Geschäftsführer Dr. Schiefer

„Wolffrudel“ erobert innerstädtische Baustellen

von:

Rainer OSCHÜTZ

Krane und Seilmaschinen
Der Neue in der Stadt: Wolff 5014 city.

KASSEL/HEILBRONN - Anlässlich der Conexpo in Las Vegas gab kürzlich einer der bedeutendsten Kranhersteller weltweit, die Wolffkran AG aus Heilbronn, ihre Rückkehr auf den US-Markt bekannt. Für Dr. Peter Schiefer, CEO und geschäftsführender Gesellschafter des traditionsreichen Unternehmens ein weiterer wichtiger Schritt auf der Erfolgsleiter der „Roten“.

Gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftspartner, Dr. Hans-Peter Koller, hatte er 2005 das "Wolffrudel" übernommen. Mancher Branchenkenner sah die einstige MAN-Tocher bereits auf einem absteigenden Ast. Am Rande des VDBUM-Großseminars in Kassel sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung, mit Dr. Schiefer über die Positionierung seines Unternehmens auf den verschiedenen Märkten. Thema waren auch die technischen Herausforderungen, denen sich der als "Ideenschmiede" bekannte Kranhersteller immer wieder stellt.

Messen wie die in den USA waren für die "Wölffe" schon immer Standortbestimmungen. Erinnert sei an die Leipziger Messe 1913. Dort stellte Wolff den ersten schnell montier- und fahrbaren Turmdrehkran der Welt vor. Ein weiteres Highlight in der Unternehmensgeschichte war eine neue Bolzenverbindung, die 1963 den Grundstein für moderne Technik beim Bau von Turmdrehkranen legte. Dr. Schiefer: "Seitdem bieten wir ein komplettes modulares System für unsere Premium-Krane an." Somit könnten Kunden auch einzelne Komponenten ordern, die mit Elementen älterer Baureihen kompatibel sind – ein Qualitätsmerkmal, welches die Kunden noch heute schätzen.

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Dr. Schiefer: „Wir produzieren momentan unsere Wipper 630 B und 700 B wie beim ‚Brezelbacken‘. Aber wir wollen nicht nur eine Nische im Großkranbereich besetzen, sondern als Wolffkran die Kranwelt über die gesamte Bandbreite bedienen – vom kleinsten bis zum größten serienmäßig hergestellten Hebezeug.“ Foto: Oschütz

Dr. Schiefer nannte die Baumaschinenmesse in Bern, die im vergangenen Monat stattfand, als weiteres Highlight. Das "Wolffrudel" zeigte mit dem kleinen City Kran 5014 ein Hebezeug, das "wir hinsichtlich der Montage und Demontage noch einmal optimiert haben", so der Inhaber und CEO. Er verwies auch auf die enorme Nachfrage nach großen Kranen. "Wir produzieren momentan unsere Wipper 630 B und 700 B wie beim 'Brezelbacken'. Aber wir wollen nicht nur eine Nische im Großkranbereich besetzen, sondern als Wolffkran die Kranwelt über die gesamte Bandbreite bedienen – vom kleinsten bis zum größten serienmäßig hergestellten Hebezeug." Geplant sei Ende des Jahres einen weiteren neuen "Wolff" vorzustellen. Für das kommende Jahr, so verriet Dr. Schiefer, soll das Portfolio im mittleren Kranbereich ausgebaut werden, um damit eine weitere Lücke zu schließen. "Wir sind laufend bemüht, unser erfolgreiches modulares System weiter zu entwickeln. Vor einiger Zeit haben wir das 23er-Turmsystem eingeführt, was extrem gut ankommt." Das leistungsstarke und zukunftsfähige 2,30 m Turmsystem zeichnet sich besonders durch freistehende Turmhöhen bei Kranen bis zum 700-mt-Bereich aus. Hinzu komme das abnehmbare Kletterwerk KWH 23 sowie der variabel einsetzbare Kreuzrahmen KR 112-60/80. Dr. Schiefer: "Nahezu alle Komponenten sind containergerecht und bieten eine wirtschaftliche Transportlösung." Und es sei in einigen Bereichen fast so stark wie das 29er-System.

Dr. Schiefer sprach auch die technische Herausforderung an, die alle Kranhersteller haben. Dadurch, dass auf Baustellen immer größere und schwerere Teile verbaut werden, gebe es immer höhere Lastanforderungen. "Die Krane müssen trotzdem ganz filigran bleiben, obwohl sie immer größer werden und immer mehr zu leisten haben. Das Problem ist, wenn man zuviel Eisen im Kran verbaut, wird er zu teuer und kann vor allem auf innerstädtischen Baustellen nicht mehr so flexibel eingesetzt werden. Die Gewichte sind einfach zu groß und zu schwer für schnelle und wirtschaftliche Montage oder Demontage", erklärte der CEO.

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Wolff Wipper in London beim Bau des neuen UBS Hauptsitzes. Fotos: Wolffkran

Die Wippkrane des "Wolffrudels" aber seien filigran geblieben. Das sei auch durch die bedeutende ingenieurtechnische Leistung in seinem Unternehmen begründet. Jahrzehntelange Erfahrungen und moderne Simulationsverfahren ermöglichen den Ingenieuren diese Spitzenleistungen. Ganz wichtig sei dabei die Weiterentwicklung im elektronischen Bereich. "Das hat hinsichtlich der Sicherheitsstandards für uns eine große Bedeutung. Unser Hauptanliegen ist es, den 'menschlichen Unsicherheitsfaktor' so gering wir möglich zu halten. Wir fragen uns immer: Wie können wir eine Sicherheitstechnik implementieren, damit der Kranfahrer eigentlich keinen Fehler mehr machen kann. Und da ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende. So haben wir als Standard in allen Kranen eine komplette Eingangsüberwachung des Stroms eingebaut. Steht der nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung, schaltet der Kran automatisch in einen Sicherheitsmodus und dann ab", erläuterte Dr. Schiefer.

Damit habe Wolffkran seine komplette Mietflotte bereits nachgerüstet. Auch die dreidimensionale Überwachung von Lasten sei ein wichtiges Thema bei der elektronischen Weiterentwicklung. Dr. Schiefer verwies auch auf neue Werkstoffe, die künftig bei der Entwicklung leistungsstarker Technik ebenfalls eine zukunftsweisende Rolle spielen werden.

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Wolff Krane bauen die Burj Residence in Dubai.

Auf die Entwicklung der Märkte angesprochen sei es für Wolffkran wichtig, sich nicht nur auf einen Markt zu konzentrieren. "Europa ist nach wie vor für uns ein wichtiger Schwerpunkt. Besonders gut haben sich Deutschland, die Schweiz, Österreich und Belgien in den vergangenen Jahren entwickelt. Dagegen ist der Markt in den Niederlanden relativ tot. Interessant aber auch schwierig erweist sich Skandinavien. Dieser Markt ist sehr geschlossen. Insgesamt jedoch haben wir die Länder Europas als unsere Heimmärkte im Blick", so Dr. Schiefer. In diesen Regionen – besonders in Deutschland, wo Krane sich wieder gut verkaufen lassen – habe sich das Mietgeschäft in den vergangenen Jahr gut entwickelt. Der CEO sieht die Miete der Hebezeuge als ein gutes Argument für den Verkauf. Wenn es nach Ihm ginge, so würde die Wolff-Mietflotte sich noch schneller vergrößern. Auf die Gesamtgruppe gesehen mache das Mietgeschäft bereits über 30 % des Umsatzes aus. In Europa sind es bereits 50 %. Dr. Schiefer: "Leider sind momentan unsere Fertigungskapazitäten begrenzt, um diesen Geschäftszweig noch weiter ausbauen zu können. Dazu kommt noch der Aufbau von Servicestationen mit neuen Mitarbeitern, was auch sehr kostenintensiv ist."

Als immer wichtiger nannte der Geschäftsführer die Märkte im Mittleren Osten. Vor einigen Jahren habe sein Unternehmen große Hoffnungen in Abu Dhabi und Dubai gesetzt. Leider sei Abu Dhabi überhaupt nicht in "die Puschen gekommen", während in Dubai – nach einer Durststrecke – die Bauleistung wieder Rekordwerte erlangt habe. "Unsere separate Mietflotte, die wir in einem Joint Venture unterhalten, fährt gegenwärtig eine Rekordauslastung ein. Ich bin überzeugt, dass diese enorme Dynamik anhält. Dubai entwickelt sich immer mehr zu einer Dreh- und Schaltzentrale im Mittleren Osten", schätzte Dr. Schiefer die wirtschaftliche Situation ein.

Der Geschäftsführer lobte die Kooperation in dieser Region von Wolff Arabia mit der Kanoo Group, einem Familienunternehmen, das über 100 Jahre Erfahrung verfügt und im gesamten Mittleren Osten gut aufgestellt ist. Er zählt ebenfalls die Verbindung von Kanoo zum Partnerunternehmen Johnson Arabia dazu. "Wir haben oft mit denselben Bauunternehmen zu tun und sind in gleiche Projekte involviert." Der andere große Markt für das "Wolffrudel" in dieser Region sei Saudi Arabien, der jedoch seine eigenen Gesetze habe. Dort gebe es enorm große Bauvorhaben wie Mekka und oder Jeddah.

Dr. Schiefer sieht sein Unternehmen noch nicht auf allen Märkten so vertreten, auf denen die "Wölffe" seiner Ansicht nach stärker präsent sein müssten. Er nannte Brasilien und Indien, aber auch Australien, wo die Wippkrane besonders gefragt seien. Ebenfalls setze er große Hoffnung auf die Rückkehr in den amerikanischen Markt ... "Aber auch in Russland wollen wir künftig stärker vertreten sein. Dazu planen wir als ersten Schritt die Vertriebskapazitäten auszubauen. Und als zweiten Schritt stellt sich dann irgendwann unter Umständen die Frage, ob man dort nicht auch lokal produzieren könne. In Russland suchen wir uns dafür die entsprechenden Partner." Dagegen würde Wolffkran in den USA das alleine machen wollen.

Die entscheidenden Faktoren für diese weltweit erfolgreiche Entwicklung des Heilbronner Kranherstellers sieht der Geschäftsführer in der intakten Produktbasis – einen wichtiger Faktor bei der Übernahme des Unternehmens vor fast zehn Jahren. Ein weiterer sei die Belegschaft gewesen, die super erfahren war und sich extrem mit dem Unternehmen identifizierte.

Zur gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage seines Unternehmens sagte Dr. Schiefer: "Wir werden in diesem Jahr mit insgesamt gut 500 Mitarbeitern einen Umsatz erwirtschaften, der deutlich über der Marke von 100 Mio. Euro liegen wird, die wir im vergangenen Jahr knapp verpasst haben."

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