Georgenkirche Wismar

Besucherplattform schließt Wiederaufbau ab

von: Grit Büttner

WISMAR – Andächtig lässt jeder Besucher den Blick über den roten Backstein bis hinauf in die Gewölbe schweifen. Der Wiederaufbau von St. Georgen in Wismar, einer der bedeutendsten Hallenkirchen in der Bundesrepublik, wird nach gut zwei Jahrzehnten abgeschlossen.Bereits 2010 war die Rettung der Basilika, des bislang größten Förderprojekts der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, gefeiert worden. Doch erst jetzt ist sie wirklich vollendet. Auch der Turm wurde nunmehr saniert und mit einer Plattform gekrönt. "Die Kirche steht wieder, der Schlusspunkt ist gesetzt", sagt Thomas Mertz, Sprecher der Denkmalstiftung. Die neue Silhouette des Sakralbaus prägt die seit zwölf Jahren zum Weltkulturerbe gehörende Altstadt Wismars. "Die Georgenkirche liegt uns als längstes Projekt besonders am Herzen", erläutert Mertz. Seit 1990 sei das monumentale Bauwerk der norddeutschen Backsteingotik, in dessen Grundriss von gut 80 mal 45 m die Dresdner Frauenkirche gleich zwei Mal hineinpassen würde, das "Flaggschiff" der Bürgerstiftung. Diese steuerte die Hälfte der 40 Mio. Euro Restaurierungskosten bei. Das erste Geld floss bereits in den letzten Monaten der DDR: Die Stiftung hatte ihre Satzung geändert, um noch vor der Wiedervereinigung ihr erstes Ost-Kind aus der Taufe heben zu können. Die 46 m hoch aufragende Georgenkirche, im 14. und 15. Jahrhundert von den damals reichen und selbstbewussten Wismarer Bürgern errichtet, wäre wie ein Kartenhaus eingefallen, wenn 1990 nicht mit dem Bau begonnen worden wäre, wissen Experten. St. Georgen, das um 1600 unvollendet abgeschlossene Gotteshaus mit einem bei 34 m beendeten Turm, war im April 1945 ebenso wie St. Marien und das Gotische Viertel Wismars zerbombt worden. St. Georgen blieb nach einigen Reparaturversuchen in den 1950er Jahren dann über Jahrzehnte hinweg ungenutzt und verfiel. Im Januar 1990 ließ ein Orkan den Nordgiebel des Querhauses auf Wohnhäuser in der historischen Altstadt stürzen, ein Kind wurde schwer verletzt. Die St.-Georgen-Kirche stand zum Abriss. Die Katastrophe wurde zum Anstoß für das "Wunder von Wismar". Beherzte Bürger gingen mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. Neben der Denkmalstiftung und privaten Spendern gaben Bund, Land und Stadt Millionen für den Wiederaufbau der kolossalen Kirche: Die Gründung wurde stabilisiert, Gewölbe Backstein für Backstein neu gemauert, Säulen verstärkt, Wandbilder und Inventar aufwendig restauriert. In den Turm, einen Aufzug und die verglaste Plattform, die eine grandiose Aussicht über die Hansestadt bis hin zur Insel Poel ermöglicht, flossen schließlich 2,1 Mio. Euro.Bange Stunden gab es oft, erzählt Kirchenbauverantwortlicher Thomas Junggebauer. Etwa als 1993 die Fundamente im Ostteil nachgaben, die Kirche kippte und einen tragenden Pfeiler spaltete. Oder als der "Heilige Martin" von einem Wandbild abzustürzen drohte und zur Notsicherung erst in letzter Minute Geld aufzutreiben war. Einer der schönsten Augenblicke indes war wohl die Rückkehr der einst ausgelagerten Glocke. 1995 läutete sie genau 50 Jahre nach der Zerstörung von St. Georgen erstmals wieder für die Wismarer.In St. Georgen gibt es seit Jahren wieder Ausstellungen und Konzerte. "Gott sei Dank ebbt die Spendenwelle nicht ab", sagt Welterbeverantwortlicher Norbert Huschner. "Mit der Kirche werden wir wohl nie fertig." Rund eine Viertelmillion Euro seien jedes Jahr mindestens für den Erhalt nötig, etwa ein Drittel davon solle aus Eintritten für die Besucherplattform und Veranstaltungen gedeckt werden.Auch die Stiftung Denkmalschutz wolle weiter fördern, sagt der Sprecher. Vorstandsvorsitzende Rosemarie Wilcken, früher Bürgermeisterin von Wismar, nennt die wiedererrichtete Backsteinkirche "ein einmaliges Geschenk der deutschen Einheit".

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