Geniales Miteinander

Bewegte Formen schaffen eine besonders expressionistische Ästhetik

Stahlbau
Für das markante Gesicht des mittleren Turms des Neuen Zollhofs in Düsseldorf wurden 4700 m² Edelstahlblech verwendet. Foto: WZV/H.P. Heinrichs

Düsseldorf (ABZ). – Frank O. Gehry (90) liebt Abenteuer und Bewegung – in seiner Freizeit ebenso wie in der Architektur. Seit fast 60 Jahren setzt der begeisterte Segler deshalb nüchterner formelhafter Konzeption seine unverwechselbare, dynamische Architektursprache entgegen. Als einstiger Vorreiter des Dekonstruktivismus löst er in seinen Bauten rechte Winkel, Symmetrien und Geometrien konsequent auf und verwandelt deren Fragmente in neue Formen, die er zu bewegenden Bauwerken kombiniert. Neben Ziegeln, Glas und Holz gehört Metall – und hier insbesondere Edelstahl Rostfrei – zu den charakteristischen Ausdrucksmitteln seiner vielfach preisgekrönten Architektur. Gehry entwickelt alle seine Projekte selber – mit den Händen. Aus Papier, Pappe, Holz und Klebestreifen formt er nach seinen initialen Skizzen hochkomplexe amorphe Modelle, die dann mit einem Handscanner Punkt für Punkt eingescannt werden. So gestaltet er frei und spielerisch in immer neuen Varianten Baukörper aus verfremdeten geometrischen Figuren und Körpern wie Bögen, Kegeln, Quadern oder Zylindern. Dabei erfindet er auch so grundlegende architektonische Elemente wie Fenster, Türen oder Dächer regelmäßig neu. Mit fließenden Formen, kippenden Räumen, auseinanderstrebenden Linien und verschachtelten Körpern heben seine Bauten statische Prinzipien optisch auf und erzeugen so beim Betrachter Faszination. Durch Formgebung und Materialwahl kommunizieren seine Gebäude nicht nur miteinander, sondern auch mit ihrem Umfeld. Diese Rolle weist Gehry sehr oft metallischen Oberflächen zu, die das Spiel von Sonne und Wolken einfangen und vielfältig wiedergeben. Neben Titan und Aluminium wählt er dafür besonders häufig Edelstahl Rostfrei. Auch konstruktiv – bspw. für Tragstrukturen, Verbindungs- und Befestigungselemente – nutzt Gehry die Stärken des Werkstoffs, um seine skulpturalen Konzepte in die Realität zu überführen.

Ob Museen, Konzerthallen, Büro- oder Wohntürme: Weltweit ziehen seine mit Metall bekleideten Bauten Menschen in ihren Bann. Paradebeispiel für seine Gebäude fern ab aller Konventionen ist das 1993 von Gehry entworfene und bis 2011 mehrfach erweiterte Weisman Art Museum in Minneapolis, USA, das je nach Auslegung an ein kubistisches Schloss oder eine zerklüftete Klippenlandschaft erinnert. Die scheinbar willkürlich angehäufte Ansammlung von Zylindern, aufgeschnittenen Quadern, Bögen und Blechen aus Edelstahl umschließt das Museum für amerikanische Kunst an drei Seiten. Basis für die Gestaltung der organischen Formen waren Edelstahlpaneele, zwischen 15 und 127 cm breit wie lang. Jedes Element der Verkleidung wurde individuell zugeschnitten und mit verdeckten Befestigungselementen bündig verlegt. Mit dem Neuen Zollhof in Düsseldorf schuf Gehry 1999 im heutigen Medienhafen ein skulpturales Ensemble aus Bürotürmen, das zu einem Wahrzeichen der Stadt wurde. Optische Klammer der drei in Formgebung und Material sehr unterschiedlichen Gebäudekomplexe sind gleichmäßig über alle Elemente verteilte Fensterboxen, die aus den nicht lotrechten, expressiven Fassaden herausragen. Den im wörtlichen Sinne glänzenden Mittelpunkt des Gebäudeensembles bildet die in vertikalen Wellen gestaltete Edelstahlfassade des mittleren Turms. In ihr spiegeln sich die beiden anderen, deutlich größeren Fassaden: zur Linken weiß verputzte großformatige Zylinder, zur Rechten eine Gruppe kantig verzogener Quader mit brauner Klinkerfassade. 4700 m² Edelstahlblech, als individuell geformte, konkav und konvex gebogene Platten schuppenartig verlegt, verleihen dem markanten Gesicht des kleinsten der drei Türme seinen weithin sichtbaren Glanz.

Die Liste ikonischer Gehry-Bauten, denen Edelstahl Rostfrei ihr unverwechselbares Gesicht verleiht, ließe sich noch lange fortführen. Doch auch der Blick hinter die Kulisse lohnt. So überrascht im Innenhof der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin eine begehbare amorphe Skulptur. Die Fassade des Gebäudes vis-a-vis vom Brandenburger Tor verlangte wegen der restriktiven städtischen Gestaltungsvorgaben eine für Gehry ungewöhnlich zurückhaltende Architektur. Beim Betreten der lichtdurchfluteten Eingangshalle zieht jedoch eine mit Edelstahl Rostfrei umhüllte Raumskulptur, die in ihrem Inneren einen Konferenzsaal birgt, alle Blicke auf sich. Mehr als 100 individuell dreidimensional verformte Platten aus nichtrostendem Stahl bilden ihre metallische Haut, die Licht und Farbspiel des Himmels weich filtert und in die umliegenden Räumlichkeiten reflektiert.

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Im Innenhof der DZ Bank in Berlin befindet sich eine begehbare amorphe Skulptur aus Edelstahl Rostfrei, die in ihrem Inneren einen Konferenzsaal verbirgt. Foto: DZ Bank AG

Auch bei Zusammenbau und Montage des amorphen Glasdachs über dem Innenhof vertraute Gehry auf den Werkstoff Edelstahl. Knotenpunkte und Abstandshalter für die aus 1500 Scheiben zusammengebauten Glasfelder wurden aus nichtrostendem Stahl geschnitten und gefräst. Die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit von Verbindungs- und Befestigungselementen aus Edelstahl verdeutlicht besonders eindrucksvoll die 2014 fertiggestellte Fondation Louis Vuitton in Paris am nördlichen Rand des Bois de Boulogne. Zwölf gigantische, voneinander unabhängige Glassegel überspannen das Privatmuseum für zeitgenössische Kunst fast vollständig. Zwischen 500 bis 3000 m² groß und bis zu 500 t schwer, verleihen sie dem Museum sein markantes Gesicht. Entsprechend herausfordernd waren die Vorgaben an Tragstruktur und Befestigung dieser bis zu 25 m auskragenden und mit bis zu 20 m Abstand zum Gebäude befestigten Elemente. Für die Verbindung der Holz- und Stahlkomponenten kam in großem Umfang Duplex Edelstahl 2205 zum Einsatz. Neben Korrosions- und Verschleißbeständigkeit sprach für ihn die werkstofftypische hohe Festigkeit. Sie erlaubt wesentlich dünnere Wanddicken als Edelstahl der Güte 1.4401. Angesichts der Dimensionen der Elemente war die dadurch erzielte Gewichtsersparnis von fast 30 % von entscheidender Bedeutung. In die Glasfelder wurden an den Längsseiten tragende Aussteifungen aus L-Profilen in Duplex 2205 integriert. Anschließend wurden die dreieckigen Elemente an einer zweilagigen tragenden Rasterstruktur aus Duplex-Rohren mit bis zu 80 mm Ø aufgelegt und befestigt. Neben der einfachen Verarbeitung bewährten sich hierbei insbesondere auch die guten Schweißeigenschaften des Werkstoffs.

Mit dem Pritzker-Preisträger Frank O. Gehry feiert ein Jahrhundertarchitekt 2019 seinen 90. Geburtstag. Wohl kaum ein anderer Architekt hat das visuelle und mechanisch-physikalische Potenzial von Edelstahl Rostfrei regelmäßig mehr bis an die Grenzen des technisch Machbaren ausgeschöpft als er. Sein seit über sechs Jahrzehnten währendes Schaffen macht Edelstahl Rostfrei unvergänglich.

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