Einheit mit Vielfalt

Bezahlbaren Wohnraum geschaffen

München (ABZ). – Zehn Häuser reihten die Architekten von Baumschlager Hutters Partner in einer Blockrandbebauung im Münchner Wohnquartier "Am Südpark" aneinander und schufen 389 bezahlbare Mietwohnungen im hartumkämpften städtischen Wohnungsmarkt.
Poroton Mauerwerksbau
Die Fenster sind regelmäßig und in gleichbleibenden Formaten, gesetzt, was dem Haus Ruhe und Identität gibt. Fotos: Schlagmann Poroton/Sven Rah

Trotz geschlossener Kubatur rund um einen Innenhof präsentiert sich der Neubau als abwechslungsreiche, vielfältige Bebauung. Vielfalt zeigt sich auch in den verschiedenen Fördermodellen und Wohnkonzepten, die Familien, Senioren, Alleinstehenden und Geringverdienern qualitativ hochwertigen, aber dennoch bezahlbaren Wohnraum bieten. Wirtschaftlich ist die Ausführung des Neubaus in monolithischer, hochwärmedämmender Ziegelbauweise, dem erhöhten Schallschutz entlang einer verkehrsreichen Ausfallstraße wurde damit ebenfalls Rechnung getragen. Architekten und Bauherr wählten für die Außenwandkonstruktion den hoch wärmedämmenden, perlitgefüllten Ziegel Poroton-S10 von Schlagmann Poroton in einer Wanddicke von 36,5 bis 42,5 cm. Die Ausführung als verputzter, monolithischer Baukörper trägt zu niedrigen Baukosten bei, ohne dabei Abstriche bei Energieeffizienz, Qualität und Nachhaltigkeit einzuräumen.

Auf dem ehemaligen Eon-Gelände im Stadtteil Obersendling entstand in den vergangenen Jahren eines der größten Bauprojekte im Münchner Süden. Statt der geplanten Firmenzentrale des Energiekonzerns wurde in der Nähe des namensgebenden Südparks zwischen Drygalskiallee, Kistlerhof- und Boschetsriederstraße ein Stadtquartier mit einer für München bewährten, sozialen Mischung entwickelt. Auf dem rund 8 ha großen Areal plante die Stadt München seit 2013 gemeinsam mit zwei Projektentwicklern die Schaffung eines attraktiven Wohn- und Arbeitsstandortes mit viel Grün- und Freiraum, sozialen Einrichtungen, Ärztezentrum sowie Flächen für den Einzelhandel.

Durch eine frühe Einbeziehung der Anwohner in einer Bürgerwerkstatt ergab sich ein hoher Konsens unter anderem für die bauliche Ausführung als geschlossener Häuserblock und gegen Hochhäuser, wie sie an der Boschetsriederstraße in den 1970er Jahren entstanden. Den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb für das Neubauprojekt entschied das Schweizer Büro von Ballmoos Krucker Architekten für sich, das die Errichtung von drei Wohnblöcken mit einer gestaffelten Bebauungshöhe von jeweils sechs bis acht Geschossen um einen Innenhof vorsah. Anfang 2016 fand der symbolische Spatenstich für die Realisierung des neuen Quartiers "Am Südpark" statt, die Fertigstellung für die insgesamt rund 1300 Wohnungen war für 2019 geplant.

Vielfältige sozialer Nutzung

Als letztes der drei Wohnprojekte entstand ab Frühjahr 2017 die Bebauung entlang der Boschetsriederstraße. Ein kommunales Wohnungsunternehmen realisierte dort auf einem rund 14 500 m² großen Areal 389 Wohnungen in zwei Bauabschnitten. Neben den Wohnungen – darunter eine integrative Wohngemeinschaft sowie zwei sogenannte "Flexiheime"– und einer Tiefgarage erstellte der Träger zudem ein sechsgruppiges Haus für Kinder, ein Familienzentrum und einen Bewohnertreff. Letztgenannte soziale Einrichtungen stehen dabei allen Bewohnern des Quartiers offen. Für die angestrebte soziale Durchmischung werden von den 389 überwiegend barrierefreien Ein- bis Vier-Zimmerwohnungen 75 einkommensorientiert gefördert, 51 im Rahmen des München-Modells an Wohnungssuchende vermietet und weitere 114 im Rahmen des konzeptionellen Mietwohnungsbaus vergeben. In den beiden Flexiheimen mit 149 Appartements erhalten Menschen mit niedrigem Einkommen, unter anderem auch Wohnungslose, die Chance auf eine Wohnung. Insgesamt entstanden in dem rund 108 Millionen Euro teuren Bauvorhaben 24.000 m² Wohnfläche.

Viel Grün im Innenhof

Für den Entwurf des städtischen Wohnprojekts zeichnet sich das Architekturbüro Baumschlager Hutter aus München verantwortlich. Gekonnt fügten sie zehn Häuser um einen Innenhof zu einer zusammenhängenden Blockrandbebauung aneinander und vermitteln so den individuellen Charakter einer gewachsenen großstädtischen Straßenbebauung. Sprünge von sechs bis acht Geschossen akzentuieren die Vielfältigkeit der Gebäude ebenso wie unterschiedliche Fassadentypologien mit abwechselnd stehenden und liegenden Fensterformaten, unterschiedliche Putzdekore und Farben oder eine Änderung des Zugangs durch Laubengänge. Als einheitliches Element umfängt ein Sockel aus rotbraunen Vormauerziegeln den Baukörper, der die Zuwegung eindeutig markiert.

Die Blockrandbebauung mit der zur verkehrsreichen Boschetsriederstraße geschlossenen Lochfassade öffnet sich auf der Rückseite nach Süden auf die öffentlichen Grünflächen mit in die Fassade integrierten Loggien und einer Erweiterung des Fensteranteils. Dies ist ebenso wie die Orientierung der Wohnungen zum ruhigen Innenhof auch dem Verkehrs- und Umgebungslärm geschuldet. Für die Gestaltung der Grünflächen und um den Innenhof mit dem alten Baumbestand trotz Bebauung aufrecht zu erhalten, holte man LUZ Landschaftsarchitekten aus München mit ins Boot. Daneben wurden alle Dächer begrünt, die auf sechs Gebäuden den Bewohnern als Dachgärten zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen.

Hoher Schallschutz gegeben

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit fiel die Entscheidung der Architekten auf eine nachhaltige und langlebige Baukonstruktion mit einem massiven Ziegelmauerwerk. "Wer mit der klaren Vorgabe bezahlbaren Wohnraum baut, muss natürlich gut rechnen. Sich dann für eine robuste, nachhaltige, auch über Jahrzehnte hinweg wartungsarme Außenwand aus massivem Blockziegelmauerwerk zu entscheiden, ist nur konsequent", so Architekt Prof. Carlo Baumschlager von Baumschlager Hutters Partner, der in München auch den Masterstudiengang Architektur und Kunst an der Akademie der Bildenden Künste leitet.

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Poroton Mauerwerksbau
Die zehn einzelnen Häuser werden durch Sprünge in den Geschossen, stehende und liegende Fensterformaten, unterschiedlich farblichen Putzauftrag, Vor- und Rücksprüngen akzentuiert. Der gegenüberbeginnende Südpark war Namengeber des Quartiers. Im Hintergrund ist das alte Heizkraftwerk München-Sendling zu sehen, das 1999 stillgelegt wurde und zu dem das bebaute Areal früher zugehörig war.

Gebaut wurde das Gebäude deshalb als massive Ziegelkonstruktion in Wanddicken von 36,5 bis 42,5 cm mit Stahlbetondecken und, wo aus statischen Gründen nötig, aussteifenden Stahlbetonwänden. Wegen eines einheitlichen Materialaufbaus der Fassaden, der als einheitlicher Putzgrund zur Minimierung einer Rissbildung beiträgt, wurden diese Flächen mit der keramischen Wärmedämmfassade Poroton-WDF in den Stärken 120 und 180 vorgemauert, teilweise mit einer dahinter liegenden Kerndämmung.

Einheitlicher Putzgrund

Da die Architekten eine zusätzliche Wärmedämmung der Fassade von vorneherein ausschlossen und dafür ein hochwertig ausgeführtes, monolithisches Ziegelmauerwerk bevorzugten, wurde der erforderliche Dämmwert über die Füllung der Ziegel geleistet. Die verwendeten hochwärmedämmenden Außenwände aus Poroton-S10-Planziegeln in 36,5 sowie 42,5 cm Wanddicke tragen dazu bei, den energieeffizienten Gebäudestandard, der den Vorgaben der EnEV 2016 entspricht, einzuhalten. Der Planziegel mit einem U-Wert der Wand von 0,25 beziehungsweise 0,22 W/(m²K) hält mit einer innenliegenden Dämmung aus natürlichem Vulkangestein (Perlit) die Wohnräume im Winter warm und im Sommer kühl. Dafür sorgen seine klimaregulierenden Eigenschaften ebenso wie für ein gesundes, ausgeglichenes Raumklima ohne Feuchte und Schimmel.

Der Ziegel eignet sich Herstellerangaben zufolge zudem besonders für mehrgeschossige Wohnungs- und Objektbauten, denn er hält aufgrund seines massiven Ziegelgerüsts und der hohen Druckfestigkeiten höchsten Belastungen stand. Die massiven Ziegelaußenstege von 16 mm gewährleisten bei einer gleichzeitig hohen Druckfestigkeit eine hohe statische Sicherheit. Der charakteristische Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit fk in der Festigkeitsklasse 10 beträgt 3,6 MN/m², das bedeutet eine mögliche Belastung von 120 t/m² Lagerfläche. Damit werden neben dem Wärmeschutz und Statik weder Schall- noch Brandschutz vernachlässigt. Das korrigierte, bewertete Schalldämmmaß des Poroton-S10 beträgt bei einer Wanddicke von 36,5 cm 52 dB. Damit lassen sich auch erhöhte Schallschutzanforderungen im Objektbau realisieren. Denn gerade hier mit der verkehrsmäßig hohen Belastung durch die Boschetsriederstraße zur Nordseite des Gebäudekomplexes hin sollten beim Schallschutz keine Kompromisse eingegangen werden. Zusammen mit schallisolierenden Fenstern erreichten die Ziegelaußenwände eine Abschirmung gemäß Lärmpegelbereich 5.

Die Verarbeitung des Ziegels garantiert Schlagmann Poroton zufolge außerdem ein sicheres und wirtschaftliches Mauerwerk, das über eine lange Lebensdauer mit geringem Unterhaltsaufwand verfügt. Zusammen mit dem verwendeten Kratzputz ist die Fassade wartungsarm und robust zugleich. Auch der Anspruch an umweltfreundliche und heimische Produkte ist mit den perlitgefüllten Ziegeln erfüllt. Ziegel und Perlit kommen zu hundert Prozent aus der Natur. Sie sind nahezu frei von Schadstoffen und Ausgasungen sowie resistent gegen Ungezieferbefall oder Fäulnis. Zahlreiche Zertifizierungen unterschiedlichster Umwelt-Labels von natureplus, über eco-Institut bis Blauer Engel (Poroton-Perlit-Dämmstoff) belegen außerdem die wohngesunden Eigenschaften der perlitgefüllten Ziegel von Schlagmann Poroton. Seit 2019 werden diese zudem klimaneutral produziert.

Die Fertigstellung des Gebäudes in zwei Bauabschnitten erfolgte Ende 2020. Mit Mietpreisen zwischen 9 und 12,50 Euro setzt sich das Wohnprojekt weit von den durchschnittlich hohen Mieten in Münchner Neubauten (18 Euro) ab. Auf eine zusätzliche Außendämmung konnte dank der monolithischen Ziegelbauweise verzichtet werden. Dem nachhaltigen Gedanken einer langen Lebensdauer sowie wirtschaftlichen Unterhaltskosten der Fassade wurde somit Rechnung getragen. Die hier ausgeführte Baumaßnahme beweist, dass eine hochwertige Wohn- und Bauqualität mit einem kostengünstigen, sozialverträglichen Wohnungsbau durchaus vereinbar ist.

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