Fachgerechte Abdichtung im Detail

Mehr Sicherheit bei Gebäudeeinführungen von Rohren und Kabeln

von:

Dr. Reiner Pohl

Rohr- und Leitungsbau
Eine zuverlässige Abdichtung garantieren industriell gefertigte Einsparten- und Mehrspartenhauseinführungen. Grafik: FHRK

Schwerin (ABZ). - Gebäudeeinführungen von Rohren und Kabeln für Elektrizität, Wasser, Telekommunikation usw. sind kritische Bereiche der Gebäudeabdichtung. Sie müssen wasser- und gasdicht sein. Dieses sicherheitsrelevante Detail bereitete immer wieder Probleme bei der fachgerechten Abdichtung. Auch heute findet man teilweise noch Baustellenlösungen, die die Anforderungen an die Dichtung von Hauseinführungen nicht erfüllen. Auf der sicheren Seite liegen Planer, Handwerker und Hausbesitzer bei geprüften und DVGW-zugelassenen Einführungssystemen. Sie gelten als Stand der Technik. Mit ihrem Einsatz kommen Planer und Handwerker auch ihren Beratungsverpflichtungen nach. Gebäudeeinführungssysteme gibt es für Kellerwände und Bodenplatten.Mit zunehmender Technisierung der Gebäude steigt die Zahl der erforderlichen Hausanschlüsse. Der Durchlass für Frischwasser, Abwasser, Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Fernwärme, Regenwassernutzung, Lüftungsanlagen, Frischluftzuführung zu Brennstellen usw. muss wasserdicht sein. Besonders kritisch sind Gebäude, die aus städtebaulichen und Kostengründen in Gebieten mit hohen Grundwasserständen oder sogar Überflutungsgefahren liegen. Parallel dazu werden die Nutzeranforderungen an Keller immer höher. Bei wohnraumähnlicher Nutzung ist ein wasserdichter Hausanschluss unverzichtbar. Bei nicht unterkellerten Gebäuden steht für Hauseinführungen häufig kaum Platz zur Verfügung. Hier ist eine Bündelung der Versorgungsleitungen angesagt.Zusätzlich müssen Gebäudeeinführungen gasdicht sein. Weder Schleichgas bei Schäden an einer Gasleitung außerhalb des Hauses noch das im Boden vorhandene und nach oben aufsteigende Edelgas Radon dürfen in das Gebäude gelangen. Die Anforderungen an Gas- und Wasserdichtheit sind im Detail in den Regelwerken des DVGW (Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) definiert. Bei zertifizierten, industriell gefertigten Hauseinführungen ist deren Erfüllung dokumentiert. Anders ist es bei KG-Rohren oder anderen Baustellenlösungen. Hier fehlt der Nachweis. Der Verguss einer Durchdringung mit Mörtel oder Schaum erfüllt die Anforderungen mit Sicherheit nicht.Eine zuverlässige Abdichtung garantieren industriell gefertigte Einsparten- und Mehrspartenhauseinführungen. Neben Gas- und Wasserdichtheit gewährleisten sie zusätzlich Auszugssicherheit bei Baggerarbeiten. Mehrsparten Hauseinführungssysteme haben noch weitere Vorteile:

  • Sie verringern die Zahl der "Löcher" in der Gebäudehülle,
  • Sie vereinfachen den Bauablauf. Bei Anschluss von Leerrohren können die erforderlichen Rohre und Leitungen später eingeführt und abgedichtet werden,
  • Bei der Verwendung von Leerrohren lassen sich Rohre und Leitungen bei Nutzungsänderungen leicht austauschen.

Hauseinführungssysteme bestehen in der Regel aus einem in die Wand integrierten Futterrohr in das das Durchführungselement eingeschoben wird. Eine Ringraumdichtung zwischen Futterrohr und Durchführungselement verschließt den Spalt. Der jeweilige Wandaufbau und die zu erwartende Feuchtebelastung entscheiden über den Aufbau der Ringraumdichtung. Die im FHRK e. V. zusammen geschlossenen Unternehmen haben für Gebäudeeinführungen detaillierte Planungsempfehlungen, so genannte FHRK-Standards, erarbeitet. Sie beschreiben, abhängig von Wandkonstruktion und Feuchtebelastung, für 18 Wand- und fünf Bodenplattenvarianten die erforderliche Ringraumdichtung und dessen Anschluss an die Flächenabdichtung. Technische Detailzeichnungen und Ausschreibungstexte vom FHRK stellen das fachgerechte Einführungssystem für Wandkonstruktionen aus Mauerwerk und Beton mit Außenabdichtung, WU- und Ortbeton sowie Beton-Fertigteilen sowie die Feuchtebelastungen durch die Lastfälle "Bodenfeuchtigkeit und nicht stauendes Sickerwasser" sowie "aufstauendes Sickerwasser und drückendes Wasser" nach DIN 18195 dar. Sie verschaffen sowohl dem Planer als auch dem ausführenden Handwerker mehr Sicherheit. Da bei nicht unterkellerten Gebäuden die Gefahr von Wasserschäden kaum besteht, erscheint einigen Planern die Notwendigkeit von gas- und wasserdichten Durchführungen weniger wichtig. Das führt häufig dazu, dass die Rohre und Kabel in KG-Rohren in das Gebäude gelangen. Diese Ausführung erfüllt meistens jedoch nicht die Anforderung "gas- und wasserdicht", besonders beim Einschäumen der Leitungen. Da mit KG-Rohren der Krümmungsradius für das Einführen der Rohre häufig zu klein ist, führt das oft zu entsprechenden Problemen beim Einbau der Versorgungsleitungen. Noch schwieriger ist die Situation bei Bodenplatten, wenn Änderungen oder Nachbelegungen erforderlich sind. Vorgefertigte Einführungssysteme haben diese Probleme nicht. Mit dem Krümmungsradius von 1m auf der Erdseite ermöglichen sie jederzeit die Einführung von Rohren aus Metall oder Kunststoff für Gas- und Frischwasser, sowie für alle anderen Versorgungskabel. Bei unterkellerten Gebäuden ist der höchste anzunehmende Bemessungswasserstand zu ermitteln. Nach DIN 18195-1 ist der Bemessungswasserstand "der höchste, nach Möglichkeit aus langjähriger Beobachtung ermittelt Grundwasserstand/Hochwasserstand". Dieser entscheidet über die Bauweise des Kellers, die erforderliche Abdichtung und die Ausführung von Detailpunkten wie z. B. der Hauseinführung. Baupraktisch sind zwei Lastfälle bei der Feuchtebeanspruchung zu unterscheiden:

  • bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser,
  • aufstauendes Sickerwasser und drückendes Wasser von außen.

Die Abdichtung erfolgt in der Regel durch kaltselbstklebende Bitumenbahnen (KSB) oder kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB). Damit die Wanddurchdringungen dicht sind, ist bei gemauerten Kellerwänden immer ein Futterrohr für die Gebäudeeinführung einzumauern. Die nachträgliche Abdichtung einer Kernbohrung/Durchbruch ist andernfalls nur mit großem technischem und finanziellem Aufwand möglich.Bei Abdichtung mit Abdichtungsbahnen ist das Futterrohr über einen Flansch an die Kellerabdichtung anzuschließen. Als Alternative für den Flansch kann eine Manschette benutzt werden. Bei Abdichtung mit KMB ist die Abdichtung über eine Hohlkehle an das Futterrohr anzuarbeiten. Eine wichtige Aufgabe kommt dem Planer als Koordinator zu. Die Positionierung der Hauseinführungen sowie Durchdringungen ist bereits bei der Hausplanung zu berücksichtigen. Insbesondere sollte die Lage des Hausanschlussraumes mit den zuständigen Netzbetreibern rechtzeitig abgestimmt und festgelegt werden. Feuchtigkeit im Untergeschoss ist ein gravierender Mangel. Sie kann zu Ansprüchen führen, die deutlich über die Gewährleistungsfrist hinausgehen. Abdichtungsmängel treten weniger in der Flächenabdichtung der Kellerwand oder -sohle als an kritischen Detailpunkten auf. Entsprechend wichtig ist eine gründliche Planung und fachgerechte Ausführung der Details, z. B. die Einleitung der Versorgungsleitungen. Geprüfte Hauseinführungssysteme sind als Stand der Technik anerkannt. Der Netzbetreiber hat das Recht, über Art und Position des Hausanschlusses zu entscheiden. Dem Anschlussnehmer bzw. seinem Beauftragten obliegt die Pflicht, die Voraussetzungen für die Ausführung der Gebäudeeinführung zu schaffen, d. h. den Graben, die Wandöffnung, den Anschluss des Futterrohres an die Wandabdichtung. Für den fachgerechten Einbau des Hauseinführungssystems ist das einbauende Unternehmen zuständig. Die Anwendung ungeeigneter Hausanschlüsse kann für den Planer und die Bauausführenden zur Haftungsfalle werden. Die Anforderungen an die Gas- und Wasserdichtheit sind detailliert in den Regelwerken des DVGW (Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) festgelegt. Hinweise zur Ausführung von Durchdringungen gibt DIN 18195. Die Norm wird z. Zt. überarbeitet geht in DIN 18533 über (Einspruchsverhandlung voraussichtlich Ende 2016). Sie erfasst u. a. die fachgerechte Ausführung von Hauseinführungen. Im Streitfall ist ein Verstoß gegen die Richtlinien und Regeln dann verhältnismäßig leicht nachweisbar. Industriell gefertigte Abdichtsysteme sind seit mehr als 30 Jahren im Einsatz. Sie erfüllen die Anforderungen an Gas- und Wasserdichtheit, und vereinfachen die Verarbeitung auf der Baustelle. Ihre erfolgreiche Anwendung minimiert das Reklamationsrisiko erheblich und wird durch Fachplaner und Architekten immer häufiger vorgegeben bzw. als Stand der Technik betrachtet.

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