Erstes Nachhaltigkeits-Symposum

Transformation der Baubranche hin zu nachhaltiger Branche im Fokus

Stuttgart (ABZ). – Das Institut für Arbeits- und Baubetriebswissenschaft ifA BauConsult hat vor Kurzem das eigenen Angaben nach erste Nachhaltigkeits-Symposium der Bauwirtschaft abgehalten. 160 Teilnehmer fanden sich am ersten Symposiums-Tag im UNESCO-Welterbe Zollverein eingefunden, um die Transformation der Baubranche hin zu einer nachhaltigen und CO2-neutralen Branche in den Fokus zu nehmen.
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Rund 160 Teilnehmer nahmen an dem Symposium teil. Foto: ifA

Die Schirmherrin, Bundesbauministerin Clara Geywitz, entsandte ihren parlamentarischen Staatssekretär Sören Bartol für die Eröffnungsrede. Bartol nannte als Ziel des Bauministeriums neben der Schaffung neuen Wohnraums über 400.000 neue Wohnungen Themen wie den notwendigen Digitalisierung, die Beendigung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, den Ausbau der Arbeitskräfteeinwanderung und die Unterstützung der Rolle von Ersatzbaustoffen. Als Gastgeber stellte im Anschluss Prof. Dr. Hans-Peter Noll Vergangenheit und Gegenwart des UNESCO-Welterbe Zollvereins dar und zog Parallelen zum Thema des Symposiums. Die Zeche Zollverein, die 1926 bei den Architekten Schupp und Kremmer mit dem Zielbild der "schönsten Zeche der Welt" in Auftrag gegeben wurde, symbolisiert dem ifA zufolge in einzigartiger Form die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit, Bestandsimmobilien zu sanieren (statt sie abzureißen) und zu vollständig neuen Nutzungszwecken umzuwidmen.

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Das Zusammenkommen bot den Veranstaltern zufolge Raum für den Austausch. Foto: ifA

Wie dieser Wandel in der Baubranche gelingen kann und soll, war das Leitthema der folgenden Podiumsdiskussion mit Dr. Christine Lemaitre (Vorständin DGNB), Jonathan Lunkenheimer (Gründer A4F und wissenschaftlicher Mitarbeiter der TH Köln), Prof. Beate Wiemann (Hauptgeschäftsführerin Bauindustrieverband NRW), Frank Steffens (Geschäftsführer Brüninghoff) und Christian Büscher (Geschäftsführer Technischer Service Vonovia) unter der Leitung von Fritz Lietsch. Gesprächsthemen waren unter anderem die Verfügbarkeit von flächendeckend umsetzbaren Konzepten für die Altbausanierung, Grenzen durch politische Rahmenbedingungen für nachhaltiges Bauen, Kostenbetrachtungen (Lebenszykluskosten gegen reine Baukosten), Vergabepraxis öffentlicher Auftraggeber und partnerschaftliches Bauen gegen "Nachtragsjagd".

Aus Sicht des sich anschließenden Redners Thomas Rau (Rau Architekten) hat die Baubranche ein "falsches System geschaffen". Schon vor dem Symposium hatte er laut ifA klar positioniert, dass es keine Rohstoffknappheit gebe, weil die Rohstoffvorräte der Erde bekanntermaßen begrenzt seien und die Menschen damit (wie schon immer) haushalten müssten. Für ihn seien Gebäude "Zwischenlager von Materialien", für die logistische Prozesse etabliert werden müssen. Müllverbrennungsanlagen bezeichnete er als "Rohstoffkrematorien", was in den Aufruf mündete, dass alle Beteiligten in der Baubranche dringend ein neues Mindset entwickeln sollten.

Nach der Mittagspause verteilten sich die Teilnehmer auf drei Veranstaltungshallen mit parallelen Vorträgen, Foren, Diskussionen und Ausstellungen. In der Haupthalle referierten Michael Halstenberg (Ministerialdirektor a. D.), Ute Willems (Niederlassungsleiterin Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW) und Isabel Brähler (Referentin Umwelt-, Bautechnik und Normung, VdW Rheinland Westfalen) zu bestehenden Beschlüssen sowie neuen Initiativen und Ansätzen. Auch hier ging es unter anderem um Ansätze für Sanierung statt Neubau. Parallel dazu stellten in den anderen beiden Hallen Startups vor, wie disruptive Ansätze aussehen können. Aktuelle Forschungsergebnisse und -vorhaben wurden von Nachwuchswissenschaftlern der RWTH Aachen präsentiert und von Julian Joswig als Vertreter des grünen Wirtschaftsdialogs abgerundet. Hermann Stegingk (Gründer Solid.box) referierte über die Möglichkeiten von modularem Bauen. Der letzte inhaltliche Block des ersten Tages wurde unter anderem von Prof. Dirk Hebel (Prof. KIT), Dr. Thomas Welter (Bundesgeschäftsführer BDA) und Andreas Sommer (NOW Partners) bestritten.

Am zweiten Tag des Symposiums übernahm Nora Griefahn als erste in Präsenz die Bühne. Sie stellte ihre Vision "Gebäude wie Bäume und Städte wie Wälder" vor. Die positiven Auswirkungen von klimapositiven Gebäuden beschrieb sie am Beispiel des Rathauses Venlo. Neben den positiven Effekten auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt könne für dieses bereits ab dem ersten Jahr ein positiver Cashflow erzielt werden. Das von ihr mit gegründete Cradle to Cradle NGO feiert in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen und ist auf eine Organisation mit mehr als 40 Mitarbeitern angewachsen.

Der weitere Tag verlief in der Folge wieder in verschiedenen Panels in den drei Hallen. Im ersten Panel vor der Mittagspause standen Felix Jansen (DGNB), Annette von Hagel (re!source) und Ulrich Steinmeyer (Ökoplus AG) auf der Bühne. Felix Jansen führte die Botschaft von Dr. Christine Lemaitre (DGNB) vom Vortag vertieft aus, die das Handeln über alles stellt. Er stellte verschiedene praktische Ansatzpunkte für die Transformation vor (zum Beispiel im Hinblick auf Klima & Energie, Freiräume & Ökosysteme oder auch Materialien) und gab allen Teilnehmern als Hausaufgabe mit, sich nach dem Symposium eine "Asap-Maßnahme" vorzunehmen. Annette von Hagel zitierte Prof. Don Norman mit seiner Aussage "Abfall ist ein Konstruktionsfehler" und führte konkret aus, dass ohne den Einsatz von BIM keine Nachhaltigkeit am Bau zu erreichen sei. Ulrich Steinmeyer bezog sich in seinem Impulsvortrag auf den Fußabdruck, den unterschiedliche Baustoffe im Positiven wie im Negativen hinterlassen. Die Frage nach zukunftsfähigen Baustoffen stand im parallel laufenden zweiten Panel ebenfalls im Vordergrund. Hier referierten Dirk Niehaus (Biber Bautechnik GmbH), Prof. Dr. Anja Rosen (Universität Wuppertal) und Martin Rauch (Lehm Ton Erde Baukunst GmbH). "Jedes Gebäude braucht einen Gebäudepass mit Materialkataster", war auch hier eine der zentralen Botschaften, die während der beiden Symposiumstage immer wieder betont und vertieft wurden. Neben diesen durch Referenten gesteuerten Panels war Halle 5 für Themen der Teilnehmer reserviert. Diese waren am Vormittag abgefragt worden und konnten in sogenannten Open Space-Sessions zwischen den Themengebern und Interessierten diskutiert und bearbeitet werden. Hier standen den Tag über unterschiedliche und zum Teil provokative Themen wie "Wer soll das bezahlen (Vision gegen Budget)?" oder "Wie beschleunigen wir das Normwesen?" auf der Tagesordnung.

Nach dem Mittagessen ging es mit zwei weiteren Panels auf die Zielgerade des ersten Nachhaltigkeits-Symposiums der Bauwirtschaft. Frank Steffens (Brüninghoff), Thomas Wehrle (Erne Holzbau AG) und Til Hagendorn (Madaster) gaben ebenso Einblicke in ihre nachhaltigen Geschäftsmodelle wie Annette Hering (Hering Bau), Michael Scharpf (Holcim) und Manfred Rauschen (Ökozentrum NRW).

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