Haus und Natur im Einklang

Traditionelles Bauen und Hightech-Mauerwerk ergänzen sich gut

Unipor Mauerwerksbau
Das monolithische Einfamilienhaus im bayerischen Schliersee entspricht äußerlich der regional typischen Architektur. Der Bauherr setzte mit massivem Unipor-Ziegelmauerwerk ebenfalls auf eine in der Region beliebte Lösung. Foto: Michael Naumann

Schliersee (ABZ). – Der Schliersee lebt vorwiegend vom Tourismus. Damit dies auch so bleibt, wurde von der Gemeinde eine strenge Gestaltungssatzung ausgearbeitet: die "Heilige Schrift" für alle Architekten, die rund um den Schliersee bauen. Strikte Vorgaben etwa zur Fensterteilung sowie Dachform und -neigung geben dem gleichnamigen Ort Schliersee ein einheitliches Erscheinungsbild. Auch der von Bauherr Michael Pötzinger beauftragte ortsansässige Architekt Philipp Krogoll hatte bei der Planung des Einfamilienhauses diese Satzung stets vor Augen, doch er zeigte: Die örtlichen Vorgaben verhindern gute Architektur nicht. Drei Bauwerke in Schliersee bilden ein stimmiges Ensemble. Dies sind der denkmalgeschützte Lohnkutscherhof, eine kleine vorgesetzte Garage und das neue Einfamilienhaus. Vom naheliegenden Ufer getrennt wird das Grundstück durch die Seestraße, eine im Sommer beliebte Ausweichroute in den Süden. Haus und Garage sind auf dem leicht ansteigenden Grundstück konsequent auf den See ausgerichtet. Giebelständig zur Gemeindestraße kommt zuerst die Garage, dann das langgestreckte Wohnhaus mit flachgeneigtem Dach.

Üblicherweise wird in Oberbayern das Obergeschoss in Holzständerbauweise aufgesetzt. Dies sieht auch beim Wohnhaus in Schliersee so aus. Doch warum sollte auf die Vorteile des Ziegels verzichtet werden, fragten sich Bauherr und Architekt. Das Mauerwerk wurde also bis an das Dachgebälk herangeführt und außen mit einer Lärchenverschalung verkleidet. So überführt Krogoll die im Alpenvorland traditionelle Bauweise – unten gemauert, Obergeschoss und angesetzte Scheune in Holzbau – in zeitgenössische Architektur. Auch in der Struktur ist man Bewährtem treugeblieben: Stube und Küche sind zusammengefasst und bilden das Herzstück des Hauses.

Mit dieser Übereinstimmung endet aber auch schon die Tradition. Alle Räume sind lichtdurchflutet, mit Blick auf den See. Ein durchgesteckter offener Grundriss bildet das Erdgeschoss. Man tritt hinten ein, legt die Jacke ab und blickt durch eine großflächige Verglasung über die leicht nach unten terrassierte Küche, den Essbereich, das anschließende Wohnzimmer sowie die vorgesetzte Terrasse direkt auf den See. Alle Bereiche sind stimmig zueinander ausgeführt. Bündig gesetzte Einbauschränke, bis zu 6 m lange Eichendielen, eine Kücheninsel in Schwarzstahl, ein schlichter Esstisch mit massiver Eichenplatte und die modernen Beleuchtungen zeigen: Architekt und Bauherr sprechen die gleiche Sprache. Das gesamte Arrangement wirkt locker zusammengewürfelt und weit ab von unwohnlichem Architektendesign.

Für den Architekten war es ein Glücksfall, dass Bauherr Michael Pötzinger als Bauunternehmer ein Mann vom Fach ist und auch in Punkto Ökologie, Energieeffizienz sowie Bauqualität die Auffassung des Planers teilte. Nur wenig ist in Stahlbeton ausgeführt. Ziegel und Holz dominieren. Der See bestimmt den Grundwasserspiegel, welcher permanent 50 cm über der Bodenplatte liegt. Das komplette Kellergeschoss ist deshalb als schwarze wasserdichte Stahlbetonwanne mit druckfesten wasserdichten Kellerfenstern ausgeführt. Ein von der Bodenplatte aus durchgestecktes, längs liegendes Stahlbetonschwert endet im Obergeschoss als Treppenbrüstung, verankert die einläufigen Treppen und gibt dem Gebäude die statisch erforderliche Windsteife. Damit endete im Wesentlichen der Einsatz von Stahlbeton, der Rest ist in Ziegel ausgeführt. Die Kellerwände als tragende Konstruktion entsprechen mit einer Stärke von 24 cm dem gehobenen Standard im Wohnungsbau. Im Erdgeschoss selbst finden sich nur zwei kleinere Ziegelwände. Im Obergeschoss dagegen deutlich mehr: Kinderzimmer, Schlafzimmer sowie die Bäder – alle Räume werden ausschließlich von Ziegelmauerwerk voneinander getrennt, nichttragend, in einer Stärke von 11,5 cm. Trockenbau sucht man hier vergebens. Dies alles mit Mauerziegeln von Unipor auszuführen war nicht zwingend, aber da auch das Außenmauerwerk aus diesem Baustoff besteht, blieb man im System. Für das Außenmauerwerk gab es durchaus gewichtige Argumente.

Die energetische Optimierung war ein wesentlicher Bestandteil der Planung und bestimmte neben der Ausrichtung des Baukörpers sowie dem Heizungskonzept besonders die Ausführung der Außenwände. Klar war, dass ein WDV-System nicht zur Diskussion stand. Architekt und Bauherr bevorzugten ein monolithisch aufgebautes Außenmauerwerk, welches sie als in etwa kostengleich zu einem WDV-System einstuften. So die langjährige Erfahrung. Abgesehen vom ökologischen Aspekt sind sie zudem Befürworter von Kalkputzen und hierfür bietet der Mauerziegel mit seiner feuchteadaptiven Eigenschaft einen guten Putzuntergrund.

Mit dem "Unipor WS08 Coriso" erreicht das ausgeführte Außenmauerwerk bei einer Stärke von 36,5 cm zuzüglich dem Innen- und Außenputz einen U-Wert von 0,2 W/(m²K). Ermöglicht wird dieser sehr gute energetische Wert durch eine abgestimmte Mixtur des Ziegelrohstoffes sowie dem mäandrierenden Verlauf der Ziegelstege. Zweiterer vergrößert rechnerisch den für den Wärmedurchgang relevanten Querschnitt des Ziegels.

Die Hohlkammer-Verfüllung mit rein mineralischem Dämmstoff sorgt zudem für eine weitere energetische Optimierung und verbessert die Schallschutzeigenschaften des Mauerziegels deutlich. Dreifachverglasungen aller Fenster sowie wärmegedämmte Ziegelstürze sind weitere energetische Maßnahmen.

Dem Architekten zunächst nicht bekannt waren die vom Bauunternehmen Stadler aus Schliersee genutzten Mörtelpads von Maxit zur Mauerwerkserstellung. Dies zeigt, dass selbst Experten Mühe haben, in ihrer knapp bemessenen Zeit aus dem großen Angebot von Neuheiten Innovationen herauszufiltern. Die Mörtelpads – bereits seit 2015 auf dem Markt – werden von Unipor als Komplettsystem angeboten. Die industriell vorgefertigten Mörtelplatten werden trocken auf das plangeschliffene Mauerwerk aufgelegt. Nachdem Wasser aufgetragen wird, entsteht eine 1 bis 3 mm dünne, vollflächige Mörtelfuge. Der Abbindevorgang erfolgt analog zu herkömmlichen mineralischen Mauermörteln, sodass am Ende vergleichbare bautechnische Werte erzielt werden – das überzeugte auch den Planer. Zudem ist die Mauerung mit Pads eine saubere Sache. Anmischen von Mörtel und Schleppen von Mörtelwannen entfällt. Der Großteil der Fensterflächen des Einfamilienhauses wurde nach Süden ausgerichtet und senkt so – zusammen mit der Dreifachverglasung – den Heizenergiebedarf erheblich. Eine Pelletheizung liefert bis zu 7 kW Heizleistung: Die gleiche Energie kann über eine auf dem Dach platzierte Photovoltaikanlage zugesteuert werden.

Wegen der schlechten Speicherbarkeit des warmen Wassers für eine spätere Nutzung setzten Architekt und Bauherr auf eine leistungsfähige Photovoltaik- statt einer Solarthermie-Anlage. Auf dieser Weise ließ sich die Kosteneffizienz noch einmal steigern, wie das Architekturbüro Krogoll aus Erfahrung wusste. Sobald die Sonnenenergie höher als 3 kW sowie der Eigenverbrauch ausreichend gedeckt ist, leiten zwei Heizschwerter die überschüssige Leistung in einen Wasserboiler. Etwaige noch verbleibende Restüberschüsse werden in das öffentliche Netz eingespeist. Bei einer Wohnfläche von 176 m² und einem wegen des langgestreckten Baukörpers nicht ganz optimalem A/V-Wertes (Verhältnis von Außenhülle zu Raumvolumen) ist ein energetischer Restüberschuss nicht unbedingt Standard. Dass dieser doch entsteht, zeigt: Gutes Außenmauerwerk rechnet sich immer, spätestens wenn der Winter hereinbricht. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können Bauherr und Familie ganz entspannt von der zum See vorgelagerten Terrasse den Sonnenuntergang am Schliersee genießen. Dies geht besonders gut, weil der Bauherr die Idee hatte, die Giebel der vorgestellten Garage komplett zu verglasen. Eine Idee, die auch den Architekten überzeugte.

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