Erstes erdbebensicheres Nullenergiehochhaus der Welt

Vom Wasserbehälter zum Hotelturm

Hochbau
Mit dem neuen „aquaTurm“, der zugleich ein Energieturm ist, verwirklicht die Familie Räffle ein ehrgeiziges und eigenwilliges Bauprojekt. Foto: Fischer

Waldachtal (ABZ). – Das Hotel im "aquaTurm" ist das neue städtebauliche Wahrzeichen von Radolfzell am Bodensee. Bauunternehmer Jürgen Räffle und seine Söhne, der Architekt Norman Räffle und der Bankbetriebswirt Thorsten Räffle, schufen aus dem alten Wasserturm das weltweit erste gewerblich genutzte Nullenergiehochhaus im Passivhausstandard. Kürzlich wurde das komplexe Projekt fertiggestellt. Bei der notwendigen, anspruchsvollen Befestigungstechnik setzte der Bauherr auf die Produkte von fischer. Sie erfüllen gleichermaßen die seismischen Anforderungen beim Bauen in Erdbebengebieten sowie den Wunsch bei der baubiologischen Innenausstattung nachhaltige Dübel aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden.Die Idee zum Umbau des alten Wasserturms reicht bis in den Dezember 1997 zurück. Damals wurde der junge Architekt Norman Räffle auf den ungenutzten Turm aufmerksam. Gemeinsam mit seinem Vater Jürgen entwickelten sie ein Konzept für eine neue Nutzung des Wasserhochbehälters, den die einheimische Milchwerke GmbH bis 1979 genutzt hatte. 2002 erwarb das Bauunternehmen Räffle & Sons schließlich den maroden Turm.Während der folgenden Planungszeit wurde 2006 die Idee geboren, den 30 m hohen Turm zum weltweit ersten Nullenergiehochaus umzubauen. Um dieses Ziel technisch und wirtschaftlich zu erreichen, stellte Thorsten Räffle einen 100-seitigen Antrag auf Förderung als Demonstrationsanlage beim Bundesministerium für Umwelt, der KFW und dem Umweltbundesamt, der im Oktober 2008 bewilligt wurde.Während der Umbauphase von 2008 bis 2016 wurde der Turmkopf zunächst auf eine Schafthöhe von 21 m reduziert, anschließend um fünf neue Geschosse in Stahlbetonbauweise aufgestockt. Da sich Radolfzell am Rand der Erdbebenzone 2 befindet, muss der fertige Turm mit seiner Endhöhe von 50,5 m auch stärksten Erschütterungen unbeschadet standhalten. Das wiederum erforderte sowohl sichere statische Konstruktionen als auch hochwertige Befestigungssysteme."Je höher der Turm wächst", so Planer Norman Räffle, "desto mehr Gewicht muss er aushalten. Am Ende sind es etwa 2500 t. Deshalb brauchten wir beim Instandsetzen der alten Mauern und für den Betonneubau Befestigungssysteme, die höchsten qualitativen Anforderungen und allen seismischen Regelwerken entsprechen. Wir haben bislang in unserem Bauunternehmen sehr gute Erfahrung mit der Firma fischer aus unserer Region gemacht. Deshalb nutzten wir auch bei diesem Bauvorhaben deren Produkte. Sie sind garantiert sicher und innovativ." Rd. 2200 Injektionsanker wurden zur Instandsetzung der 39 cm dicken Turmschaftwand gesetzt. Diese Anker mussten der Steinfestigkeitsklasse 20 und der Mörtelgruppe III a des alten Ziegelmauerwerks genau angepasst werden. "Dabei zahlte sich aus", betont Norman Räffle, "dass diese Anker problemlos durch den alten Putz 'gingen', ohne dass der entfernt werden musste."Das eingesetzte fischer Injektionssystem, bestehend aus dem leistungsstarken Hybridmörtel FIS V, der Ankerhülse und der Gewindestange bzw. Innengewindehülse hat sich aus Sicht des Bauherrn bewährt. Als erstes Injektionsmörtelsystem, das für alle relevanten Baustoffe zugelassen ist, bietet es die notwendige Sicherheit für den gesamten Turm. Perfekt aufeinander abgestimmt kann es die sehr hohen Lasten tragen. Zudem ließ sich, dank optimierter Gitterstruktur der Ankerhülse, der Mörtelverbrauch um bis zu 80 % reduzieren. Zweifelsohne ein ebenso wichtiger Vorteil für den Planer.Des Weiteren kamen bei der Montage der Metallunterkonstruktion für die vorgehängte hinterlüftete Fassade im Erschließungsturm sowie im Turmkopf etwa 1200 fischer Bolzenanker FAZ II in unterschiedlichen Längen zum Einsatz. Die internationalen Zulassungen, die auch für Anwendungen in Erdbebengebieten (Seismik) gelten, garantieren optimale Sicherheit und hohen Lastenausgleich; allein schon dadurch, dass die Verankerungstiefe in der Wand die max. Leistungsfähigkeit des Ankers und des Betons ausschöpft. Nur wenige Hammerschläge genügen und der Anker sitzt fest. Angesichts der langen Bauzeit war diese spürbar schnelle Montage ein weiteres, wichtiges Entscheidungskriterium für den Bauherrn.Außenliegende Gänge verbinden den Aufzugsturm mit dem Hauptgebäude. Diese Übergänge erhielten komplette Glasgeländer, bei denen die Bodenprofile aus Edelstahl mit fischer Highbond Ankern FHB II 10x95/10 in A4 und dem Injektionsmörtel FIS HB in der Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes verankert wurden. "Genauso wie auf moderne und wirtschaftliche Technologien achten wir auf Nachhaltigkeit. Vor allem beim Innenausbau mit der einzigartigen baubiologischen Raumausstattung setzten wir deshalb die biobasierten Dübel der fischer greenline ein", ergänzt Norman Räffle. Dahinter verbirgt sich ein nach DIN CERTCO vom TÜV Rheinland zertifiziertes Befestigungssystem, das fischer als erster Hersteller weltweit anbietet und das auf nachhaltigen Rohstoffen basiert.Mit dem neuen "aquaTurm", der zugleich ein Energieturm ist, verwirklicht die Familie Räffle ein ehrgeiziges und eigenwilliges Bauprojekt. Es soll beweisen, dass ein Passivhaus mit integrierten PV-Modulen, Hochleistungs-Verbundfenstern (erste fünffache Verglasung weltweit), Grundwasser- Wärmepumpen, dezentralen Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung, mit passiver Wärme- und Kältemassenspeicher für Nachtauskühlung und solare Wärmeeinstrahlung sowie Regenwasser- und Windenergienutzung funktionstüchtig und energiesparend sein kann. Die Bundesregierung honorierte die zukunftsträchtige Idee, indem sie das Bauvorhaben zum Pilotprojekt bzw. zur Demonstrationsanlage der Bundesrepublik Deutschland erklärte und 435.000 Euro Fördergelder beisteuerte.

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