Fachkräftemangel

BBS-Fachbetrieb ermöglicht Flüchtling Ausbildung

Unternehmen
Flüchtling Ahmad Ghamrawi (l.) erhält von Bernhard Hickl eine Lehrstelle. Foto: Hickl Betonbohr- und Sägeservice

Darmstadt/Wesel (ABZ). – Bernhard Hickl, Inhaber des Fachbetriebes Hickl Betonbohr- und Sägeservice, bildet aus. Das ist nichts Ungewöhnliches, doch auf seine Initiative soll der 39-jährige Flüchtling Ahmad Ghamrawi die vom Fachverband Betonbohren und -sägen (BBS) initiierte Ausbildung zum Bauwerksmechaniker für Abbruch- und Betontrenntechnik absolvieren. Mit diesem Schritt reagiert der 59-jährige Unternehmer aus Wesel auf den für ihn deutlich spürbaren Fachkräftemangel. "Ende letzten Jahres sind zwei meiner Mitarbeiter gesundheitsbedingt langfristig ausgefallen", erklärt Hickl die Hintergründe. "Neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, ist in unserer Branche besonders schwierig. Anfragen bei der Agentur für Arbeit blieben stets erfolglos." Deshalb ging er einen anderen Weg und reagierte auf die Empfehlung eines befreundeten Unternehmers aus der Region, beim Berufsförderungszentrum Wesel des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) nachzufragen.Der Verein kümmert sich um die Betreuung und Integration von Flüchtlingen, vermittelt Praktikumsplätze und sucht dafür regionale Unternehmen als Partner. Hier traf seine Anfrage auf offene Ohren und wurde in kürzester Zeit mit einer Vermittlung beantwortet.Im Ergebnis absolvierte Ahmad Ghamrawi bereits im Dezember 2016 ein mehrwöchiges Praktikum und stellte dabei sein Können unter Beweis. Aktuell arbeitet er im Rahmen der Einstiegsqualifizierung der Bundesagentur für Arbeit bereits im Unternehmen. "Bevor er nach Deutschland kam, war Ahmad in mehreren Ländern des arabischen Raums als Schweißer und Hilfsarbeiter tätig, allerdings ohne Ausbildung", so Hickl. "In den ersten Wochen und Monaten überzeugte er mich und meine Kollegen von seinem handwerklichen Geschick und seiner Einsatzbereitschaft. Aus dem Team erhielt er großen Zuspruch, sodass wir gemeinsam entschieden, ihm eine Ausbildung zum Bauwerksmechaniker anzubieten."Eine sprachliche Barriere gab es in seinem Fall kaum, er spricht fließend Englisch und absolviert derzeit einen von der Arbeitsagentur finanzierten Deutschkurs. Zusätzlich organisierte Bernhard Hickl im privaten Freundeskreis eine Tandem-Sprachpartnerschaft.Derzeit liegt ein unterzeichneter Ausbildungsvertrag bei der Handwerkskammer Düsseldorf zur Bestätigung vor. Wird dieser auch vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bestätigt – da signalisierte Bernhard Hickl bereits mündlich seine Zustimmung –, startet Ahmad Ghamrawi am 1. August 2017 seine Ausbildung in Wesel. "Der bürokratische Aufwand ist natürlich größer als bei einem deutschen Azubi. Aber ich habe mich der Herausforderung gestellt, denn ich bin überzeugt, dass Ahmad gut in unser Team passt. Ausdrücklich danken möchte ich dem Integration Point des Jobcenters Wesel. Hier erhielt ich jederzeit schnelle und fachkundige Unterstützung." Mit dem bestätigten Ausbildungsvertrag erhält Bernhard Hickl auch Planungssicherheit, denn damit ist garantiert, dass ein Flüchtling unabhängig von seinem Status zumindest die Zeit seiner Ausbildung in Deutschland bleiben darf.Für Ahmad Ghamrawi bedeutet dies für die nächsten drei Jahre: praktische Ausbildung im Fachbetrieb sowie im Ausbildungszentrum Hamm und Erlernen theoretischer Kenntnisse in der Berufsschule Gelsenkirchen. "Das Engagement von Bernhard Hickl ist beeindruckend und sollte Vorbild für weitere Mitgliedsbetriebe sein, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen", erklärt Britta Keinemann, Leiterin des Ausschusses für Aus- und Weiterbildung des Fachverbandes, anerkennend: "Mit unserem Ausbildungsberuf, den vom Fachverband angebotenen Seminaren der Erwachsenenqualifizierung wie auch der Einstiegsqualifizierung bieten wir verschiedene Möglichkeiten zur Integration von Flüchtlingen. Gern unterstützt der Fachverband seine Mitglieder organisatorisch."Der Fachverband Betonbohren und-sägen Deutschland e.V. ist mit knapp 700 Mitgliedern weltweit der stärkste Arbeitgeberverband dieser Branche. Mitglieder sind Dienstleistungsbetriebe und Herstellerfirmen rd. ums Betonbohren und -sägen. Zu seinen Aufgaben zählen die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Fachkräfte, die Förderung technischer Innovationen, die Vermittlung nationaler und europäischer Normen sowie die Vereinheitlichung von Ausschreibungsverfahren. Darüber hinaus gibt der Verband seinen Mitgliedern fachliche und juristische Hilfestellung in allen Bereichen der Unternehmensführung.

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