Bauaussichten 2023

Holzbau ist aktiver Klimaschutz

Von Peter Aicher, Vorsitzender Holzbau Deutschland
Bauaussichten
Foto: Holzbau Deutschland

In Deutschland wird aktuell immer öfter mit Holz gebaut. Nicht nur Bauherren und Architekten haben die Vorteile des Holzbaus erkannt. Aufgrund wachsender klima- und umweltpolitischer Aufgabenstellungen sprechen sich auch immer mehr politisch Verantwortliche für einen vermehrten Einsatz des Bauens mit Holz aus. Das Zimmererhandwerk ist bestens aufgestellt, um die wachsenden Aufgaben zu realisieren. Es ist nicht nur traditionsverbunden, sondern zugleich zukunftsorientiert und aufgrund seiner zunehmend digitalisierten Arbeitsabläufe hochmodern. Immer mehr Arbeiten im Holzbau werden durch den Einsatz von Maschinen unterstützt. Beispielsweise bei der Vorfertigung, Elementierung und bei der Montage von Bauteilen auf der Baustelle.

Die Anzahl der genehmigten Wohngebäude, die überwiegend mit Holz gebaut wurden, konnte dadurch in Deutschland von 20,4 Prozent im Jahr 2020 auf durchschnittlich 21,3 Prozent im Jahr 2021 gesteigert werden. Auch bei Neubauten von Nichtwohngebäuden, wie zum Beispiel Schulen, Büro- und Veraltungsgebäuden, Produktionshallen, Kitas etc., ist die Holzbauquote weiter gestiegen und zwar von 20,9 Prozent im Jahr 2020 auf durchschnittlich 21,7 Prozent 2021. Tendenz weiter steigend.

Ob Ein- oder Zweifamilienhäuser, Gewerbe-, Firmen- oder Verwaltungsgebäude, Kindergärten, Schulen oder Sportstätten – die Holzbauweise überzeugt nicht nur aufgrund ihrer schnellen Realisierbarkeit, sondern vor allem aufgrund der emissionsarmen Bauweise und der positiven Klimaschutz-Eigenschaften von Holz. Bäume entziehen der Atmosphäre während des biochemischen Prozesses der Photosynthese CO2. Sie speichern den Kohlenstoff (C) und geben den Sauerstoff (O2) ab. Holz fungiert also als Kohlenstoff-Speicher. Wird es für den Holzbau genutzt, bleibt der Kohlenstoff langfristig gebunden. Holzbau ist daher aktiver Klimaschutz. Je mehr mit Holz gebaut wird, umso mehr erhöht sich das Klimaschutzpotenzial der Bauwirtschaft. Bauholz wird aus nachhaltiger Forstwirtschaft vorwiegend aus mitteleuropäischen Wäldern gewonnen. Dabei wird nur so viel Holz aus dem Wald entnommen, wie nachwächst.

Bis zum Jahr 2050, so hat es sich die Bundesregierung vorgenommen, soll ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden. Aktuell ist der Gebäudesektor für 14 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland unmittelbar verantwortlich. Das entspricht rund 120 Millionen Tonnen pro Jahr. Entsprechend dem Klimaschutzplan dürfen im Jahr 2030 jedoch nur noch höchstens 72 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr emittiert werden. Das heißt, die CO2-Emissionen müssen deutlich gesenkt werden. Aufgrund seiner Kohlenstoffspeicherfähigkeit kann der Holzbau dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.

Allerdings wird der Holzbau in seinen Möglichkeiten immer wieder ausgebremst. Noch immer bilden die Bauordnungen einiger Länder den aktuellen Stand der Technik unter anderem im Brandschutz nicht ab und erschweren dadurch den mehrgeschossigen Holzbau in den Gebäudeklassen 4 und 5.

Für ein klimaneutrales und nachhaltiges Bauen bedarf es grundsätzlich einer Bewertung des ökologischen Fußabdrucks aller Bauprodukte. Nachhaltiges Bauen erfordert eine ganzheitliche Denkweise von der Herstellung der Baustoffe, über ihre Nutzungsphase bis hin zu den Recyclingmöglichkeiten nach dem Rückbau. Auch der ressourcenschonende Einsatz des Rohstoffs Holz muss bei allen Überlegungen eine zentrale Rolle spielen. Durchdachte Holzbaukonstruktionen halten den Holzverbrauch so gering wie möglich. Etabliert hat sich hier der Holzrahmenbau, der bei gleichen technischen Werten schlankere Holzkonstruktionen ermöglicht. Massivholzelemente sollten dort eingesetzt werden, wo sie den Holzrahmenbau sinnvoll ergänzen. Das können Bauteile sein, die eine hohe statischen Beanspruchung aufnehmen müssen, wie beispielsweise unterste Geschosse bei mehrgeschossigen Gebäuden. Die Bundesregierung plant zudem, das Wohnungsangebot deutlich auszuweiten. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, denn der Hauptgrund für die stark gestiegenen Immobilienpreise sind nicht die Baukosten, sondern fehlender Wohnraum und hohe Grundstückskosten. Serielles Bauen, Digitalisierung, Entbürokratisierung und Standardisierung sollen einen weiteren Beitrag leisten, um die Kosten für den Wohnungsbau zu senken. Dank des hohen Vorfertigungsgrads bietet der Holzbau beste Voraussetzungen, um die Bundesregierung beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen.

Durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist die Rohstoffverfügbarkeit in Deutschland langfristig gesichert. Um den bestmöglichen Klimaschutzeffekt beim Transport zu erzielen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, setzen wir uns für den Ausbau der regionalen Wertschöpfungsketten ein. Eine stringente Wertschöpfungskette vom Wald über die Sägewerke zu den holzverarbeitenden Unternehmen mit kurzen Lieferketten ist in hohem Maße nachhaltig. Dazu müssen Lieferketten erhalten und die Infrastruktur modernisiert oder errichtet werden.

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Verbände und Experten

Ausblick – Baujahr 2023

Nachdem das Jahr 2021 die Branche mit der Pandemie und Lieferkettenproblemen bereits vor Herausforderungen gestellt hatte, bedeutete der Beginne des Ukraine- Kriegs im Februar 2022 eine Zäsur, die bis heute fortwirkt. Energieknappheit, Preisexplosionen, Klimaschutzvorgeben und ein Rückgang der Nachfrage im Wohnungsbau stellten neue Aufgaben und verunsicherten Unternehmen und Manager.

Der erfolgreiche Verlauf und der bauma 2022 zum Jahresabschluss konnte dagegen den positiven Akzent setzen, auf den viele gehofft hatten und der sich zuvor angedeutet hatte – Baumaschinenhersteller berichteten durch die Bank von übervollen Auftragsbüchern. In den nun folgenden Bauaussichten 2023 spiegelt sich die Ambivalenz der aktuellen Entwicklungen wider: Verbände und Experten sind sich einig, dass die Entwicklung der Bauwirtschaft in diesem Jahr eine Delle verzeichnen wird, Hersteller sehen die Herausforderungen des Marktes und nehmen sie tatkräftig an. Trotz aller Widrigkeiten, zu denen auch der permanente Fachkräftemangel zählt, überwiegt eine positive Grundhaltung und die Gewissheit, dass die Baubranche die vor ihr liegenden Aufgaben als wichtigste Stütze der Wirtschaft schon stemmen wird.

Das Signal, das alle Teilnehmenden der Bauaussichten 2023 in den Markt senden, wird dominiert von Stärke und Kontinuität. Dieser gemeinsame Nenner wirkt wie ein Schulterschluss, der die Branche auszeichnet und der anderen als Vorbild dienen kann.

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