Großprojekt Kassel-Calden

Walzenzüge mit Spezialbandagen punkten bei Flughafenneubau

Bickhardt Bau Walzenzüge Erdbau und Grundbau
Gemeinsame Sache: Bis zu 50.000 m³ Erdreich werden täglich in Kassel-Calden verarbeitet. Fotos: Bomag

KASSEL (ABZ). - Der Neubau des Flughafens Kassel-Calden ist eine der derzeit größten Erdbaumaßnahmen in Deutschland. Mehr als 225 Millionen Euro werden in den Bau investiert, 32 Millionen Euro allein für die Erdbauarbeiten. Um die strengen zeitlichen Maßgaben zu erfüllen, sind täglich mehr als 150 Großmaschinen im Einsatz, darunter zahlreiche schwere Bomag-Walzenzüge mit Spezialbandagen. "Denn das Einsparpotenzial gegenüber herkömmlichen Methoden ist, wie Feldtests des Unternehmens Bickhardt Bau ergeben haben, bei einem Bauvorhaben dieser Dimension erheblich", heißt. Der Hersteller stellt auch auf der NordBau aus, und zwar am Stand F-Nord-1556. Wenn Gerhard Mötzung aus dem Fenster seines Arbeitscontainers blickt, schaut er auf eines der ehrgeizigsten Erdbauprojekte hierzulande: den Neubau des Flughafens Kassel-Calden. Der Oberschachtmeister bei Bickhardt Bau koordiniert täglich den Einsatz von rund 150 Großmaschinen. Insgesamt 55 schwere Muldenkipper und fünf SKW kreuzen in hohem Tempo zwischen den 30 eingesetzten Baggern und hinterlassen an trockenen, heißen Tagen meterhohe Staubwolken. 18 schwere Planiergeräte teilen sich Baustellenabschnitte mit 22 Walzen, mit Bodenstabilisierern und mit zahlreichen weiteren Großmaschinen.Alles folgt einem ausgeklügelten Plan, denn: "Wir haben einen engen Zeitplan einzuhalten", sagt Mötzung. Dieses Jahr noch müssen die Erdbauarbeiten auf dem rund 200 ha großen Areal abgeschlossen sein. Dies entspricht in etwa der Fläche Monacos. Bis dahin wird die Arbeitsgemeinschaft, zu der neben Bickhardt Bau aus Kirchheim auch das ortsansässige Bauunternehmen Hermanns zählt, 5 Millionen m³ Erdmassen bewegt und verarbeitet haben. Die Topografie des Geländes erfordert es nämlich, einen Höhenunterschied von 26 m auszugleichen. Das heißt, bis zu 10 m Erdreich werden an der einen Stelle abgetragen, transportiert und an anderer Stelle bis zu 16 m hoch aufgetragen und verdichtet. Damit dabei nicht sprichwörtlich Zeit auf der Strecke bleibt, haben die Verantwortlichen des Bauunternehmens aus Kirchheim Bickhardt Bau schon im Vorfeld des Bauvorhabens jedes Einsparpotenzial geprüft.Projektleiter Fred Haschler: "Rund 20 Prozent des zu bearbeitenden Erdreichs besteht in Kassel-Calden aus horizontal geschichtetem Kalkstein. Der Rest setzt sich aus Löss zusammen." Bagger lösen den Kalkstein mit einer Körnung von 0400, ehe Bomag-Walzenzüge vom Typ BW 226 mit Felsbrecherbandagen das Gestein in wenigen Übergängen auf eine Körnung von 056 zerkleinern. "Bei maximal zehn Prozent erlaubtem Überkornanteil", ergänzt Haschler.Dafür hat Bickhardt Bau bereits in der Planungsphase ausführliche Feldversuche unternommen. "Wir wollten es genau wissen", so der erfahrene Bauingenieur. Auf einem Testfeld wurden Felsbrecherbandagen eingesetzt, die in drei Übergängen das geforderte Resultat erzielten und den Boden dabei zusätzlich vorverdichteten: "Auf den Einsatz von stationären Brecheranlagen konnten wir so verzichten." Einschließlich Transport und Abtransport des Gesteins zur Anlage bedeutet das eine Beschleunigung der erforderlichen Arbeitsmaßnahmen bei Einhaltung sämtlicher geforderter Qualitätskriterien.

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Beweissache: Feldstudien der Bickhardt Bau offenbarten große Einsparpotenziale beim Einsatz von Felsbrecherbandagen.

Auch bei der Verdichtung des Bodens setzen die ausführenden Unternehmen auf Bopparder Know-how. "Dank der eingesetzten Bomag-Walzenzüge mit Polygonbandagen können wir die optimale Verdichtung noch früher erzielen, als das mit anderen Bandagen zu schaffen wäre", so Projektleiter Fred Haschler und wird konkret: "Gegenüber Stampffußbandagen sparen wir 25 Prozent der Übergänge ein – und das bei 80 ha zu verdichtender Auftragsfläche. Das rechnet sich."Diese Leistung beruht auf der Wechselwirkung von Platte und Kante. Polygonbandagen zeichnen sich durch drei axial nebeneinander liegende Stahlmäntel aus, die laut Hersteller durch ihre Konstruktionsweise – pro Mantel insgesamt acht Platten – eine höhere Tiefenwirkung erzielen. "Doch mit bloßer Mechanik ist es dabei nicht getan", betont das Unternehmen aus Boppard: "Erst dank unseres Richtschwingers können Amplituden erreicht werden, die im Zusammenspiel mit Polygonbandagen eine tiefenwirksame Verdichtung erlauben." Dazu wird in Kassel-Calden der zerkleinerte Kalkstein zusammen mit dem Löss auf rund 65 cm aufgeschichtet. Kalk wird aufgeschüttet. Bomag-Bodenstabilisierer vom Typ MPH 125 des Subunternehmers Stetter fräsen in einem weiteren Arbeitsschritt den Kalk in den Boden, ehe die Aufschichtung auf 50 cm verdichtet wird. Das geschieht dort, wo das Höhenprofil die größten Unterschiede aufweist, in insgesamt 30 Lagen."Bis zu 50.000 m³ Erdreich verarbeiten wir täglich", fasst Fred Haschler zusammen. Das heißt abtragen, transportieren, aufschütten, stabilisieren und verdichten. Einer, der vom ersten Tag an auf der Baustelle als Walzenfahrer eingesetzt ist, ist Stefan Orlamünde. Der erfahrene Walzenfahrer zeigt sich langen Arbeitstagen zum Trotz angetan vom Umgang mit den Walzenzügen des Anbieters aus Boppard – an heißen Tagen nicht nur der Klimaanlage wegen."Ich kann mir den Fahrerstand so einrichten, wie ich ihn brauche", sagt Orlamünde. Das biete einen uneingeschränkten Blick auf das Arbeitsumfeld der Maschine und schaffe ein hohes Maß an Ergonomie. Und die Bedienung? "Kinderleicht." Das sind gute Voraussetzungen für ein ermüdungsfreies Arbeiten und hohe Verdichtungsqualität. Die hat der 34-Jährige übrigens permanent im Blick. Denn Variocontrol hält den Fahrer auf dem Laufenden und regelt automatisch den für die gute Verdichtung erforderlichen Energiebedarf. Das System zeigt an, zu welchem Zeitpunkt die maximale Verdichtung erreicht ist. Unnötige Übergänge werden eingespart.Das bestätigen auch die 2500 Lastplattendruckversuche. Sie zeichnen ein nahezu lückenloses Qualitätsbild. 100 Prozent Proctordichte im Kerndamm, der späteren Landebahn, und 98 Prozent Proctordichte im Randdamm. "Punktlandung", sagt Orlamünde, und steuert mit seinem 26-t-Walzenzug die nächste Aufschüttung an.

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