Fertigungs- und Verwaltungsgebäude
Primärkonstruktion aus Stahl
Frankenberg (ABZ). – 150 km entfernt vom Hauptsitz des Beschlagherstellers Hettich, im hessischen Frankenberg, entstand die Hettich business unit castwerk, ein Magnesium-Druckgusswerk mit angeschlossener Verwaltung. Für die Bereiche Produktion, Bearbeitung sowie Büro- und Besprechungsräume wurden unterschiedliche Klimavoraussetzungen im Rahmen eines ambitionierten Gesamtenergiekonzeptes realisiert. Das Energiekonzept wird den unterschiedlichen Anforderungen mittels einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Zuluftkühlung gerecht. Die betriebstechnische Abwärme wurde in das Konzept eingebunden, der Wärmebedarf der Produktionshalle ist nahezu gleich null.
Aufgrund der Brandgefahr bei der Verarbeitung von Magnesium ist die Produktionsstätte in ihren vertikalen Bauteilen vollständig als F 90-Konstruktion realisiert. Der Verwaltungsbereich wurde, dem Nachhaltigkeitsanspruch der Hettich Holding folgend, als Holzrahmenkonstruktion mit der Brandschutzklassifikation F 30 B realisiert. Eine Brandwand trennt den Verwaltungsbau von der Haupthalle ab. Um den Bedürfnissen eines wachsenden Industriebetriebs gerecht zu werden, wurde die Anlage so konzipiert, dass eine spätere Erweiterung möglich ist. Die Lage auf dem Grundstück lässt nahezu eine Verdopplung der Produktionsfläche in einem zweiten Bauabschnitt zu. Die beiden Hallenschiffe sind jeweils mit einer außenliegenden Wabenträgerkonstruktion überspannt: Die Gusshalle mit einer Systemabmessung von 67,50 x 26,75 m mit einem HEB 800 Wabenträger, das Bearbeitungszentrum mit einer Systemabmessung von 67,50 x 19,63 m mit einem HEB 550 Wabenträger. Abgehangen von dieser Wabenträgerlage lastet die Trapezblech Dachkonstruktion auf flächenbündig im Sickerbereich eingebundenen Stahlhohlprofilen.
Der Korrosionsschutz der außenliegenden Stahlbauteile erfolgte mittels Duplex Beschichtungssystem nach DIN ISO 12944 "Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme". Die Bauteile sind zunächst, gemäß DIN EN ISO 1461, durch Verzinkung gegen Korrosion geschützt. Die Oberflächen wurden mittels Dampfstrahlverfahren mit mineralischen Strahlmittel (sweepen) gereinigt, die Beschichtung erfolgte dreilagig: Grundanstrich und erste Deckbeschichtung auf Polyurethanharzbasis werksseitig, zweite Deckbeschichtung auf Polyurethanharzbasis bauseitig.
Drei Gründe sprachen für die Umsetzung des außen liegenden Tragwerks: zum einen die Vermeidung von Ablagerungen des hochentzündlichen Magnesiumstaubs auf der innenliegenden Struktur und die damit einhergehende Notwendigkeit der regelmäßigen Reinigung, zum anderen das maximal erreichbare Raumvolumen und das Ausreizen der Gebäudehöhe, unter Berücksichtigung der geltenden Bebauungsplanvorschriften.
Neben den ökonomischen Vorteilen der oberhalb des Dachs angeordneten Stahlkonstruktion durch die Reduktion des umbauten Raumes, erreicht das außenliegende Tragwerk ein Höchstmaß an Freiheit für die gebäudetechnische Medienorganisation unterhalb der Dachhaut. Den differenzierten Brandschutzanforderungen folgend, entstand eine Hybrid Baukonstruktion. In der Fassade zeichnen sich die unterschiedlichen funktionalen Vorgaben ab: Während die Außenhaut der Stahlkonstruktionshalle aus einer Aluminiumbekleidung besteht, ist der Verwaltungsbereich mit der Farbigkeit des castwerk- Logos entsprechenden Holzwerkstoffplatten bekleidet. Der Stahlbau der Fertigungshallen entspricht dem Produkt und Firmenimage des Bauherrn, Einbauten für Besprechnungs-, Mess und Kommunikationsräume wurden als einfache Stahlhalbzeugkonstruktion in die Gebäudestruktur integriert, erreichen die spezifische Arbeits- und Produktionsatmosphäre der Hettich business unt castwerk am Standort Frankenberg. Für das Projekt zeichneten Banz + Riecks Architekten (BDA) und die Walter Ingenieurgesellschaft mbH (Tragwerksplanung) verantwortlich.
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