Feuerverzinkter Stahl

Als Element der Fassadengestaltung entdeckt

Fassaden
Plasmageschnittenes und feuerverzinktes Fassadennetz des Münchner Parkhauses "Salvatorgarage". Foto: Institut Feuerverzinken

DÜSSELDORF (ABZ). - Feuerverzinkter Stahl wird zunehmend als Element der Fassadengestaltung entdeckt. Er profitiert dabei von seinen bewährten Stärken, die aus dem Stahl- und Metallbau bekannt sind.

Neben der Langlebigkeit, die in der Regel einen wartungsfreien Korrosionsschutz von 50 Jahren und mehr gewährleistet und der Robustheit gegen mechanische Belastungen, sind im Fassadenbereich auch die lebendig wirkenden metallischen Oberflächen ein zentrales Auswahlkriterium.

Die Einsatzmöglichkeiten von feuerverzinkten Stahlfassaden sind dabei vielfältig. Fassaden aus Gitterrosten, Fassadenblechen, Streckmetall sowie Lamellenfassaden und individuelle plasmageschnittene Fassadennetzstrukturen sind gute Beispiele hierfür.

Als Fußabtreter beweist der Gitterrost seit vielen Jahrzehnten wie mechanisch belastbar er ist, als Fassadenelement wird er erst seit wenigen Jahren eingesetzt.

  • Feuerverzinktes Rechenzentrum in Münster: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Münster wurde ein Technikgebäude für ein Rechenzentrum errichtet. Mit dem Entwurf wurden die Münsteraner Schoeps und Schlüter Architekten beauftragt. Das Technikgebäude wird durch eine feuerverzinkte Gitterrostfassade vor Vandalismusangriffen geschützt. Die Gitterrostfassade fasst das Gebäude zu einem monolithisch wirkenden "Schmuckkästchen" moderner Technik zusammen und spielt je nach Blickwinkel mit dem Betrachter. Mal kommt das Technikgebäude wie ein monolithischer Block als massives, geradezu klassisches Haus daher, dann löst es sich vollständig auf und zeigt einen transparenten Baukörper.
  • Gleichrichterwerk in Frankfurt/Main: Betriebsgebäude wie Gleichrichterwerke stellen nicht selten Orte der Verwahrlosung und des Vandalismus dar. Hierdurch entstehen dauerhaft Renovierungs- und Reinigungskosten. Die Mainzer Schoyerer Architekten zeigen am Beispiel eines Gleichrichterwerks in Frankfurt, dass eine Gebäudehülle aus feuerverzinkten Gitterrosten mit unterschiedlichen Maschenweiten nicht nur hohen Gestaltungsansprüchen gerecht wird, sondern auch Vandalismusangriffen standhält und Grafitti-Attacken sinnlos macht. Feuerverzinkte Fassadenplatten stellen nicht nur vor dem Hintergrund schwankender Zinkpreise eine wirtschaftliche Alternative zu Zinkblechfassaden dar. Aufgrund der verfügbaren Plattengrößen bieten sie zudem die Möglichkeit großflächiger eingesetzt zu werden und schaffen so glattere Fassaden, die gleichzeitig lebhafter wirken.
  • Kasseler Stadtvilla Sternstraße: Die in Kassel liegende Stadtvilla Sternstraße wurde von den Kasseler foundation 5+ architekten entworfen und birgt fünf barrierefreie Wohnungen. Der Kontrast puristischer Materialien wie polygonale Sandsteinplatten, mineralischer Putz, Holzwerkstoffplatten und feuerverzinkte Stahlplatten lassen die Fassade gleichsam spielerisch und herrschaftlich erscheinen. Die feuerverzinkte Stahlblechfassade mit ihren lebendig wirkenden Oberflächen wurde als hinterlüftetes System mit Mineralwolldämmung ausgeführt. Die 3 mm starken Stahlblechtafeln haben eine Abmessung von maximal 300 x150 cm.
  • Betriebsgebäude des Rheinpolders Söllingen-Greffern: Der Rheinpolder Söllingen-Greffern bei Baden-Baden vermindert die Hochwassergefahren in den rheinabwärts gelegenen Gebieten. Rund 100 Bauwerke wurden von Günter Leonhardt & Associates, Stuttgart geplant und realisiert, um im Hochwasserfall Wasser aus dem Rhein entnehmen zu können. Da sich die Bauwerke zumeist außerhalb bewohnter Ortschaften befinden, waren Vandalismus sichere und nicht brennbare Fassadenkonstruktionen erforderlich, die auch bei Abwesenheit des Betriebspersonals den erforderlichen Schutz der technischen Einrichtungen gewährleisten können und zudem leicht demontierbar sind. Die Feuerverzinkung erfüllte diese Anforderungen und ist gleichzeitig ein zentrales Gestaltungselement. Gebäude wie die Betriebszentrale wurden mit einer hinterlüfteten Fassade aus 3 mm starken feuerverzinkten Stahlblechplatten versehen und konnten sehr wirtschaftlich realisiert werden. Für die Planer gab es keine wirtschaftliche Alternative zur feuerverzinkten Stahlblechfassade, die mit Bravour die gestellten Kernanforderungen wie Vandalismussicherheit, Nicht-Brennbarkeit und gute Demontierbarkeit erfüllt. Seit Jahrzehnten bestimmen immer größere Fensterflächen die Architektur im Wohnungs- und Bürobau. Sie schaffen helle und sonnendurchflutete Räume, aber auch das Problem des Sicht-, Sonnen-, Blick- und Blendschutzes. Eine gute Lösung stellen flexible und mobile Lamellenfassadensysteme dar. Diese werden vor der eigentlichen Glasfassade angebracht und können der Jahres- und Tageszeit angepasst ausgerichtet werden.
  • Fassade des Ateliers Lindberghstraße: Das von Nickl und Partner Architekten, München entworfene Atelier in der Lindberghstrasse ist gleichzeitig das eigene Büro der Architekten. Eine vorgehängte Lamellenkonstruktion dient als Sicht-, Sonnen- und Blendschutz. Die Lamellen rhythmisieren in ihrer Verteilung von Industrieglas und grob geprägten feuerverzinkten Stahlblechen den Baukörper und schaffen eine sich wandelnde Hülle. Wie französische Klappläden lassen sich die einzelnen Lamellenfelder über eine einfache feuerverzinkte Schubstangenmechanik manuell steuern und unterstreichen das planerische Konzept einer robusten Low-Techfassade. Transparenz und Geschlossenheit werden in horizontaler Reihung und vertikaler Drehung zeitgleich möglich. Die Lamellenhaut bietet über den Tages- und Jahreszeitenverlauf ein fast chamäleonhaftes Erscheinungsbild.
  • Lamellenfassade eines Lern- und Ausbildungszentrums: Das Lern- und Ausbildungszentrums der Lebenshilfe Ingolstadt besitzt eine prägende in wohltuenden Rottönen gehaltene Lamellenfassade als transluzente, bewegliche Gebäudehülle und wurde von dem Eichstätter Architekturbüro Diezinger und Kramer entworfen. Die vorgesetzte Fassade fungiert als Sonnen- und Blendschutz, Vorhang und Blickschutz und dient als Wartungssteg, Je nach Tageszeit und Sonnenstand oder Atmosphäre und Stimmung im Raum ist die Lamellenfassade von innen raumabhängig steuer- und veränderbar. Die Lamellenkonstruktion besteht aus gekanteten Stahlblechen auf einer Stahlunterkonstruktion, die feuerverzinkt und anschließend beschichtet wurde. Hierdurch wurde ein maximaler Korrosionsschutz erreicht und die Vorraussetzung für eine langlebige Farbgebung geschaffen. Streckmetallfassaden verhüllen eine Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes, lassen schemenhafte Blicke hinter die "Fassade" zu und spielen mit der Transparenz.
  • Hofspange der Bochumer Jahrhunderthalle: Die so genannte Hofspange ist ein Nebengebäude der Bochumer Jahrhunderthalle und wurde von dem Düsseldorfer Architekturbüro Petzinka Pink Technologische Architektur mit einer feuerverzinkten, Streckmetall-Fassade versehen. Die weitmaschige, elementierte Stahlgitterhülle ist als Schuppenfassade ausgeführt. Die metallische Anmutung der Zinkoberfläche wirkt authentisch und harmoniert hervorragend mit dem historischen Materialbestand der Jahrhunderthalle. Zudem sichert die Hülle durch ihren Sicht- und Blendschutz die notwendige Privatsphäre der Künstler, die sich in der Hofspange auf ihren Auftritt vorbereiten. Ohne große Zwischenschritte können seit einiger Zeit Entwürfe direkt vom "Bildschirm" des Computers mit Hilfe von 3D-Modellierungs-Software in moderne Stahlverarbeitungsmaschinen transferiert werden, die dann aufgrund der Computervorgaben die Bauteile fertigt. Diese auch File-to-factory genannte Vorgehensweise eröffnet neue Möglichkeiten im Fassadenbau.
  • Salvatorgarage in München: Das Muster der neuen Fassade des Münchner Parkhauses "Salvatorgarage" ist nicht ein zufälliges Mikado von Stahlstäben, sondern wurde nach den Vorgaben des Architekten Peter Haimerl, München computergeneriert. Die Fassade besteht aus feuerverzinkten Stahlplatten. Das "Fassadennetz" ist nicht etwa geknüpft, geschraubt oder geschweißt, sondern mit Hilfe computergesteuerter Plasma-Schneidegeräte als Muster aus 30 mm dicken Stahlplatten der Größe 2,50 x 8,50 m ausgeschnitten.

Fazit: Feuerverzinkter Stahl kann vielfältig als Fassadenelement eingesetzt werden. Seine Robustheit und Langlebigkeit beweist er seit Jahrzehnten. Zudem ist eine Feuerverzinkung auch unter Nachhaltigkeitsaspekten eine hervorragende Wahl. Dies bewiesen zahlreichen wissenschaftliche Untersuchungen.

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