Geschäftsführer Rüdiger Christophel

"Herstellerübergreifendes Angebot erzeugt Vertrauen"

Christophel Gewinnung
"Ich bin seit 1989 mit großer Überzeugung NordBau-Teilnehmer", sagt Rüdiger Christophel, Geschäftsführer der C. Christophel GmbH. Foto: Monsees

Die C. Christophel GmbH gehört bereits seit Mitte der 80er-Jahre zu den NordBau-Ausstellern. Rüdiger Christophel, Geschäftsführer des Spezialisten für mobile Aufbereitungstechnik mit Zentrale in Lübeck, erläuterte im Gespräch mit ABZ-Redakteurin Martina Monsees, was die Verbundenheit mit der Messe ausmacht und skizziert, welche Siebanlage die Besucher am Stand des Unternehmens in Neumünster erwartet.ABZ: Herr Christophel, sowohl Neuheiten als auch Optimierungen beim Sieben, Brechen, Halden sowie Umschlagen kommen nicht von ungefähr. Welche Phase der Entwicklung beeinflusste Ihre Siebanlagen am stärksten?Christophel: Heute umfasst unser Portfolio mehr als 50 Maschinen. In unserer Zentrale in Lübeck sowie unserer Niederlassung in Duisburg stehen Kunden insgesamt 40 Mitarbeiter und 20 Servicemonteure zur Verfügung. Prägend für diese Entwicklung war vor allem die von den Kunden immer häufiger gewünschte Mobilität der Maschinen: Mein Vater, Johannes Christophel, hat ursprünglich gebrauchte Powerscreen-Maschinen von Großbritannien aus nach Deutschland verkauft. Powerscreen, nordirischer Hersteller von mobilen Siebanlagen, ist mit dem Konzept groß geworden, Trichter, Förderband und Sieb auf ein Chassis zu montieren und mit einem dieselhydraulischen Antrieb zu versehen. Wer eine Kiesgrube besitzt, kann die Siebanlage an einen Radlader anhängen und der Abbauwand folgen. Früher wurden in Deutschland Trichter, Förderband sowie Sieb immer noch auf Kufen gezogen. Der zum Betrieb der Maschinen benötigte Strom wurde aus dem Netz oder von separat aufgestellten Generatoren eingespeist. Der Aufbau der Komponenten auf einem Chassis durch Powerscreen war vom Grund her die Geburtsstunde der ,mobilen Siebanlage'. Damit hatte man eine Anlage, die stromunabhängig dem Kies der Abbauwand nachzieht. In der Zwischenzeit sind Anlagen komplexer geworden, weil z. B. Haldenbänder darin integriert sind. Auch können die Anlagen am Einsatzort mit eigener Kraft über Kettenfahrwerke bewegt werden. Seit der Jahrtausendwende werden öffentliche Straßen mit Tiefladern, auf denen sich die Siebanlagen befinden, befahren. Das macht die Umsetzung über weitere Strecken wesentlich einfacher.ABZ: Wodurch wurde Ihr Unternehmen zusätzlich geprägt?Christophel: 1983 hat sich Johannes Christophel, nachdem er zuvor noch im Baumaschinenhandel angestellt war, in Deutschland mit dem Vertrieb von gebrauchten Sieb- und Brechanlagen selbstständig gemacht. Zur Wiedervereinigung gab es bis 1994/95 einen großen Bedarf an Sieb- und Brechanlagen in den neuen Bundesländern. Mit der Errichtung unseres Stammsitzes in Lübeck waren wir in der Lage, weitere Produkte ins Portfolio aufzunehmen, die uns sinnvoll erschienen. Dazu gehörten u. a. auch Brecher. Powerscreen wurde zwischenzeitlich von Terex übernommen. Die Produkte des nordirischen Herstellers machten im vergangenen Jahr den größten Teil des von uns erzielten Umsatzes von rd. 40 Mio. Euro aus. Erfreulicherweise gelang es, noch weitere Produkte ins Portfolio aufzunehmen – wie Portafill und Telestack aus Großbritannien oder Rubble Master aus Österreich. Spezialmaschinen, die lediglich für den deutschen Markt interessant sind und nicht von internationalen Herstellern gefertigt werden, lassen wir hierzulande produzieren und vertreiben wir unter dem Markennamen CityEquip. Powerscreen war 1999 daran gelegen, dass ich bzw. wir neben dem norddeutschen Vertriebsgebiet Nordrhein-Westfalen und Nordhessen mit übernehme(n). Dazu habe ich eine Niederlassung in Duisburg gegründet, wo zwölf Mitarbeiter mit dem Vertrieb und dem After-Sales-Service beschäftigt sind.ABZ: Vom 5. bis 9. September 2018 wird Christophel wieder auf der NordBau vertreten sein. Welchen Stellenwert besitzt die Messe für Sie?Christophel: Mein Vater stellte 1984 erstmals mit unserem Unternehmen auf der NordBau aus. Als leitender Angestellter im Baumaschinenhandel war er bereits seit den 1960er-Jahren dabei. Nach 30 Jahren Teilnahme wurde mein Vater hierfür besonders geehrt. Ich bin seit 1989 mit großer Überzeugung NordBau-Teilnehmer und zweifelsohne ein NordBau-Fan! Auf der Messe finden wir wirklich tolle Partner und deshalb fühle ich mich Neumünster so verbunden. Unsere Kundendichte ist ja nicht so groß: Wenn jemand eine Kiesgrube besitzt und eine Siebanlage kauft, dann funktioniert diese erst einmal 10 bis 20 Jahre. Im Anschluss erwirbt derjenige vielleicht noch eine Anlage, aber es ist nicht so wie im Baumaschinenbereich, wo zwischenzeitlich häufig in andere Maschinen investiert wird. Kundenbesuche im 14-tägigen Rhythmus können bei uns nicht sinnvoll geleistet werden und sollen es auch nicht. Die NordBau ermöglicht uns Ausstellern, sich zu präsentieren und bietet einen familiären Rahmen, um miteinander Gespräche zu führen. Bei der NordBau dabei zu sein, beflügelt selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, weil man Geschäftsfreunde sowie Kunden wieder sieht. Die NordBau ist nicht riesengroß, sodass man sich am Stand problemlos treffen kann. Insofern erachte ich die Messe nicht nur unter verkaufsvorbereitenden Aspekten, sondern auch unter Kommunikations-Aspekten als tolle Plattform.ABZ: Auf welche Produkte können sich Besucher am Stand F-Nord-N137 freuen?Christophel: Wir werden einerseits die Portafill MR6 als größte Grobstücksiebanlage von Portafill vorstellen. Deren durchdachte Bauweise ermöglicht gleichermaßen den Einsatz als Vor- oder Nachsiebmaschine. Einzigartig ist hierbei die Anordnung des Sammelbandes unter dem 4200 mm langen und 1300 mm breiten Siebkasten. Der Gurt fördert das Feinmaterial in Richtung Siebende, so dass alle Haldenbänder lang ausgeführt sind und weit entfernt vom Aufgabetrichter abwerfen. Das vereinfacht die Beräumung der Halden. Der unter dem Trichter montierte Antriebsstrang ist von drei Seiten zugänglich, so dass sich die Anlage von ebener Erde aus warten lässt. Andererseits zeigen wir den Windsichter AirMaster Neo von CityEquip, der sich überall dort zur Verwendung eignet, wo Materialien unterschiedlichster Art wie Bauschutt, Kompost, Schlacke oder Schrott nach Wichte getrennt werden müssen. Das jeweilige Material wird auf einem 1500 mm breiten Zuführband verteilt. Abhängig vom Kornband, dem Wichteunterschied und der Feuchte lässt sich das Zuführband in Höhe und Abstand zur Trommel einstellen. Ist dann noch die Luftmenge reguliert, werden Leicht- und Schwerstoffe getrennt. Alle Einstellungen können ohne Werkzeug von einer zentralen Stelle aus vorgenommen werden. Der AirMaster Neo wird extern oder durch das eigene Stromaggregat betrieben.

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Die Portafill MR6 wird als größte Grobstücksiebanlage von Portafill bei der NordBau vorgestellt. Foto: Christophel

ABZ: Ein zentrales Thema auf der NordBau ist die viel beschworene Digitalisierung. Wie vernetzt bzw. automatisiert geht es im Bereich der Aufbereitungstechnik bereits zu?Christophel: Digitale Ausschreibungen haben in Steinbrüchen und Kiesgruben noch nicht Einzug gehalten, weil wir Massenbaustoffe produzieren und keine Bauwerke. Anders ist es bei der Kontrolle der Anlagen. Wir sind heute in der Lage, sehr genau Daten zu sammeln und auszuwerten – davon bin ich ein großer Freund, weil man sich einen Überblick über Arbeitsweisen der Anlagen verschaffen kann. Nur: Man darf der Datensammlung nicht hörig sein. Beispiel: Wenn Sie eine Anlage mit einer anderen Anlage, z. B. der von ihrem Nachbarn, vergleichen, wird es womöglich unterschiedliche Leistungskennzahlen und Verbrauchszahlen geben. Dabei kann es allerdings sein, dass die Zielsetzung aus dem Betrieb der eigenen Anlage eine andere ist als die beim Nachbarn und durchaus sinnvoller erfüllt wird. Das geht aus den gesammelten Daten nicht hervor. Aufgabe des Händlers ist es auch, die Aufgabenstellung des Kunden genau zu analysieren und festzustellen, was ein Kunde wirklich braucht, wo er seine Wertschöpfung erzielt und welche Probleme im Betrieb auftreten können. So muss abgewogen werden, welche technische Lösung angeboten wird. Sie können eine Anlage betreiben, die eine hohe Verfügbarkeit garantiert, doch wenn es nicht die optimale Anlage für den Einsatz ist, würde sich das anhand der Daten, die über Digitalisierung zu bekommen sind, nicht feststellen lassen.ABZ: Die Auftragslage am Bau und die Nachfrage nach Baustoffen befindet sich seit einiger Zeit auf hohem Niveau. Wie beurteilen Sie Ihre Geschäftslage?Christophel: Die Auftragslage und die Geschäftslage sind momentan sicher sehr zufriedenstellend, aber als Hanseat äußere ich mich stets zurückhaltend. Auch, wenn es heute gut ist, bleibt doch die Frage, was passiert morgen? Bedrückend wirkt die Situation, weil sie sich so ähnlich darstellt, wie wir sie 2007/2008 erlebt haben. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Zinsen aufgrund der Situation in Europa niedrig sind und dass dies zu einer Flucht in den Beton führt. Zudem stellen wir fest, dass sich der Arbeitskräftemangel bemerkbar macht. Die personelle Struktur in unserem Unternehmen funktioniert, doch bei einigen Kunden ist der Mangel an Arbeitskräften spürbar geworden. Diese haben zwar Bagger und Radlader auf dem Hof, aber kaum Fahrer. Da werden Aufträge mancherorts nicht angenommen, weil sie nicht mehr umgesetzt werden können. Der Arbeitskräftemangel herrscht aber in der Bauwirtschaft wie in anderen Branchen, was zu einem Wettbewerb um Arbeitskräfte führt. Nur woher geeignete Kräfte nehmen? Verpflichtete Mitarbeiter müssen oft Höchstleistungen erbringen – und das schon seit geraumer Zeit. Damit fühle ich mich nicht recht wohl. Insofern ist jetzt ein guter Moment, doch darf man die Schattenseiten nicht verkennen.

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Der Aufbereitungs-Bereich ist eine Nische – es kommt daher darauf an, sich auch im Ersatzteillager eng mit Mitarbeitern abzustimmen, um Kunden Mehrwert zu bieten. Foto: Monsees

ABZ: Wo sehen Sie weitere Herausforderungen für Ihr Geschäftsfeld?Christophel: Der zunehmende Nationalismus und Egoismus, der in der Politik Einzug gehalten hat, bereitet mir ebenfalls Sorge. Wir verkaufen unsere Anlagen zum überwiegenden Teil in Deutschland – beliefert werden wir jedoch aus Großbritannien, Österreich und Amerika. Wir haben also internationale Verflechtungen. Da bin ich dankbar, ob der Chancen, die sich daraus ergeben. Unsere Kundschaft profitiert von der Globalisierung und von den Möglichkeiten der weltweiten Anbieter. Was die Politik vorbringt, steht dem Miteinander – wie wir es mit Geschäftspartnern gewohnt sind – immer häufiger im Wege. Ein Problem stellen darüber hinaus oft massiv verspätete Genehmigungen für Schwerlast-Transporte hierzulande dar. Z. B. haben wir Maschinen auf unserem Zentrallager in Nordirland vorrätig und können sie trotzdem nicht termingerecht nach Deutschland bringen, weil die deutschen Behörden mit dem Ausstellen der Genehmigungen überfordert sind. Hier wird der Staat seinen hoheitlichen Aufgaben nicht mehr gerecht.ABZ: Die Schulung Ihrer Mitarbeiter liegt indes in Ihren Händen. Nehmen Sie diese lieber online oder persönlich vor?Christophel: Ein neuer Vertriebsmitarbeiter wird zunächst in einer achtwöchigen persönlichen Schulung eingearbeitet und begleitet den Vertrieblerkollegen anschließend zwei Monate, bevor er die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden aufnimmt. Die Aufgabenstellung des Kunden muss genauestens besprochen werden, um die dafür geeignetsten Maschinen in Auftrag zu geben. Wichtig ist, zu vermitteln, dass Radlader, Bagger etc. im Wesentlichen Fahrzeuge sind, die zum Transportieren von Baustoffen dienen. Wir verkaufen, sieht man mal von Telestack ab, Sieb- sowie Brechanlagen und somit Maschinen zum Produzieren von Baustoffen. Wenn man aus einem mehr oder weniger indifferenten Aufgabegut ein mehr oder weniger definiertes Endprodukt erzeugen möchte, geht es nicht nur darum, aus dem Einen das Andere zu machen, sondern nach Möglichkeit auch darum, das beste wirtschaftliche Ergebnis zu erzielen. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, das auch viel Erfahrung im Bereich der Baustoffkunde voraussetzt. Das bestehende Vertriebsteam wird bei persönlichen Treffen in der Zentrale monatlich jeweils für zwei Tage zu Produkten, aktuellen Marktentwicklungen und Rahmendaten geschult. Es wird ein hohes Vertrauen seitens der Kundschaft in uns gesetzt, weil wir herstellerübergreifend arbeiten.

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