Entwässerungslösungen für die Stadt von morgen

Birco entwickelt Retentionsrinne im XXL-Format

von:

Robert Bachmann

Birco Unternehmen
Prototypische Anwendungsfälle für die BIRCOmax-i finden sich dort, wo nicht hinreichend versickert werden kann bzw. der Einsatz von Schächten nicht möglich ist – bspw. an Hanglagen. Abb.: Birco

Baden-Baden. – Mit der BIRCOmax-i dringen die Entwässerungsspezialisten von Birco endgültig in den Themenbereich Retention ein. Kein einfacher Beitrag zum bestehenden Wettbewerb, sondern nicht mehr und nicht weniger als eine "Revolution des Tiefbaus" soll das neue Produkt darstellen. Bei einem Werksbesuch in der Unternehmenszentrale in Baden-Baden erklärten Geschäftsführer Christian Merkel und Produktmanagerin Eva-Maria Herrmann, was es damit auf sich hat. 1927 in Baden-Baden gegründet feiert die Birco GmbH in diesem Jahr bereits ihr 90-jähriges Firmenjubiläum. In den vergangenen 60 bis 70 Jahren seiner weitreichenden Unternehmenshistorie hat sich der einstige Kohle- und Baustoffhandel als Hersteller qualitativ hochwertiger Entwässerungsrinnen aus Beton einen Namen gemacht. Anlässlich des runden Geburtstages richtet das bereits in dritter Generation geführte Familienunternehmen den Blick jedoch nicht nur zurück, sondern gezielt nach vorne.

Fit für die Zukunft
"Wir befinden uns aktuell mitten in einer umfassenden Transformationsphase", erklärte Christian Merkel – neben dem Geschäftsführenden Gesellschafter Frank Wagner Mitgesellschafter des Unternehmens – bei einem Werksbesuch in Baden-Baden gegenüber der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ). Angesichts aktueller Herausforderungen wie den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen im Zuge des Klimawandels, den rasant wachsenden Städten und der damit kontinuierlich zunehmenden Flächenversiegelung hat sich das Unternehmen bereits 2014 eine umfassende strategische Neuausrichtung verordnet. "Dabei haben wir uns die Frage gestellt, wie wir unser Unternehmen für die Zukunft aufstellen wollen. Dabei wurde uns schnell klar, dass wir uns aus dem reinen Produktdenken heraus nicht weiter entwickeln können", so Merkel. "Also haben wir damit begonnen, unsere Produktentwicklung fortan auf Systemlösungen auszurichten."Um diesen Wandel erfolgreich umzusetzen, musste nahezu jeder Stein im Unternehmen umgedreht werden, wie es Merkel ausdrückt: "Haben wir das richtige Portfolio, die erforderlichen Mitarbeiter, die benötigten Ressourcen – Flächen, Maschinen etc.? All diese Punkte sind wir systematisch angegangen und haben, wo nötig, investiert."Mehr als 5 Mio. Euro sind dem Geschäftsführer zufolge in den vergangenen drei Jahren in die Modernisierung des Standortes geflossen. Im gleichen Zeitraum seien insgesamt 35 neue Mitarbeiter zur Verstärkung des Teams ins Unternehmen gekommen. Mit ein Grund dafür, dass man sich auch ernsthafte Gedanken um das Thema Wertemanagement machen musste. Ein Ergebnis daraus ist der nun vorliegende Wertekatalog, den Birco anlässlich des 90-jährigen Bestehens zusammen mit den Mitarbeitern erarbeitet hat."Wenn man bedenkt, dass wir in den vergangenen drei Jahren ein kumuliertes Wachstum von 25 % hatten, wird deutlich, dass wir in dieser Zeit nicht nur an kleinen Rädchen gedreht haben", betont Merkel. Sicherlich habe es auch diese gegeben: Ein großer Teil der Investitionen sei in die Sicherung des Kerngeschäfts, also die Ergänzung und die Optimierung bestehender Produkte geflossen. Andererseits habe man sich intensiv Gedanken über zusätzliche Produktlösungen gemacht, mit denen Birco seinen Kunden als Systemanbieter zur Seite stehen kann. Ein großes Handlungsfeld sei dabei das Thema Retention gewesen. Als Ergänzung zur Ableitung (BIRCOlight/BIRCOsir/BIRCO Filcoten) und Filtration (BIRCOpur) zum Schacht wurde daraufhin zunächst der Produktbereich Rückhaltung und Versickerung mit Rigolentunnel (StormTech) ins Programm aufgenommen. Im zweiten Schritt folgt nun ein gänzlich neues Produkt: die BIRCOmax-i.
Rinne vs. Kanal
"Im Grunde ist die BIRCOmax-i ein Hybrid", erklärte Produktmanagerin Eva-Maria Herrmann. Von der Form her ist sie eine klassische Kastenrinne. Aufgrund ihrer Größe stellt sie jedoch zugleich einen Retentionsraum dar. In den Nennweiten 220, 320, 420 und 520; Baulängen zwischen 1,5 m bis 3 m und in einer Bauhöhe bis 1,2 m verfügbar, besitzt die max-i ein Fassungsvermögen von bis zu 512 l/lfm. Als Oberflächenlösung könne die BIRCOmax-i damit sehr schnell große Mengen an Wasser aufnehmen, so Herrmann, und biete sich damit als Alternative zum klassischen Kanal an. Merkel ergänzend dazu: "Wir haben hier einen ganz neuen Ansatz geschaffen, mit dem wir im Tiefbau auch einmal von dem klassischen Denken wegführen wollen, Retentionsräume stets 1 m tief vergraben zu müssen."Ihre vorgesehenen Einsatzgebiete finde die BIRCOmax-i in urbanen bzw. industriellen Bereichen, wenn es darum geht, große versiegelte Flächen durch die schnelle Aufnahme großer Volumina an Wasser in kürzester Zeit wieder nutzbar zu machen. Prototypische Anwendungsfälle finden sich dort, wo ein hoher Grundwasserspiegel vorliegt, wo nicht genügend Grünflächen vorhanden sind oder an Hanglagen – also überall dort, wo nicht hinreichend versickert werden kann bzw. der Einsatz von Schächten nicht möglich ist."Das ganze Thema ist eine riesige Herausforderung", erklärte Merkel. "Bis 2025 müssen etwa 2,6 Mrd. Euro investiert werden, um die vorhandenen Retentionsbecken für die Zukunft fit zu machen. Bedenkt man, dass derartige Rückhaltebecken nur für einen jeweils kurzen Zeitraum zum Einsatz kommen, ergibt unser Ansatz, die Retention an die Oberfläche zu legen, einfach Sinn."

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Präsentieren stolz ihre neueste Produktentwicklung, die XXL-Retentionsrinne BIRCOmax-i (v. l.): Eva-Maria Herrmann (Produktmanagerin), Markus Huppertz (Leiter Produktmanagement und Marketing), Christian Merkel (Mitgesellschafter) und Michael Neukirchen (Teamleiter Marketing und Kommunikation International). Foto: Bachmann

Verglichen mit einem Kanal entspreche die Entwässerungsleistung der BIRCOmax-i in ihrer Maximalgröße in etwa einem 800er-Querschnitt, erläuterte Herrmann. Die Rinne habe dabei jedoch einen deutlichen Kostenvorteil. Zum einen durch den einfachen Einbau, da hierfür ein einfacher Graben genügt. Auch die Verlegung erfolge – auch dank einiger konstruktionstechnischer Detailinnovationen – ohne überdurchschnittlichen Maschinenaufwand. Auch das Thema Wartung – von Kommunen immer wieder auf den Tisch gebracht – gestalte sich bei der Oberflächenretention denkbar einfach. Als Rinne ist sie von oben einseh- und erreichbar sowie gegenüber einem System mit Punktablauf weniger anfällig. Dreck könne sich hier schon einmal über eine gewisse Zeit ansammeln, ohne dass das System damit unbrauchbar werde, so Herrmann. Dank entsprechender Anschlusslösungen ist die Rinne nicht zuletzt auch für ergänzende Systeme zur Regenwassernutzung offen.

Hohe Verfügbarkeit
Mit einer der größten Vorteile der BIRCOmax-i liege bereits im Produktionsverfahren. Wie auch die anderen Rinnenformate von Birco wird die max-i nicht gegossen, sondern in einer innovativen Variante des Rüttel-Stampf-Verfahrens hergestellt. Dabei wird ein erdfeuchter Beton in einer Form unter starkem Druck und Vibration komprimiert. Grundlage ist eine hochkomplexe Betonmischung, die tagesaktuell je nach vorherrschender Witterung angepasst wird. Der Vorteil: Sofort nach der Formgebung ist das Rinnenteil stabil und muss nur kurze Zeit zum Austrocknen gelagert werden. Das ermöglicht laut Merkel bis zu fünfmal kürzere Produktionstakte und verhilft der BIRCOmax-i zu einer kurzfristigen Verfügbarkeit für den Kunden, auch in hohen Stückzahlen."Trotz der im Vergleich zur Formatgröße dünnwandigen Flanken ist es uns mit der speziellen Betonmischung und der Stahlbewehrung gelungen, die BIRCOmax-i so stabil zu machen, dass sie in der Maximalgröße der Belastungsklasse F 900 entspricht", betonte Herrmann. Maßgeblich für die Stabilität des Systems sei die besondere Form der Rinne, die der Hersteller BIRCOhyperbel getauft hat: Dadurch werden die an den Flanken einwirkenden Kräfte aufgenommen und an das Bauteil abgeleitet. "Speziell da, wo sich der Querschnitt der Rinne verändert, befindet sich normalerweise eine Schwachstelle. In der neuen Form haben wir hier jetzt mehr Material, was der Rinne 10 bis 15 % mehr Stabilität verleiht. Das Ergebnis ist eine fast doppelt so hohe Kraftabtragung als normal."Auch im Detail bietet die BIRCOmax-i einige Innovationen, betont Herrmann – allem voran durch das trotz Größe und Wandstärke der Rinne ausgefeilte, fachmännisch nach WHG verfügbare Nut- und Federsystem. "Wir arbeiten hier zudem mit Gusszargen, und zwar so in den Beton integriert, dass die Rinne auch über diese Zargen verlegt werden kann." Damit könne der für den Einbau erforderliche Graben wesentlich kleiner dimensioniert werden. Der Einbau könne lediglich mit einem Bagger durchgeführt werden, ohne dass weitere Arbeiter im Graben stehen müssen, um das Rinnenteil in Position zu rücken.
Neue Ufer
Mit dem Einstieg in neue Anwendungsgebiete sieht sich Birco auch neuen Zielgruppen gegenüber. "Immer häufiger sprechen wir mit Planern und Behörden", erklärte Merkel. Viele davon haben noch gar nicht recht mitbekommen, dass wir nun auch außerhalb der Rinne neue Produkte im Portfolio haben. Zugleich stellen wir fest, dass es für diese Zielgruppen immer schwieriger wird, zu ersehen, welche Systeme und Komponenten sich miteinander kombinieren lassen." Ein Großteil der zuvor genannten neuen Mitarbeiter sei daher zur Verstärkung des Vertriebs ins Unternehmen geholt worden. "Die große Herausforderung besteht darin, den Vertrieb für diese Kundenkreise fit zu machen – speziell auch in puncto Regelwerke, da es dort immer häufiger auch um Paragraphen und Vorschriften geht."Für den Bereich Retention sieht Merkel ein hohes Potenzial: Zum einen, da sich die Haltung zur Ressource Wasser grundlegend geändert habe. "Das Wasser wird nicht mehr einfach verdrängt, sondern zurück in den Mittelpunkt geholt." Wenn demnächst immer mehr auch über Regenwassernutzung gesprochen werde, komme den Retentionsräumen eine entscheidende Rolle zu. Zum anderen wegen des enormen Investitionsstaus im Bereich Kanalisation. "Die Wachstumsmöglichkeiten bei der Kanalisation sind natürlich begrenzt. Deshalb müssen dezentrale oder semizentrale Lösungen gefunden werden, wie in Zukunft mit Wasser umweltgerecht umgegangen werden soll."Bei Birco geht der Entwicklungsprozess weiter. Im Fokus steht dabei der Kreislaufgedanke und der hohe Wert des Wassers. Spätestens zur IFAT möchte man das Fachpublikum mit weiteren Neuheiten begeistern.

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