Erdkabelabschnitt als Drehstrom-Höchstspannungsleitung

Baustraße aus Stahl

Haren (ABZ). – "6 m lang, 1,8 m breit, rd. 15 mm dick und über 1 t schwer. Wenn man so will, das genaue Gegenteil von High Tech", meint Till Holzschuh vom Vertrieb West bei TPA Mobile Straßen mit einem Blick auf einen Stapel TPA Stahl-Panels, die auf dem Service Truck auf die Auslieferung warten. Erklärend fährt er dann fort: "Oft ist es aber genau das, was unsere Kunden für schwere Einsätze mit Raupenfahrzeugen im Leitungs- oder Erdbau benötigen, um zügig und sicher voran zu kommen." Über 500 Stahlplatten dieser Größe hatte TPA Mitte des Jahres für diesen Zweck an die De Romein Gruppe aus dem niederländischen Veendam geliefert. Im Rahmen des Freileitungsprojektes Dörpen West-Niederrhein hatte De Romein als Nachunternehmer der Köster GmbH die Verlegung eines Erdkabels im Gebiet der Stadt Haren (Ems) übernommen. Im Gegensatz zum rd. 28 km langen übrigen Verlauf der neu zu errichtenden 380 kV Freileitungstrasse des Netzbetreibers Tennet muss ein etwa 3,1 km langer Abschnitt zwischen den Kabel-Übergangsanlagen in Dankern und Segberg unterirdisch als Erdkabel verlegt werden.

Während Erdkabel im Bereich der Nieder- und Mittelspannungsleitungen mittlerweile Stand der Technik sind, ist der Bau des Erdkabelabschnitts als Drehstrom-Höchstspannungsleitung zzt. noch in der Testphase und unterliegt als eines von neun Pilotprojekten genauen gesetzlichen Vorgaben. Der Umfang der erdbaulichen Maßnahmen ist dabei enorm.

Das vorgeschrieben Regelprofil sieht eine offene Bauweise mit einer Verlegetiefe für die Leitungen von 1,6 m in einer thermischen Bettung vor, die aus einer speziellen Sandmischung und Magerbeton besteht. Die Ausschachtungstiefe liegt bei 1,8 m. Die Gesamtbreite der Arbeitstrasse beträgt auf der gesamten Länge während der Bauarbeiten rd. 45 m. Im gesamten Bereich wird bei Beginn der Arbeiten zunächst der Bewuchs entfernt und anschließend Boden und Aushub schichtweise abgetragen und gesondert zwischengelagert, um so sicherzustellen, dass der Wiedereinbau später nur möglichst geringe Belastungen für Bodenstruktur verursacht.

In die thermische Bettung werden zunächst sechs Leerrohre parallel verlegt. Anschließend wird der abgetragene Originalboden rückverfüllt. Erst nach Abschluss aller Tiefbauarbeiten werden später die Kabel eingezogen. Der Boden über dem verfüllten Graben mit einer Breite von 20 bis 30 m kann danach wieder landwirtschaftlich genutzt werden; allerdings muss der Bereich aus Sicherheitsgründen frei von Gehölzen gehalten werden.

Bei den enormen Mengen an Aushub und Material, die vor Ort vom Team von De Romein bewegt werden müssen, war die Einrichtung einer stabilen und sicheren temporären Baustraße für die gesamte Logistik und eine zuverlässige Zeitplanung von großer Bedeutung. Entlang der gesamten Trasse wurde daher eine über 3 km lange Zuwegung aus TPA Stahlpanels in einer Doppelspur gelegt, auf der sich Bau- und Transportfahrzeuge zügig bewegen können, ohne den Boden zusätzlich durch zu hohe Verdichtung zu belasten.

Diese Notwendigkeit bestand umso mehr, da durch die Verwendung eines speziellen selbstaushärtenden Sandgemisches für die thermische Bettung das Material vor dem Einbau ständig umgeschichtet werden musste, um so ein ungewolltes Aushärten vor dem Einbau zu verhindern.

Till Holzschuh ist die leichte Ironie der Situation durchaus bewusst und meint: "Es ist sicherlich nicht das erste Mal, dass ein High Tech Projekt auf ein Low Tech-Fundament angewiesen ist. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass uns De Romein bei diesem Projekt mit ins Boot geholt hat und mit unserem Service zufrieden ist. Ansonsten hätte man sicher nicht im Oktober noch 100 Platten nachgeordert."

Marco Murgia, General Manager bei TPA, unterstreicht die pragmatische Sichtweise seines Kollegen: "An einer Stahlplatte kann man rein technisch kaum etwas verbessern. Wir können aber dafür sorgen, dass das Material bedarfsgerecht, just in time und und möglichst unkompliziert zum Einsatzort gelangt. Wenn es ganz schnell gehen muss, haben wir entsprechend geschulte Einsatzteams und Servicetrucks, die eine fachgerechte Verlegung vor Ort übernehmen können. Dann hat ein robustes Stahlpanel durchaus seine Vorteile. Das hohe Eigengewicht verleiht Stabilität und auch schwere Raupenbagger und Kranfahrzeuge können die Baustraße zügig und sicher befahren. Schließlich kann das Material beim Erreichen der Nutzungsgrenze komplett wieder verwertet werden. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit sicher ein Plus".

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