fugenanteil hätte wiederum die Biegeweichheit beeinträchtigt. Die Verschraubung der vier Platten in die 1,5 Millimeter dicken Stahlblechprofile erschien darüber hinaus unwirtschaftlich. Es wären einfach mehr Profile je Wand erforderlich gewesen, um die Plattenversätze zu gewährleisten." Ein weiterer Vorteil liege darin, dass die Plattenstöße der großformatigen Rigidur-H-Platten verklebt werden könne.

Auf Basis dieser Überlegungen ist folgender Wandaufbau entstanden: In die CW-Profile der Unterkonstruktion wurde zunächst eine 100 mm starke Mineralwolldämmung eingelegt und anschließend mit zwei Lagen Rigidur H beplankt. Es folgte die Montage der 1,2 mm dicken Stahlblecheinlage, die punktuell mit speziellen Bohrschrauben durch die Gipsfaserplatten in der Unterkonstruktion befestigt wurde.

Darauf folgten die dritte und vierte Lage Gipsfaserplatten, die ebenfalls mit Bohrschrauben in der Blecheinlage verschraubt wurden. Das vereinfachte die Montage aller weiteren Aufbauten, wie etwa der HWL-Decklagen mit Holzunterkonstruktion, Absorber-Koffer sowie diverse Wand- und Deckenaufbauten. Für die knapp 40 Boxen betrug die Nettobauzeit sechs Monate.

Konstruktion mit Modellcharakter

Insgesamt ergibt der Wandaufbau trotz der schallschutztechnisch notwendigen Masse eine biegeweiche Schale, die zu den akustischen Anforderungen passt. Einen vergleichbaren Wandaufbau habe Kaefer bis zu diesem Projekt noch nicht realisiert.

"Umso mehr fühlten wir uns durch die nachträglichen Vor-Ort-Schallmessungen des Akustikplaners bestätigt. Das tatsächlich ermittelte Schalldämmmaß von Raum zu Raum lag bei 98 Dezibel", erläutert der Experte. Die Schalldämmwirkung im "House of Music" wird darüber hinaus durch viele weitere Details verstärkt: Die Türöffnungen wurden aus Stahlhohlprofilen erstellt und mit schweren, dreifach gefälzten Schallschutztüren ausgestattet.

Die Fenster haben durchgängige Schallschutzverglasungen erhalten, sämtliche Medienzuleitungen wurden akustisch abgeschottet. Das "House of Music" sei ein erfolgreiches Beispiel für effiziente und sehr gute Schallschutz- und Systemlösungen; alle Beteiligten seien vollauf zufrieden.

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