Hochhaus

Holz-Beton-Hybridbau mit 24 Geschossen entsteht in Wien

Beton
Die Fenster wurden in Wandelemente aus Brettsperrholz eingefügt, bevor Generalunternehmer Handler die Endmontage des kompletten Fassadenaufbaus übernahm. Foto: Thomas Lerch/cetus/Edgetech

Wien/Österreich (ABZ). – Das Wiener Architektenbüro Rüdiger Lainer und Partner hat den Holz-Beton-Hybrid entworfen. Unter anderem waren auch das Unternehmen Edgetech und die Petschenig glastec GmbH am Bau des HoHo beteiligt. Das HoHo Wien ist nicht nur eines der höchsten Holzhäuser der Welt. Es gilt auch als Leuchtturmprojekt für nachhaltigen Holzbau und wird in Kürze fertiggestellt.

Der dreiteilige Hauptkomplex besteht aus einem 84 m hohen Turm mit 24 Geschossen. Zwei weitere Türme mit 15 und neun Geschossen sind angedockt. Dadurch würden sich die einzelnen Komplexe gegenseitig stützen, so die Planer und Ausführenden. Auch das sechsgeschossige Nebengebäude "HoHo Next" gehört mit zum Wiener Bauprojekt. Auf 19 500 m² Mietfläche entstehen ein Hotel, Restaurants, Büros, Service-Apartments und ein Fitnessbereich.

Das Holz-Beton-Hybrid-Gebäude hat, aus Brandschutzgründen, einen massiven Stahlbetonkern, in dem sich Treppenhaus, Aufzüge und Versorgungsschächte befinden. Um den Betonkern herum haben die Verantwortlichen seriell vorgefertigte Massivholzkonstruktionen angeordnet. Wegen der einzuhaltenden Brandschutzauflagen wurde die Holzfassade zusätzlich mit Eternitplatten aus natürlichen Rohstoffen verschalt. Die Wand- und Deckenelemente aus Fichtenholz blieben im Inneren unverkleidet.

Das HoHo Wien besteht ab dem Erdgeschoss zu fast 74 % aus Holzbauteilen. Laut Caroline Palfy, Projektentwicklerin und Geschäftsführerin der cetus Baudevelopment GmbH, spare es dadurch, gegenüber einem konventionell errichteten Gebäude derselben Nutzungsart und Größe, 2800 t CO2-Äquivalente ein. Auch die kurzen Transportwege tragen zu einer nachhaltigeren Umweltbilanz bei. Denn das Holz stammt ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten, heimischen Wäldern. Das ist eine der Voraussetzungen für die LEED-Zertifizierung in Gold, mit der das HoHo ausgezeichnet wurde. "Der gesamte Holzverbrauch für das HoHo Wien wächst in nur einer Stunde und 17 Minuten in österreichischen Wäldern nach", so Palfy. "Von den in Österreich jährlich nachwachsenden 30 Millionen Kubikmetern Holz werden 26 Millionen Kubikmeter genutzt. Die restlichen 4 Millionen Kubikmeter verbleiben im Wald und vergrößern stetig den Holzvorrat. Das bedeutet, dass in jeder Sekunde 1 m³ Holz nachwächst."

Für die Planung des HoHo-Innenraums sahen die verantwortlichen Architekten ursprünglich raumhohe, zweiflügelige Fensterelemente vor. Doch aufgrund der statischen Anforderungen an Schlagregendichtigkeit und Windfestigkeit musste umgedacht werden. Der Fensterbauer Katzbeck entwickelte daraufhin in Zusammenarbeit mit Holzforschung Austria eine Lösung aus zweiflügeligen Fichtenholz-Aluminiumfenstern mit Pfosten, Absturzsicherung und geteilter Unterlichte. Um die Fassaden zu gestalten, lieferte die Petschenig glastec GmbH rund 1100 Dreifach-Wärmeschutzglaseinheiten mit UNIGLAS Top pure FLS. Für einen guten Schallschutz verbauten die Arbeiter für die außenliegende Scheibe Verbund-sicherheitsglas. Für die Innere verwendeten sie Einscheibensicherheitsglas. Als Warme Kante wählte Hanspeter Petschenig das Super-Spacer-Produkt T-Spacer Premium Plus. Die Isolierverglasung erreiche damit einen Ug-Wert von 0,5 W/m²K. Der Glasrandverbund hat laut Petschenig einen Psi-Wert von 0,033 W/mK. Der Uw-Wert für das gesamte Fenster beträgt 0,78 W/m²K, wobei der Gesamtenergiedurchlassgrad bei 49 % liegt.

Der nächste Vorfertigungsschritt erfolgte bei der Firma Hasslacher Norica Timber. Dort fügten die Mitarbeiter des Unternehmens die Fenster in die Wandelemente aus Brettsperrholz ein, bevor Generalunternehmer Handler die Endmontage des kompletten Fassadenaufbaus übernahm. Just in time wurden die Wandelemente angeliefert, mit dem Kran hochgezogen und montiert. Der U-Wert von 0,182 W/m²K der mit Eternit verkleideten, opaken Wandelemente spreche zusätzlich für die guten Wärmedämmeigenschaften des Gebäudes, so die verantwortlichen Unternehmen.

Auftrieb erhält der Holzhochhausbau derzeit durch intelligente Fertigteil-Baukastensysteme. Auch das modulare Konstruktionsprinzip des HoHo Wien gestaltete sich als denkbar einfach. Für den Bau wurden einige wenige Massivholzbauteile verwendet, die kurze Bauzeiten ermöglichten. Vorteilhaft sei zudem gewesen, dass die Teile witterungsunabhängig seriell vorgefertigt werden konnten. Die Tragwerksplaner von RWT Plus unter der Leitung von Richard Woschitz entwickelten speziell für das Hoho Wien einen Systemknoten, der die vorgefertigten Elemente Holz-Beton-Verbunddecke, Holzsäule, Unterzug und Wandelement formschlüssig zusammenfügt. Dies sei weitestgehend ohne metallische Verbindungen geschehen, denn Schweißarbeiten würden sich in einem Holzhaus quasi von selbst verbieten, so RWT Plus. Nach Fertigstellung der Konstruktion bestätigte die Holzforschung Austria, dass sowohl Fensterkonstruktionen als auch Wandelemente des HoHo Windlasten von 4425 Pa ohne Schwierigkeiten standhalten.

"Die Frage, ob man einen thermisch getrennten Fenster-Randverbund, also eine Warme Kante verbauen soll, stellt sich bei einem Nachhaltigkeitsprojekt wie dem Hoho Wien nicht", sagt Petschenig. "So geringe Wärmedurchlasswerte wie im HoHo Wien lassen sich auf andere Weise nicht erreichen." Der dichte Randverbund reduziere zusammen mit dem flexiblen Material auf Basis von Silikonschaum zudem die Belastung durch Pumpeffekte. Spannungsrisse der Dichtung seien nahezu ausgeschlossen. "Das HoHo Wien ist wegweisend bei Energieeffizienz und Ressourcenoptimierung. Wir sind stolz, mit unserem Edgetech-Super-Spacer einen Beitrag leisten zu können", sagt Joachim Stoß, Geschäftsführer der Edgetech Europe GmbH und Vice President International Sales bei Quanex.

Für die Isolierglasfertigung böten flexible Spacer aber auch kostentechnische Vorteile. Bei der Petschenig glastec GmbH in Leopoldsdorf werden die Super-Spacer-Abstandhalter robotergesteuert und millimetergenau von der Rolle appliziert. "Unsere automatisierte Isolierglaslinie garantiert, dass wir termingerecht und wirtschaftlich produzieren können", so Geschäftsführer Petschenig.

Derzeit setzen Planende vermehrt auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz, um den CO2-Ausstoß in der Baubranche zu senken. Zum einen ist Holz ein natürlicher Kohlendioxid-Speicher. Darüber hinaus wird bei der Verarbeitung deutlich weniger Energie benötigt, als bei der Herstellung von Zement und Stahlbeton. Nachhaltig angebaut und wiederverwertbar, ist Holz ein wertvolles Rohstoffdepot.

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