Historischen Sammler saniert

Liner baut Druck gegen Grundwasser auf

Resinnovation Verbautechnik
Ein 225 m langer und 16 t schwerer Liner wartet gut gekühlt auf seinen Einbau. Foto: resinnovation

HANNOVER (ABZ). - Der Mischwassersammler Hindenburgstraße gehört zu den ältesten Abwasserkanälen der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Im Vorfeld einer umfangreichen Straßenbaumaßnahme begannen im Herbst 2013 die Arbeiten zur Sanierung des rund 1 km langen Sammlers. Das vom Ingenieurbüro Hellriegel, Hannover, entwickelte Sanierungskonzept sah die Renovation per Schlauchlining vor; nach öffentlicher Ausschreibung kam bei dem Projekt letztlich die Aarsleff Rohrsanierung GmbH mit ihrem Warmwasserhärtenden-Verfahren zum Zuge.In Jahre 1894, so steht es in den Plänen, wurde in der Hindenburgstraße einer der ersten Sammelkanäle des heute rund 2500 km langen Hannoveraner Abwassernetzes gebaut, der auch nach 120 Jahren noch seinen Dienst tut. Jedoch nicht, ohne dass der Dauerbetrieb Spuren an dem Kanal hinterlassen hätte, dessen Nennweite von Steinzeugrohren DN 250 bis zum gemauerten Eiprofil 866/1300 reicht.Routinemäßige TV-Inspektionen hatten den Sammler bereits als Sanierungsfall identifiziert. Schäden aller Art bis hin zu Deformationen in einem begehbaren Abschnitt wurden dabei dokumentiert und im Rahmen der ingenieurtechnischen Sanierungsplanung durch das Ingenieurbüro Hellriegel in den Altrohrzustand 2 bzw. 3 nach DWA M 127/2 eingestuft. Als für 2013/14 ein kompletter Neuaufbau der Fahrbahn der Hindenburgstraße (einschließlich Rückbau des Gleiskörpers einer ehemaligen Stadtbahntrasse) anstand, wurde der Kanal jedoch von einem latenten zum akuten Problem.Die Vorgaben, die das Ingenieurbüro von Rüdiger Stapf, dem Leiter Kanalsanierung bei der Stadtentwässerung, bekam, waren anspruchsvoll. Einerseits galt es, den offenen Neubau zu vermeiden, da die hierfür monatelang notwendige Grundwasserabsenkung schwere Schäden im unmittelbar benachbarten Hannoveraner Stadtwald, der Eilenriede, hätte hervorrufen können. Andererseits musste der Kanal unbedingt noch vor Beginn der Straßenbauarbeiten auf 1 km Länge so weit ertüchtig werden, dass er weitere 50 Jahre seinen Dienst tun kann. Um dabei aber nicht die hydraulische Kapazität des Sammlers entscheidend zu verringern, entschied man sich im Sanierungskonzept für eine Renovation mit der Schlauchlining-Technologie – und hier im Detail wiederum für die Warmwasserhärtende Verfahrensvariante.Mit Ausschlag gebend für diese Entscheidung war der teils massive Grundwassereintritt in den undichten Kanal. Umfangreiche Injektionsmaßnahmen zur Abdichtung gegen Grundwassereintritt wollte man vermeiden – der erforderliche Arbeitsgang wäre eine technisch und wirtschaftlich unkalkulierbare Größe gewesen – und zudem ein Risiko für den, angesichts der oberirdischen Maßnahmen, ohnehin sensiblen Bauzeitplan. Also sollten Synthesefaser-Schlauchliner mit – gegenüber den statischen Erfordernissen quasi "überdimensionierten" Wandstärken per Wasserdruck eingebaut werden – die das infiltrierende Grundwasser verdrängen bzw. draußen halten würden. Genau dies ist eine Stärke des in der Hindenburgstraße zum Einsatz kommenden Verfahrens: Der mit thermoreaktivem UP-Harz getränkte mehrlagige Synthesefaserliner wird im Inversionsverfahren von einer über dem Schacht stehenden Wassersäule in den Kanal eingekrempelt und drückt dabei vorhandenes Restwasser vor sich her in Richtung Haltungsende. Somit wird die mechanische Belastung des Altrohres während des Einbaus auf ein Minimum reduziert. Gegen den formschlüssig an der Wand liegenden Liner hat auch das jenseits des Kanals anstehende Grundwasser keine Chance mehr einzudringen. Insgesamt elf Einzel-Inversionen in Längen bis zu 225 m waren letztlich notwendig, um den Sammler in der Hindenburgstraße für die anstehenden Baumaßnahmen fit zu machen.Bei diesem Projekt wurden 1022 m Liner der resinnovation GmbH, Rülzheim, erfolgreich eingebaut. Die spektakulärste Installation des Projektes fand im November des vergangenen Jahres statt, als ein Eiprofil 1100/733 über 225 m Länge saniert wurde. Der dabei eingebaute Liner war 23 mm dick und wog 16 t. Das Gesamtgewicht des Sondertransportes lag bei 54 t, inklusive Transportkiste und Eis, in welches der Liner während der Anlieferung verpackt war, um eine vorzeitige Härtung zu vermeiden. Mit Hilfe eines hydraulisch betriebenen Förderbandes und mit einem hydrostatischem Wasserdruck von 5 m Wassersäule wurde der Schlauchliner in den Kanal gekrempelt, formschlüssig an das Altrohr gepresst und ausgehärtet. Die Dauer des Aufheiz-, Halte- und Abkühlprozesses gemäß Verfahrenshandbuch betrug insgesamt 48 Stunden. Für die Bereitstellung der notwendigen Energie wurde eine zusätzliche mobile Heizanlage in den Heißwasserkreislauf integriert.Vor dem Einbau der Liner waren allerdings umfangreiche Vorarbeiten in der Form notwendig, dass dicke Kalksinterkrusten entfernt werden mussten, die der jahrzehntelange Grundwasserzufluss an den Wänden aufgebaut hatte. Des Weiteren wurden rund 20 Anschlussleitungen offen erneuert, die nach Installation der Hauptkanal-Liner von innen her wieder angebunden wurden. Bei der vorangehenden Inspektion der Anschlüsse wurden systematisch "tote" Anschlüsse identifiziert. Die allein dadurch entstehenden Einsparungen, dass diese nach der Sanierung nicht wieder angeschlossen werden müssen, bezeichnet Rüdiger Stapf als durchaus erheblich. Vor allem aber wurden sämtliche Schächte im Verlauf der Trasse abgebrochen und durch Neubauten ersetzt; das erleichterte im Nachgang den Einbau vor allem der großkalibrigen Liner.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Ingenieur (m/w/d) der Richtung Bauingenieurwesen..., Nordenham  ansehen
Fachkraft (m/w/d) für die technische..., Pullach im Isartal  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Gebrauchtmaschinen Angebote

DBMB - Die Baumaschinen Börse
DBMB - Die Baumaschinen Börse

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen