Erweiterungsbau des Melanchthonhauses

Graue Backsteinfassade verbindet Altbewährtes mit Moderne

Denkmalschutz Fassaden
Der Erweiterungsbau, in dem unter anderem die Dauerausstellung „Philipp Melanchthon: Leben – Werk – Wirkung“ untergebracht ist, befindet sich zwischen dem sanierten Melanchthonhaus und der alten Universität. Foto: N.Bleul/A.Weber

WITTENBERG (ABZ). - Der Erweiterungsbau des Melanchthonhauses in Wittenberg feierte Anfang des Jahres Eröffnung und bietet seitdem 600 m² zusätzliche Ausstellungsfläche. Im Gegensatz zur Putzfassade des Renaissancebauwerks, in dem der Humanist und Reformator Philipp Melanch-thon mit seiner Familie lebte, präsentiert sich der Erweiterungsbau in einem grauen Mauerwerk mit Aka-Klinkern.

Das Melanchthonhaus in der Lutherstadt Wittenberg ist ein stattliches Wohnhaus im Stil der Renaissance. Mit seinen spätgotisch gefassten Fenstern und rundbogig gestaffelten Stufengiebeln gilt es als eines der schönsten Bürgerhäuser der Stadt. In Vorbereitung auf das große Reformationsjubiläum 2017 wurden bereits vor drei Jahren umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten eingeläutet. Eines der Projekte wur-de 2013 abgeschlossen: der Erweiterungsbau auf dem Nachbargrundstück des Melanchthonhauses, das weitere Ausstellungsflächen schafft. Um den historischen Kontext optisch zu wahren, entschieden sich der Auftraggeber, die Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt, und die Architekten, Dietzsch & Weber Architekten BDA aus Halle, für eine Klinkerfassade in einem hellen Grauton. Denn eingebettet zwischen Melanchthonhaus und der Leucorea, der alten Universität, war die Voraussetzung, dass sich der Anbau in das bestehende Straßenbild einfügt, aber dennoch unterstreicht, dass Wittenberg eine Stadt des 21. Jahrhunderts ist. Klinker, der natürliche Baustoff aus gebranntem Ton, hatte sich bereits bei anderen Bauvorhaben wie bspw. bei der Erweiterung des Luther-Geburtshauses in Eisleben bewährt.

Nach ausführlichen Gesprächen sowie einem Werksbesuch in Steyerberg-Wellie beim Klinkerspezialisten CRH mit der Marke Aka fiel die Wahl schlussendlich auf den speziell für das Objekt hergestellten Fassadenklinker Mix Nevado Akita. Etwa 400 m² Fläche galt es, zu verkleiden. Das entspricht einer Menge von etwa 30.000 Stück, die von der CRH Clay Solutions in einem Brennvorgang produziert wurden. Dadurch war sichergestellt, dass es keine Farbunterschiede geben würde. Anschließend wurden die Klinker sortiert sowie vorgemischt und direkt zur Baustelle geliefert. Doch der grau nuancierte Formback-Klinker mit der rauen, matten Oberfläche kam nicht nur zum Einsatz, weil er die Ansprüche des Auftraggebers und der Planer hinsichtlich seiner Optik erfüllte, sondern auch im Hinblick auf seine verarbeitungstechnischen Vorteile. Die Durchführung der Bauarbeiten erfolgte durch die Baalberger Klinkergilde GmbH aus Bernburg-Baalberge. "Durch das vorherige Mischen der Klinker konnten die Verarbeiter direkt von der Palette arbeiten, ohne auf die Farbmischung achten zu müssen. Praktisch waren auch das geringe Gewicht und das verhältnismäßig kleine, aber sehr handliche Format des Klinkers", führt der verantwortliche Architekt, Dipl.-Arch. Thomas Dietzsch von Dietzsch & Weber Architekten BDA, weiter aus.

"Selbst ungewöhnliche und anspruchsvolle Abschnitte meisterte das lösungsorientierte Team der Baalberger Klinkergilde ohne Probleme – bspw. wurde ja auch das Schrägdach verklinkert. Das sieht man nicht alle Tage und die Umsetzung stellt zweifellos eine besondere Herausforderung dar." Vor Ort in Wittenberg stand zudem AKA-Fachberater Tobias Heim beratend zur Seite und sorgte dafür, dass die Klinker rechtzeitig gefertigt waren und auf der Baustelle eintrafen.

Der Erweiterungsbau des Melanchthonhauses ist inzwischen abgeschlossen. Das dreistöckige Bauwerk vermittelt zwischen Melanchthonhaus und dem Vorgebäude der Universität und orientiert sich in seinen Höhen am Hauptgebäude und dem benachbarten Torgebäude. Der Neubau verzichtet auf die traditionelle Schichtung Sockel-Gebäude-Dach und wird daher vielmehr wie ein monolithischer Körper wahrgenommen. Verstärkt wird die plastische Wirkung durch Rücksprünge für den Eingangsbereich und das Schrägdach sowie für die Fensterformate und -setzung. Innen bieten rund 600 m² ausreichend Raum für Ausstellungen, museumspädagogische Arbeit und Serviceeinrichtungen wie Shop, Kasse und Toiletten.

Da im Erweiterungsbau zudem ein Fahrstuhl untergebracht ist und eine durch-gehende Wegeführung zum Melanchthonhaus existiert, sind sämtliche Räumlichkeiten weitestgehend barrierefrei zu erreichen. Philipp Melanchthon, geboren im Landkreis Karlsruhe, kam im Jahr 1518 nach Wittenberg, da er eine Professur an der Universität erhalten hatte. Sein Wirken und Schaffen als Reformator des Bildungswesens führte ihn unter anderem mit Martin Luther zusammen und brachte ihm viel Ruhm und Anerkennung ein.

Um ihn in der Stadt zu behalten, baute Kurfürst Johann Friedrich I. ihm und seiner Frau ein stattliches, dreistöckiges Bürgerhaus: das heutige Melanchthonhaus. 1996 wurde es als Bestandteil der Reformationsstätten der Lutherstadt Wittenberg zum Weltkulturerbe der Unesco ernannt.

Seit 1954 beherbergt es das Heimatmuseum. Im 2013 eröffneten Neubau auf dem Nachbargrundstück informiert eine Dauerausstellung unter dem Titel "Philipp Melanchthon: Leben – Werk – Wirkung" über das Leben und Wirken des Reformators.

Unter anderem werden Handschriften, Drucke, Gemälde und Büsten sowie nachempfundene Alltagsobjekte zur Illustration der damaligen Lebensverhältnisse ausgestellt.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen