Gemischte Lösung
Hydrauliksteifen und maßgefertigte Stahlbau-Eckversteifungen sicherten Baugrube in Brüssel
Brüssel/Belgien (ABZ). – Im Herzen von Brüssel ist Groundforce mit seinen Hydrauliksteifen an einem der spektakulärsten Bauprojekte in Belgien beteiligt. Hier entsteht an der Rue de la Vierge Noire auf dem Gelände des ehemaligen Parkhauses 'Parking 58' ein neuer Verwaltungskomplex mit dem Namen "BruCity".
Die moderne, vollständig verglaste Struktur soll nach ihrer Fertigstellung 2021 rund 1700 Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein angenehmes und helles Arbeitsumfeld sowie einen repräsentativen Empfangsbereich für Gäste bieten. Auf vier unterirdischen Parkdecks soll ein öffentlicher Parkplatz entstehen.
Das als Passivhaus entworfene Gebäude erfüllt auch technisch die neuesten Standards und wird später eine Fläche von insgesamt rund 37.000 m² haben. Mit der Ausführung der Tiefbauarbeiten für die 180 m lange und 32 m breite Baugrube wurde das international renommierte Spezialtiefbau-Unternehmen Franki Foundations beauftragt. Bereits kurz nach dem Rückbau des alten Parkhauses zeigte sich, dass der geschichtsträchtige Standort über dem historischen Fischmarkt einige Überraschungen bereithielt.
Bei genauen Untersuchungen hatten die Ingenieure von Franki festgestellt, dass vor Ort noch eine stabile Kellerwand vorhanden war, die nach einer gründlichen Absicherung durch Bodenanker weiterverwendet werden konnte, um in dem freien Raum die geplanten Schlitzwände für die Baugrube zu fertigen. Dabei war man bei der Projektplanung zunächst von einer Rückverankerung der Schlitzwände ausgegangen. Wie Adrien Dumont, BruCity-Projektmanager bei Franki Foundations erklärt, hat dieser Planungsansatz auch landestypische Ursachen.
Denn während groß dimensionierte horizontale Rückverankerungen im Innenstadtbereich in den meisten europäischen Ländern mittlerweile untersagt sind, ist in Belgien der Einsatz von bis zu 40 m langen Bodenankern noch erlaubt.
Allerdings erfordert diese Art der Baugrubensicherung einen enormen Planungsaufwand und eine intensive Abstimmung mit Behörden, Anliegern und den beteiligten Unternehmen. Dies erschien vor dem Hintergrund der intensiven Bebauung in Citylage und der räumlichen Nähe zur Untergrundbahn nur wenig praktikabel.
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Darüber hinaus hatte die französische Franki-Tochter "Atlas Fondations" bei einem Projekt in La Défense in Paris zur Errichtung des ERIA-Turms mit den hydraulischen Aussteifungen von Groundforce sehr gute Ergebnisse erzielt. Es lag also nahe, dieses Verfahren auch beim BruCity Project einzusetzen und damit Aufwand und Einbauzeiten beträchtlich zu verringern.
Vor Ort entschied man sich schließlich für eine gemischte Lösung aus Groundforce-Hydrauliksteifen und maßgefertigten Stahlbau-Eckversteifungen. Dabei wurde jeweils ein Schlitzwandelement von zwei Eurotube-MP750-Stützen mit einer Einbaulänge von 32,6 m gesichert. Insgesamt reichten 18 Hydrauliksteifen, um die Seitenwände der kompletten Baugrube zu sichern.
An der Kopfseite der Baugrube wurden zusätzlich noch pro Seite zwei MP750 über Eck verbaut, die durch fest installierte Stahlstreben verstärkt wurden. Aufgrund der befürchteten Lastwechsel durch Sommertemperaturen bis zu 40 °C wurden die Groundforce-Steifen mit Hydraulikmuttern und einem Echtzeit-Fernüberwachungssystem von Senceive ausgerüstet, das bei Groundforce standardmäßig geordert werden kann.
Allerdings erwiesen sich die Befürchtungen hinsichtlich zu hoher Belastungsniveaus letztlich als unbegründet. Alle Belastungen lagen innerhalb der normalen Toleranzen.
"Immerhin liegt die Belastung der MP750-Ecksteifen bei bis zu 7000 kN", meint dazu Peter Richardson, Groundforce Director Major Projects Europe, und ergänzt: "Nach dem erfolgreichen Einsatz bei Atlas in Paris hat sich unser System auch in Brüssel sehr gut bewährt." Der Einbau der Hydraulikelemente sei rund vier- bis fünfmal schneller als eine Lösung mit konventionellem Stahlbau. Außerdem konnte in Brüssel durch die Verwendung von Aussteifungen eine zusätzliche Verankerungsebene entfallen. Ein weiteres Plus für den Kunden sei die Nähe zum Projekt in Paris gewesen. "Es konnte tatsächlich fast 60 Prozent des Materials bei BruCity wiederverwendet werden", so Richardson.
Aufgrund der begrenzten, räumlichen Verhältnisse und dem gleichzeitig voranschreitenden Ausbau des Kellers wurden dieselben Steifen im Projekt mehrfach verwendet. Die 30 m langen Steifen wurden dabei in drei 10 m lange Abschnitte zerlegt, die problemlos auf der Baustelle transportiert und wieder eingebaut werden konnten. Anfang dieses Jahres wurde der Bauabschnitt fertiggestellt, und die Aussteifungen wurden endgültig entfernt.
Peter Richardson zieht für Groundforce eine durchweg positive Zwischenbilanz: "Wir haben mit dem BruCity-Projekt in Brüssel ein sehr beeindruckendes Debüt in Belgien abgeliefert, das nicht nur unsere technischen Möglichkeiten, sondern auch unsere Fähigkeiten in Planung und Logistik deutlich gemacht hat. Die Vorteile unseres modularen hydraulischen Systems im Vergleich zur herkömmlichen Stahlbauweise waren dabei offensichtlich. Ich bin daher zuversichtlich, dass diesem Auftrag in Belgien weitere folgen werden."