Hohe Anforderungen an den Innenausbau gestellt

Spezielle Akustikdecken für "Schnellbauschule" verwendet

Baustoffe
Ein Modul wird "eingeflogen": Die einzelnen Elemente werden montiert. Foto: Thomas Mayer

Berlin-Mahlsdorf (ABZ). – Das Architekturbüro NKBAK aus Frankfurt am Main konzipierte für das Land Berlin den Neubau der integrierten Sekundarschule in Berlin-Mahlsdorf. Mithilfe modularer Holzbauweise mit vorgefertigten Raumeinheiten wurde nicht nur CO2 eingespart, sondern auch Bauzeit. Innerhalb eines Jahres wurde die erste Berliner Schnellbauschule fertiggestellt und im August 2019 eröffnet. Besonders hohen Wert wurde dabei auf den Innenausbau und die Raumakustik gelegt. Die Baukosten betrugen insgesamt 34,8 Millionen Euro.

Bereits in der Planungsphase wurde neben der Gebäudesicherheit und dem Brandschutz auch an moderne pädagogische Bedürfnisse von Lehrern und Schülern gedacht. Eine zentrale Rolle für einen stressfreien und ruhigen Unterricht spielte dabei die Raumakustik. Deckenplatten für pädagogische Einrichtungen müssen gleich mehrere Kriterien erfüllen: Sie sollten optisch gut aussehen, gute Schallabsorptionswerte aufweisen, aus nicht gesundheitsgefährdenden, natürlichen Rohstoffen bestehen sowie möglichst nichtbrennbar und ballwurfsicher sein.

Im Fall der Berliner Sekundarschule, die ausdrücklich in Holzbauweise erstellt werden sollte, haben die NKBAK-Architekten diese Anforderung auch hinsichtlich der Ausbaumaterialien ernst genommen und Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL-Platten) für die akustische Deckenbekleidung ausgeschrieben. Den Zuschlag für die Lieferung der Akustikplatten bekam die Fibrolith Dämmstoffe GmbH aus Kempenich. Dadurch konnten 100 % der Deckenflächen mit den Holzwolleplatten aus der Eifel bekleidet werden. Dies entspricht 8290 m² in der Schule und zusätzlich 1600 m² in der Sporthalle.

Durch zunehmenden Ganztagesunterricht und Inklusion geht es bei der Akustik nicht nur um eine angenehme Lernatmosphäre, sondern auch um die Minimierung von Gesundheitsgefährdungen. Dazu sind Arbeitgeber und Träger von Schulen gesetzlich verpflichtet. Die Belastung durch Lärm für Lehrkräfte und Schüler wurde lange Zeit unterschätzt. In der Diskussion um die Bildungsqualität müssen auch die baulichen Bedingungen berücksichtigt werden. Neben einer gesundheitsförderlichen Struktur und Organisation der Schule sowie wirksamen pädagogischen Fördermaßnahmen, ist für eine sinnvolle Lärmprävention beziehungsweise -reduzierung die Raumakustik entscheidend. Die durchschnittlich gemessenen Lärmpegel in Bildungsstätten lassen zwar keine dauerhaften Gehörschäden befürchten, stören jedoch die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen und damit die Leistungsfähigkeit nicht nur der Schüler.

Angesichts schwindender Rohstoffe, wie zum Beispiel Sand für Beton sowie dem gesellschaftlichen Wandel bezüglich des Themas Klimaschutz, hat sich die Modulbauweise aus Holz als wirtschaftlich, zeitsparend, nachhaltig und qualitativ sicher etabliert. Den Zuschlag für den Bau der integrierten Sekundarschule Mahlsdorf bekam die Kaufmann Bausysteme GmbH aus dem Vorarlberg. Nun darf man sich selbstverständlich die berechtigte Frage stellen, ob es wirtschaftlich und vor allem klimafreundlich ist, fertig montierte, voluminöse Raummodule (quasi 12 m³ Luft), auf einzelnen Lkw von Österreich quer durch ganz Deutschland zu transportieren? Nein, natürlich nicht! Hier konnte die werkseitige Vorfertigung der Modulbauweise ihre volle Stärke ausspielen: Die Raumsysteme aus Massivholz wurden zerlegt nach Berlin transportiert. In einer Montagehalle konnten die Module dann bis zu 90 % für die Baustelle vorgefertigt werden. Diese "Serienproduktion" in trockener, warmer und witterungsunabhängiger Umgebung ist Unternehmensangaben zufolge nicht nur für die Handwerker sehr angenehm, sie sorge auch für eine bessere Ausführungsqualität und eine höhere Produktivität. Die serielle Vorfertigung sowie die Just-in-Time-Anlieferung und Montage auf der Baustelle von bis zu zehn Modulen am Tag, sorgten letztendlich dafür, dass der Unterricht für insgesamt 550 Schüler bereits ein Jahr nach der Grundsteinlegung beginnen konnte. Auch die Holzwolleplatten von Fibrolith wurden bereits in der Montagehalle an die Decken der einzelnen Module montiert.

Bei den mineralisch gebundenen Holzwolleplatten aus superfeiner Holzwolle (1 mm) mit der Produktbezeichnung "Fibro-Kustik Barcelona", handelt es sich um Akustikplatten nach DIN EN 13168 (WW DI dm/WI dm) im Format 1200 x 600 x 25 mm. Die HWL-Platten sind ballwurfsicher und wurden mit dem "Blauen Engel" sowie dem "PEFC-Siegel" ausgezeichnet. Optional sind sie zusätzlich mit raumluftreinigender Wirkung zu haben. Die photokatalytische Beschichtung "PURE GENIUS" kann der Raumluft Schadgase entziehen. Sie ist laut Fibrolith eine Weltneuheit im Bereich der Holzwolle-Leichtbauplatten. Da für die Berliner Schule keine raumluftreinigenden Holzwolleplatten ausgeschrieben waren, kamen sie bei diesem Projekt nicht zum Einsatz.

Für eine helle und freundliche Atmosphäre wurden in den "Verkehrsflächen" wie den Fluren oder der dreigeschossigen Eingangshalle sowie in den Klassenräumen, weiße Holzwolleplatten eingesetzt. In der Sporthalle kamen Platten in "Natur-Optik" zum Einsatz. In den "Chillout"-Nischen und den Fluchttreppenhäusern setzten die Planer hingegen farbige Akustikplatten ein. Dahinter steht die Idee, den Schülern eine Art Wegeleitsystem zur Orientierung in dem 128 m langen Schulgebäude zu bieten. Deswegen wurden alle fünf Fluchttreppenhäuser mit den dazugehörigen Nischen jeweils durchgängig in einer individuellen Farbe gestaltet – vom Boden über die Wände bis zur Decke. Wenn sich die Schüler innerhalb der Schule verabreden, heißt es jetzt wahrscheinlich: "Wir treffen uns in Rot!" Zudem sollen die farbigen Aufenthaltsnischen laut den Architekten eine "cosy" – also gemütliche – Atmosphäre zum "Chillen" schaffen. Die Holzwolleplatten wurden übrigens nicht erst nachträglich mit Farbe versehen, sondern bereits werkseitig bei Fibrolith gespritzt. Laut Herstellerangaben sind die HWL-Platten in sämtlichen RAL- und NCS-Farben lieferbar. Neuerdings bietet das Unternehmen seinen Kunden sogar bedruckte Platten mit individuellen Fotomotiven, Grafiken oder Schriftzügen an.

"Auch wenn Holzwolleplatten bei dem ein oder anderen noch ein leichtes Naserümpfen auslösen, sind sie ein absolut ehrliches Produkt. Die Platten sind hoch effektiv und man sieht förmlich, wie das Material Holzwolle funktioniert", so Andreas Krawczyk, Gründer von NKBAK-Architekten. "Die Schüler haben uns berichtet, dass sie mit den Deckenplatten hochzufrieden sind. Nicht nur mit deren Optik, sondern vor allem wegen der angenehmen Raumakustik in der Schule", fügt seine Geschäftspartnerin Nicole Kerstin Berganski hinzu.

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