Erfolgreiches Programm

Schweizer sanieren bestehende Gebäude auf Staatskosten

BERN/SCHWEIZ (rd). - Mit Käse fängt man Mäuse. Ein leicht abgewandeltes aber geläufiges Sprichwort, dass die Schweizer Autoritäten in der Praxis mit Fördermitteln für die Gebäudesanierung seit Beginn des Jahres in ein "Gebäudeprogramm" umgesetzt haben. Sinnvoll kombinierte Energiesparmaßnahmen können den Wärmebedarf bestehender Gebäude um mehr als zwei Drittel senken, sichern den Wert der Immobilie und steigern den Wohnkomfort. So kann man dem stetigen Anstieg der Energiepreise behaglich zusehen. Auch kleine Maßnahmen, erst recht, wenn sie auch noch vom Staat gefördert werden, können große Wirkung zeigen. Gebäude sind langlebig. Erhebungen in Deutschland haben ergeben, dass zwei Drittel der im Jahr 2040 bewohnten Häuser bereits heute schon stehen. Weniger als ein Prozent Neubauten kommen jedes Jahr dazu. Der Altbaubestand gibt also den Ausschlag beim Energieverbrauch im Gebäudebereich. Früher wurde allerdings nicht energiesparend gebaut. Das lag nicht nur an den fehlenden technischen Möglichkeiten: Kohle, Öl und Gas standen scheinbar unbegrenzt und billig zur Verfügung. Der Energieverbrauch eines Gebäudes war kaum ein Thema. Der drastische Anstieg der Energiepreise Anfang der siebziger Jahre sowie Umweltschutzgründe bewirkten ein Umdenken.

In den nächsten zehn Jahren soll in der Schweiz der Energieverbrauch im Gebäudebereich um mindestens zwei Drittel reduziert und der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Der Schweizer Hausbesitz ist stark überaltert. Häuser, die zwischen 1950 und 1990 gebaut wurden, sind zu etwa 85 Prozent bisher nicht saniert worden. Da diese Bausubstanz kaum oder überhaupt nicht heutigen Ansprüchen nachhaltiger Baueffiziens entspricht, wollen Bund und Kantone diesem unbefriedigenden Zustand mit Fördermitteln entgegen wirken.

Grundlage für das neue Programm ist das Schweizer CO2-Gesetz. Mit dem Gesetz ist eine CO2-Lenkungsabgabe festgeschrieben. Damit soll erreicht werden, dass fossile Brandstoffe sparsamer eingesetzt werden. Die Abgabe beträgt im Augenblick etwa 18 Euro je Tonne CO2. Damit erhöht sich der Heizölpreis je Liter um etwa sechs Cent. In 2010 werden durch die CO2-Abgabe voraussichtlich 360 Millionen Euro eingenommen.

Ein Drittel von diesen Einkünften soll in Zukunft für eine klimafreundliche Gebäudesanierung eingesetzt und die Nutzung von erneuerbarer Energie in Gebäuden gefördert werden. In diesem Jahr stehen etwa 120 Millionen Euro für die energietechnische Sanierung zur Verfügung. Die Kantone werden darüber hinaus weitere 70 Millionen Euro zusteuern. Im Januar 2010 wurde das Programm eingeführt. Inzwischen liegt eine Halbjahresbilanz vor. Das Gebäudeprogramm stößt bei den Hauseigentümern auf große Resonanz. Mehr als 14.000 Anträge mit einer Fördersumme in Höhe von 94 Millionen Euro wurden seit Januar eingereicht. Bewilligt wurden bisher 7500 Gesuche mit einer Fördersumme in Höhe von etwa 42 Millionen Euro. Zürich und Bern sind die Spitzenreiter bei den Förderanfragen. Beide Städte zusammen haben nahezu 2000 Anträge erhalten. Die Anträge haben auch einen interessanten Aufschluss darüber gegeben, was der Hausbesitzer zuerst sanieren will. Hier sind die Fenster absoluter Spitzenreiter mit über 3200 bewilligten Maßnahmen, gefolgt von der Dachsanierung mit 980 und der Außenwandsanierung mit 300 bewilligten Anträgen.

Rund vier Fünftel (87 Prozent) der Gesuche kamen bisher von Privatleuten, acht Prozent von Unternehmen und fünf Prozent von öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Schulen, Sporthallen oder Krankenhäusern. Das bedeutet für Spezialfirmen und Bauunternehmen eine interessante Geschäftsbelebung. Die Zentralregierung und Kantone sind über die Zahl der Anträge erfreut, da diese die Erwartungen bisher weit übertroffen haben.

Ein Modell, was sich zur Nachahmung empfiehlt. Aber welches EU-Land hat schon bei hoher Staatsverschuldung für ein solches innovatives Programm entsprechende Mittel zur Verfügung – auch wenn damit der CO2-Ausstoß stark vermindert wird.

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