Geräuscharme E-Lkw auch nachts einsetzen

Neue Chancen für entzerrten Lieferverkehr

BPW Bergische Achsen Nutzfahrzeuge
Ein Transport muss nicht zu den Stoßzeiten stattfinden. In den Niederlanden genehmigt der Staat leisen Transportfahrzeugen unter 72 dB/A eine Lieferung rund um die Uhr, sofern sie entsprechend zertifiziert sind und einen entsprechenden Aufkleber tragen. Abb.: BAX

Wiehl (ABZ). – Der BAX 7.5, ein neuartiger elektrischer Lkw, wartet mit Kofferaufbau bis zu 3 t Zuladung auf, läuft laut Aussage des Herstellers BPW geräuscharm, bringt es bis zu 200 km weit und eröffnet dem städtischen Verteilerverkehr neue Chancen. Demnach können mithilfe dieses Nutzfahrzeugs Stoßzeiten entzerrt und geräuscharme Nachttransporte etabliert werden.

Lkw sind wichtige Transportmittel aber leider oft laut. Der Lärm des städtischen Lieferverkehrs kann einen Schallpegel von bis zu 78 dB erzeugen – schon ab einem Dauerschallpegel von 60 dB lassen sich Stressreaktionen messen. Bereits 6 dB zusätzlich werden vom Menschen als Verdoppelung des Krachs empfunden. Nicht nur Anwohner, auch die Fahrer leiden darunter.

Elektrische Lieferfahrzeuge für den städtischen Verteilerverkehr versprechen deshalb nicht nur eine Entlastung für das Klima, sondern auch einen Gewinn an Lebensqualität für Anwohner und Fahrer. Allerdings sind bisher vor allem leichte Transporter bis 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht mit Elektroantrieb erhältlich – für viele Aufgaben im urbanen Verteilerverkehr sind diese Fahrzeuge jedoch nicht leistungsfähig genug, heißt es seitens BPW.

Der BAX 7.5 gilt den Verantwortlichen zufolge als der nachhaltigste Lkw Europas. Der BAX transportiert eine Zuladung von bis zu 3 t flüsterleise – und das bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 t. Das neue 7.5er-Modell ist so leise wie ein elektrischer Pkw. Aber nur, weil er muss: Unter 20 km/h und bei der Rückwärtsfahrt schaltet sich das von der EU vorgeschriebene Warngeräusch ein (Acoustic Vehicle Alerting System, AVAS).

Ein besonderer Pluspunkt sei die starke Batterie (von BMW i) die dem BAX 7.5 eine Reichweite von bis zu 200 km beschert. Sie kann über einen Starkstromausgang auch von einem externen Verbraucher angezapft werden – etwa einem elektrischen Kühlaggregat. In einem Anwendungsszenario kann ein Kühlkoffer mit elektrischem Aggregat bei praxisgerechter Reichweite Temperaturen von um die 4 °C erzeugen. Eine derartige Konfiguration ist für viele alltägliche Aufgaben der städtischen Frischelogistik geeignet.

Ein Transport muss nicht zu den Stoßzeiten stattfinden. In den Niederlanden genehmigt der Staat leisen Transportfahrzeugen unter 72 dB/A eine Lieferung rund um die Uhr, sofern sie entsprechend zertifiziert sind und einen entsprechenden Aufkleber tragen. Auf diese Weise kann der städtische Verkehr entlastet werden. BAX würde die Vorgaben des sogenannten PIEK-Zertifikats bereits erfüllen.

Der niederländische Standard wurde von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Belgien zwar übernommen, allerdings steht hierzulande eine gesetzliche Genehmigung für den geräuscharmen Nachttransport noch aus.

Die Chancen der geräuscharmen Nachtlogistik wurden bereits 2017 durch eine Studie unter Federführung des Karlsruher Institut für Technologie untersucht (GeNaLog). Projektpartner war unter anderem das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Birgit Heizer, Leiterin der Rewe-Konzernlogistik. Sie hat sich nicht nur im Rahmen der GeNalog-Studie mit der geräuscharmen Nachtlogistik befasst: "Der Lieferverkehr in den Städten wird weiter zunehmen und als Nahversorger müssen wir uns mit alternativen Belieferungskonzepten beschäftigen." Die Belieferung geeigneter Filialen in der Nacht biete außerdem den Vorteil, dass der Fuhrpark besser ausgelastet ist. "Die Lkw, die ich nachts im Einsatz habe, fahren dann natürlich auch tagsüber und reduzieren Lärmemissionen auch am Tage", erläutert Heitzer.

Dass die Bundesregierung gewillt sei, den emissionsfreien Lkw-Antrieb kraftvoll zu unterstützen, drücke sich bislang vor allem finanziell aus: Bei Anschaffung eines Lkw mit alternativem Antrieb übernehme der Staat 80 % der Mehrkosten gegenüber einem vergleichbaren Dieselfahrzeug.

Alexander Wolter, Leiter Vertrieb und Produktmanagement Elektromobilität bei BPW: "Mit dem neuen E-Lkw-Modell BAX 7.5 entlasten wir die Stadt von Dieselqualm und Lärm; die enorme Zuladung transportiert deutlich mehr Fracht mit weniger Touren – sogar im direkten Vergleich mit einem 7,5-Tonnen-Diesel. Durch das PIEK-Zertifikat könnten wir auch in Deutschland einen geräuscharmen Transport außerhalb der Stoßzeiten ermöglichen und dadurch den urbanen Verkehr erheblich entlasten."

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