Flachdecken umsetzen
Gitterträger als Durchstanzbewehrung nutzen
Leese (ABZ). – Gitterträger sind typischerweise Bewehrungselemente in Fertigteilplatten. Eine besondere Ausführung wird als Durchstanzbewehrung deutschlandweit immer häufiger auch in Ortbetondecken eingebaut.
Die Filigran Trägersysteme GmbH & Co. hat seit 1949 namensgebend die Filigranbauweise geprägt. Fertigteilplatten mit Gitterträgern werden hierbei mit einer Aufbetonschicht zur massiven Stahlbetondecke ergänzt. Durchgehende Gitterträger gewährleisten die Montagesteifigkeit der dünnen Platten und wirken als Schubbewehrung in der fertigen Decke. Nach Schätzungen der Fachvereinigung Betonbauteile mit Gitterträgern e. V. (BmG) beträgt der Anteil dieser Decken etwa 70 % aller Geschossdecken in Deutschland.
Zu diesem hohen Anteil trägt auch der regelmäßige Einsatz der Gitterträgerplatten in punktgestützten Flachdecken bei. Hochbeanspruchte Deckenbereiche über den Stützen werden bei dieser Anwendung mit zusätzlicher Durchstanzbewehrung verstärkt. Ein einfacher Einbau dieser Bewehrung ergibt sich bei paralleler Anordnung neben den durchgehenden Gitterträgern der Fertigteilplatte. Hierfür wurde die Filigran-Durchstanzbewehrung entwickelt, für welche bereits 2013 eine europäische technische Zulassung ETA-13/0521 erteilt wurde. Seit 2018 ist auch der Einsatz bei Ermüdungsbeanspruchung, wie Sie bei Gabelstaplerbetrieb auftritt, geregelt. Der Umsatz dieser Sonderbewehrung ist laut Herstellerangaben weiter steigend.
Die Filigran-Durchstanzbewehrung wird in automatischen Schweißanlagen aus geripptem Betonstahl B500A hergestellt. Die Gurte haben Durchmesser von 10 mm, die tragenden Streben sind 9 mm dick. Diese speziellen Gitterträger zeichnen sich durch überstehende Schlaufen am Obergurt aus. Diese ragen in die Lage der oberen Biegezugbewehrung. Die besondere Geometrie mit unterschiedlich stark geneigten Streben ist sehr effizient und erhöht den Durchstanzwiderstand einer Flachdecke bis auf den 2,1-fachen Wert einer Platte ohne Schubbewehrung. Der Einbau der einzelnen Bewehrungselemente erfolgt im Fertigteilwerk direkt auf der unteren Querbewehrung in der Fertigteilplatte. Die obere Biegezugbewehrung wird später auf der Baustelle von oben eingebaut. Die parallel angeordnete Durchstanzbewehrung ermöglicht im Vergleich mit unregelmäßig oder radial eingebauten Elementen den kollisionsfreien Einbau der orthogonal angeordneten Biegezugbewehrung.
Der Vorteil des parallelen Einbaus und der hohe Durchstanzwiderstand werden, wie auch beim Bau eines Studentenwohnheimes in Berlin, zunehmend auch in Ortbetonkonstruktionen genutzt. Die in Berlin ausgeführte Ortbetondecke war 30 cm dick. Als Filigran-Durchstanzbewehrung kam der Typ FDB 24/6 mit einer Gesamthöhe von 24 cm und einem Schlaufenüberstand am Obergurt von 6 cm zum Einsatz. Für die statischen Nachweise nutzte das planende Ingenieurbüro die zur Verfügung stehende Bemessungssoftware ProFi (www.filigran.de). Dieses Programm weist auch die Anordnung der Bewehrungselemente aus. Die Längen der einzelnen Elemente betrugen ein Vielfaches von 20 cm bei einer Mindestlänge von 40 cm Der Einbau erfolgte ohne zusätzliche Distanzhalter direkt auf der unteren Biegezugbewehrung. Die oben angeordnete Stützbewehrung wurde anschließend auf den Obergurten der Durchstanzbewehrung abgelegt. Die ursprünglich für Fertigteilplatten entwickelte Filigran-Durchstanzbewehrung wurde inzwischen auch bei mehreren Ortbetonbaustellen in Nordrhein-Westfalen und Süddeutschland eingesetzt.
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