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Rotationstechnik: Wie man den richtigen Dreh raus bekommt

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Mit dem Drehantrieb RotoTop können alle Anbaugeräte betrieben werden. Fotos: Holp

Murrhardt (ABZ). – Tilt, Tiltrotator oder Rotation? Was ist wann die bessere Lösung? Um diese Fragen richtig zu beantworten, müssen verschiedene Aspekte betrachtet werden, weiß Günter Holp, Geschäftsführer des Anbaugeräteherstellers Holp. U. a. komme es auf die Arbeitsschwerpunkte, die Beanspruchung und den Aufbau des jeweiligen Geräts an. Vor allem sollten Kunden das Handling und die Arbeitserleichterung vor dem Kauf selbst testen. Bevor eine Investitionsentscheidung getroffen wird, sollten sie sich fragen, wie flexibel der Bagger überhaupt ausgerüstet sein muss, so Holp. Je nach Gewerk falle die Antwort sehr unterschiedlich aus. Beim Erdbau komme es bspw. auf einen möglichst geringen Kraftverlust an. Bei anderen Gewerken wie z. B. beim Freischneiden von Bäumen spiele dies wiederum keine große Rolle. Meist würden die Bagger flexibel eingesetzt, so dass das eine wie auch das andere Gewerk mit nur einer Maschine bewerkstelligt werden muss. Beim Kanalbau fielen hingegen Arbeiten an, für die volle Leistung benötigt werde, während im nächsten Moment wieder max. Flexibilität gefragt sei. Deshalb kämen immer wieder gerne sog. Sandwich-Geräte ins Gespräch, die laut Holp ihre ganz eigene Probleme mit sich bringen würden. Der Tilt ist laut Holp v. a. bei den Kompaktmaschinen weit verbreitet. "Er kann etwas mehr als der altbekannte Schwenklöffel, der meist den Schnellwechsler um 60° bis 90° schwenken kann", erklärt Holp. Mit seinem Anbau wachse die Bauhöhe, was jedoch gerade bei kleinen Maschinen zu einem nicht unerheblichen Kraftverlust führe. Der Tiltrotator sei unbestritten am flexibelsten, sagt Holp. Zum Nachteil werde ihm seine Bauhöhe und sein Gewicht, was ein Minus in Punkto Standsicherheit, Reißkraft und Hubleistung mit sich bringe. Die Rotation vereine schließlich hohe Flexibilität mit niedriger Bauhöhe. Mit dieser Technik erreicht der Anwender laut Holp 90 bis 95 % der Möglichkeiten eines Tiltrotators und verliere im Vergleich zu den anderen Techniken nur minimal an Reißkraft, wobei das Gewicht nahezu identisch mit den Tiltsystemen sei.

Ein wichtiger Aspekt, den es zu bedenken gelte, sei auch, wie gut sich der Baggerfahrer auf die jeweilige Arbeitstechnik einstellen kann. Den Umgang mit dem Tilt kenne der Anwender meist schon durch das Arbeiten mit dem Schwenklöffel, weiß Holp zu berichten. Der Tiltrotator biete durch seine zwei zusätzlichen Bewegungsachsen fast schon zu viele Möglichkeiten. Genau das sei ein Problem für so manchen Baggerfahrer. Um die vielen Bewegungsabläufe wirtschaftlich einsetzen zu können, müsse der "Rechner" des Maschinisten am Anfang Höchstleistung vollbringen. Deshalb dauere es mehrere Wochen, bis sich der Baggerfahrer das entsprechende Know how angeeignet habe und die Arbeitsabläufe zur Routine werden. Der Umgang mit der Rotation sei eine etwas größere Umstellung als mit dem Tilt, bedingt durch den Umstand, dass auch hier eine Bewegungsachse dazu kommt. Das Handling sei trotzdem immer noch wesentlich leichter zu erlernen als beim Tiltrotator, der zwei zusätzliche Achsen zur Verfügung hat.

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Weniger Handarbeit und eine enorme Flexibilität machen den Drehantrieb immer beliebter.

Einschränkungen der Hubkraft müssen laut Holp ebenfalls in Betracht gezogen werden. Das Eigengewicht des jeweiligen Gerätes gehe direkt in die Hubkraft ein. Zudem entsteht durch die zusätzliche Bauhöhe ein längerer Hebel, der weitere Nachteile mit sich bringe, sich aber positiv auf die Reichweite auswirke. Ein Nachteil für den Baggerfahrer sei, dass durch den längeren Hebel der Löffelzylinder an seine Grenzen kommen könne und somit ein "schwammiges Gefühl" zur Löffelschneide entstehe, was beim Profilieren nachteilig sei. Wie verhält sich die Bauhöhe in der entsprechenden Baggerklasse? Hier gibt es laut Holp eine einfache Faustformel, die man bei fast allen Baggerklassen anwenden könne: Der Tilt mache zwei Baggerklassen aus, die Rotation eine und der Tiltrotator in der Summe drei Baggerklassen. Dies bedeute, dass der Bagger in Bezug auf Losbrech- und Reißkraft sowie Hubleistung in die jeweilige Baggerklasse neu eingestuft werden müsse.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Betriebssicherheit? Holp verweist in diesem Zusammenhang v. a. auf die jeweilige Schlauchführung. Ist sie "auf" oder "direkt" am Baggerstiel? Müssen große Schlaufen verlegt werden, die die Sicht einschränken? Kann sich der Fahrer voll auf seine Arbeit konzentrieren oder muss er auf überstehende Teile achten? Hat der Maschinist eine gute Sicht auf das Anbaugerät?

Natürlich spielen auch die Kosten der jeweiligen Umrüstung eine wichtige Rolle. Hier sind laut Holp zwei Dinge zu betrachten: Zum einen die Joysticks, deren Umbau erhebliche Kosten mit sich bringe und je nach Ausstattung aus dem Standard-Bagger eine Sondermaschine machen. Zum anderen die "saubere" Verlegung der Schläuche, damit diese nicht beschädigt oder sogar abgerissen werden, die Umwelt schädigen und teure Standzeiten verursachen. Die Joysticks könnten bei Tilt und bei der Rotation "original" bleiben, da der Greifer-Dreh-Kreis (den jeder Bagger hat) verwendet werden kann. Beim Tiltrotator müssten die Original-Joysticks oft durch spezielle mit mehr Möglichkeiten ersetzt werden. Auch bei der Schlauchführung gebe es erheblicher Unterschiede. So würden beim Tilt die Schläuche ähnlich wie vorher verwendet. Sie müssten nur länger sein, damit die Tilt-Bewegungen (oft 2 x 90°) auch abgebildet werden können. Das erhöhe wiederum die Möglichkeit von Beschädigungen. Bei der Rotation werden die Arbeitsleitungen durch die Drehdurchführung geführt. Diese Technik sei sehr kompakt und punkte dadurch, dass die Schläuche eng (ohne Schlaufen) am Baggerstiel verlegt werden können. Beim Tiltrotator (2 x 45° - 2 x 90°) entstehen, je nach Verlegungsweise, große Schlaufen, auf die der Maschinist gut aufpassen müsse.

Bei Sandwich-Geräten (Schnellwechsler oben und unten) sei zu beachten, dass je nach Ausstattung noch zusätzlich Schnellwechsel-Ventile eingebaut werden müssen. Die Schlauchführung gestalte sich hier schwierig, wenn in dem Gerät eine Drehdurchführung verbaut sei. Nicht alle Sandwichgeräte verfügen über eine Drehdurchführung, das habe aber wiederum den Nachteil, dass nur Tieflöffel angebaut werden könnten.

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Flexible Technik im Baukastensystem – vielseitig einsetzbar je nach Aufgabenschwerpunkt.

Die Sandwich-Anbauart werde oft propagiert, erklärt Holp. Die Realität zeige aber, dass ein Teil der Baggerfahrer das reißkraftschmälernde Mehrgewicht (aus zwei bestehenden Schnellwechslern) immer in Kauf nehme und der andere Teil das Gerät so gut wie nie einsetze. Sollte ein Sandwich aus zwei vollhydraulischen Schnellwechslern bestehen, bewege sich der Anwender schnell in einer Grauzone, da dies ein Sicherheitsrisiko berge und somit von der Berufsgenossenschaft beanstandet werde.

Da Anbauverdichter, Felsfräsen und Hammer am Bagger immer mehr Einsatz fänden, sei es wichtig auch hier den Dauereinsatz fahren zu können. Technisch sollten laut Holp nachfolgende Punkte unbedingt vor dem Kauf abgeklärt werden: Sind alle beweglichen Teile stoßfest gelagert? Um wie viel wird die Standzeit durch harte Einsätze verringert? Wie lange ist die Hersteller-Garantie? Bei welchen Gewerken mit welchem Anbaugerät? Hier gibt es große Unterschiede, deshalb sollte dies mit dem jeweiligen Hersteller vor dem Kauf abgeklärt werden. Darüber hinaus sollten geklärt werden, wie komplex das Gerät aufgebaut ist, wie sicher die Ersatzteilversorgung ist und ob das jeweilige Gerät kostengünstig und schnell repariert werden kann.

Nicht zuletzt sollten die Vor- und Nachteile der zur Wahl stehenden Geräte vor dem Kauf durch einen ausgiebigen Test unter Baustellenbedingungen ergründet werden. Da sich immer mehr Händler mit dem Thema Effizienzsteigerung beschäftigen, sind i. d. R. entsprechend ausgerüstete Vorführbagger vorhanden. Wer aber nicht gleich einen neuen Bagger kaufen möchte, für den gibt es auch immer mehr Geräte in Mietparks. Man sollte sich nicht scheuen, bei den Herstellern anzurufen und nachzufragen, ob ein Bagger mit einem solchen Gerät nicht eventuell vor der Haustür zu mieten ist. Es gibt auch Hersteller mit eigenem Testgelände, bei denen man kostenlos unter Baustellenbedingungen testen kann. Manch einer bietet sogar einen Systemvergleich an. Dieses Angebot sollte genutzt werden.

Auf der NordBau in Neumünster können Interessierte bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH im Freigelände Nord-N 130 die Rotationstechnik von Holp kennenlernen.

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