Energiekrise und Bauflaute

Holzpreise in Hessen schwanken

Kassel/Friedrichsdorf (dpa). - Während der Preis für Brennholz steigt, sinkt er für Schnittholz. Die Holzbranche in Hessen klagt über wachsende Unsicherheiten und fordert weniger rechtliche Hürden.

Die Nachfrage ist riesig und die Preise für Brennholz steigen rasant. Für Schnittholz hingegen sinken sie wieder. „Die Holzmärkte haben sich in den vergangenen zwei Jahren turbulent rauf und runter entwickelt. Wir haben selten so volatile Preis- und Mengenentwicklungen und Verkaufsrichtungen erlebt”, sagt der Geschäftsführende Direktor des Hessischen Waldbesitzerverbands, Christian Raupach.

Hatte der Bauboom in Corona-Zeiten einen kräftigen Preisanstieg bei Schnittholz verursacht, hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine wieder für einen kräftigen Dämpfer gesorgt. „Die Energiepreise sind drastisch gestiegen. Das hat die Holzmärkte wieder komplett durcheinander gewirbelt”, erläutert Raupach.

Die Bauindustrie habe mit Inflation und Lieferengpässen zu kämpfen. „Die gestiegenen Rohstoffpreise haben das Bauen so teuer gemacht, dass die Bauherren bestehende Aufträge zurückziehen oder keine neuen Aufträge kommen”, erklärt er. Die Verunsicherung sei sehr groß. Im vierten Quartal breche deshalb die Auftragslage bei den Forstbetrieben zusammen. „Der Preis, der im Sommer spitzenmäßig war, geht jetzt wieder deutlich zurück.”

Gleichzeitig nehme die Nachfrage nach Brennholz wegen der steigenden Energiepreise drastisch zu. „Die Preise sind durch die Decke geschossen”, sagt Raupach. Der Preis für Buchen-Brennholz etwa sei höher als der für Buchen-Industrieholz. „Buchen-Industrieholz, das normalerweise in die Zellstoffindustrie geht, gibt es eigentlich gar nicht mehr. Das geht nur noch in den Brennholzmarkt.” Gespaltenes Brennholz beim Händler oder beim Baumarkt koste aktuell etwa 400 Euro pro Raummeter. „Vor einem Jahr waren das geliefert frei Haus noch zwischen 90 und 110 Euro.”

Im Moment flache die Nachfrage wieder etwas ab. „Aber da der nächste Winter hinsichtlich der Gasversorgung ja noch schwieriger werden soll, rechnen wir damit, dass die Brennholznachfrage im nächsten Sommer wieder steigt.”

Einen Preisanstieg für Brennholz meldet auch die Landesbehörde Hessen Forst. Die Preise für Brennholz aus Laub- und Nadelholz seien zwischen 70 und 100 Prozent gestiegen, sagt Pressesprecherin Michelle Sundermann. Laubholz wie Buche und Eiche seien gegenüber dem Vorjahr um 30 bis 50 Prozent teurer geworden. Für Nadelholz seien die Preise weitgehend stabil.

„Insgesamt haben sich die Holzpreise damit sehr positiv entwickelt. Die Erlöse sind aber auch notwendig, um in die Wiederbewaldung zu investieren und die Wälder fit für die Klimakrise zu machen”, erläutert Sundermann. Der nachhaltige Rohstoff Holz habe damit wieder seinen verdienten Wert.

Im kommenden Jahr rechnet die Landesbehörde laut Sundermann mit einer stabilen bis leicht steigenden Preisentwicklung.Das sei abhängig von vielen Faktoren, unter anderem etwa der Energiekosten, Lohnerhöhungen, Bauzinsen und der Baukonjunktur sowie der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und weltweit. Auch die Bedeutung des nachhaltigen Bauens mit Holz, die Stilllegungen von Waldflächen und die damit verbundene Verknappung von Holz seien Einflussgrößen.

Der Hessische Waldbesitzerverband sieht die Entwicklung mit Sorge. Der Holzmarkt sei völlig unsicher und unkalkulierbar, sagt Raupach. „Es ist nicht sinnvoll, auf Dauer auf den Brennholzmarkt zu schielen. Denn natürlich wollen wir unsere Sägewerks- und Industriekunden dauerhaft beliefern. Wir brauchen eine Zellstoffproduktion, wir brauchen eine Möbelindustrie, wir brauchen eine Laubholz- und Nadelholzsägeindustrie für die Bauwirtschaft.”

Fundierte Prognosen für die Säge- und Holzindustrie seien vor dem Hintergrund der unklaren Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und anderen Ländern zu diesem Zeitpunkt schwer möglich, teilt auch der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband mit. „Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und einer zu erwartenden Rezession im kommenden Jahr ist es Aufgabe der Politik, stärkende Instrumente und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen”, sagt Geschäftsführerin Julia Möbus.

Die Energiepreisbremsen seien wichtige Maßnahmen, die den energieintensiven Unternehmen jedoch nur begrenzt weiterhelfen würden. „Der Holzbau wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle zur Transformation des Gebäudesektors spielen. Hier ist die Politik gefordert, die Verwendung des heimischen Rohstoffs aus unseren Wäldern zu fördern und nicht zu beschränken und rechtliche Hürden für den Holzbau auszuräumen.”

Dafür plädiert auch Raupach. Die sogenannte Erneuerbare-Energien-Richtlinie des Europaparlaments etwa sehe vor, dass Holz ab 2030 nicht mehr als erneuerbare Energiequelle eingestuft werde. „Das kann nur ein Fehler sein”, sagt Raupach. Holz sei CO2-neutral und immer deutlich besser fürs Klima als Gas oder Kohle. „Zudem ist Holz einer der wenigen dauerhaft und regional verfügbaren Rohstoffe in Deutschland. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, diese Rohstoffnutzung in irgendeiner Form rechtlich zu beschränken.”

Nach einem Erlass des hessischen Umweltministeriums sollten zudem in besonderen Erhaltungsgebieten des Staatswaldes keine Buchen gefällt werden, die älter als 100 Jahre sind. „Das verknappt den Markt zusätzlich.” Der beste Klimaschutz, so Raupach, sei die nachhaltige Nutzung von Holz.

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