Honda-Motoren

Viele deutsche Baumaschinen haben ein japanisches Herz

von:

Burkhard Büscher

Honda Motorentechnologie Unternehmen
Verkaufsleiter Oliver Böse (rechts) und Luc Wyns, Manager Technical Sales Service, informierten über die Vielfalt der Honda-Motoren. Foto: Büscher

ERLENSEE. - Baumaschinen werden meistens von Verbrennungsmotoren angetrieben. Nicht immer sind es große, schwere Dieselmotoren, die die nötige Kraft erzeugen, sondern eher kleine Antriebe, die millionenfach in den Geräten täglich ihren Dienst versehen.

Die wenigsten Hersteller von Baumaschinen entwickeln ihre Motoren selbst, sondern greifen auf die große Palette namhafter Zulieferer zurück. Einer von ihnen ist die Firma Honda, der größte Motorenhersteller der Welt (20,5 Millionen Einheiten jährlich). Der überwiegende Teil der Motoren (11,5 Millionen) findet sich in Motorrädern wieder. 3,5 Millionen treiben Autos an. Der "Rest" ist dem Bereich "Power Equipment" zuzuordnen. Dazu zählen Antriebsaggregate für Boote, Rasenmäher, Gocarts, Stromerzeuger und natürlich Baumaschinen, wie Vibrationsstampfer, Fugenschneider, Kehrmaschinen, Hydraulikaggregate, Bauaufzüge, Pflasterverlegemaschinen, Mobilkrane, Teleskoparbeitsbühnen und andere Geräte. 45 Prozent des Power-Equipment-Umsatzes wird durch den Verkauf an Erstausrüster (OEM) erreicht. Dafür ist die Abteilung Honda Engines zuständig. Von Deutschland aus gehen allein 40.000 Honda-Motoren in den Baubereich. Insgesamt macht Honda Engines in Deutschland mit Industriemotoren einen Umsatz von rund 25 Millionen Euro jährlich.

Vielfältiges Angebot

Die meisten Menschen denken bei Honda an eine Automobil-Firma. Jedoch lag und liegt der Fokus dieses Herstellers immer auf der allgemeinen Mechanisierung für die Menschen, betonte Oliver Boese, Verkaufsleiter Honda Engines, kürzlich vor Journalisten in Erlensee. Entsprechend vielfältig ist das Angebot. So gehören Brennstoffzellenfahrzeuge ebenso zu den Produkten, wie Hybridautos, Elektrofahrzeuge, Dünnschicht-Solarzellen, Micro-Blockheizkraftwerke oder der Honda Jet. Die Entwicklung eines zweibeinigen humanoiden Roboters Asimo sorgt immer wieder für Schlagzeilen in den Medien. Auch Assistenzsysteme zur Unterstützung des Menschen bei bestimmten Bewegungen sind Aufgaben der Entwicklungsabteilung dieses großen Konzerns.

Die Industriemotoren werden weltweit in fünf Produktionsstätten hergestellt. Für den europäischen Markt bietet Honda Motoren sowohl für professionelle Anwendungen (GX/GXV-Baureihe) als auch für qualitativ hochwertige Privatanwendungen (GC/ GCV-Baureihe) an. Motoren, die in Honda-eigene Produkte eingebaut sind, haben ein rotes Gehäuse, die anderen für die Erstausstatter sind schwarz. Hergestellt werden Ein- und Zweizylinder-Viertaktmotoren, die mit Vergasern ausgestattet sind. Sie verfügen entweder über eine horizontal oder eine vertikal verbaute Kurbelwelle. Die Motoren haben eine obenliegende Nockenwelle, die entweder über Stößelstangen oder einen Riemen im Ölbad gesteuert wird. Auf den Zahnriemen gibt Honda übrigens lebenslange Garantie.

E10 ist kein Problem

Aufgrund der verschärften Abgasbestimmungen werden seit 2002 von Honda keine seitengesteuerten Motoren mehr hergestellt. Der japanische Hersteller fühlt sich der Umwelt verpflichtet. In Europa gelten die Euro-2-Richtlinien. Dabei werden ausschließlich die Abgasemissionen betrachtet. In den USA heißen die Regelungen CARB (in Kalifornien) und EPA (ganz USA). Beide Richtlinien betreffen sowohl die Abgas- als auch die Verdampfungsemissionen. Obwohl Hersteller in Europa zunächst nur die Standards der Euro 2 einhalten müssen, hat Honda den Grundsatz, nur Motoren anzubieten, die die weltweit strengsten Richtlinien einhalten. Die Honda-Grenzwerte sind deshalb die Richtwerte der CARB/EPA, die nicht nur Abgas-, sondern auch für die Verdampfungsemissionen gelten. Honda bietet Motoren an, die diesen Grenzwerten in jedem Marktsegment entsprechen.

Die GX-Baureihe, die überwiegend im Bereich Baumaschinen/Industrie und Generatoren eingesetzt wird, erfüllt fast ausschließlich die Richtlinie der Euro 2 und CARB/EPA. Die Motoren der GC/GCV-Baureihe, die meistens im Rasen- und Gartenbereich verwendet werden, entsprechen den Euro-2-Grenzwerten und unterschreiten sie sogar weitestgehend, nicht aber die CARB/EPA-Richtlinie. Auch die Geräusche und Vibrationen der Honda-Industriemotoren sind sehr niedrig.

Der mit Abstand meistverkaufte Honda-Motor in Deutschland ist der GX-100, der in Vibrationsstampfern zum Einsatz kommt. Er wurde extra für diese Maschinenart entwickelt, um der härtesten Beanspruchung gerecht zu werden. Der Motor, der immer mit hoher Drehzahl laufen muss, um beispielsweise beim Bomag BT 60/4 immer hoch drehen muss, um eine Frequenz von zehn bis 11,8 Hertz und eine Schlagkraft von 13,5 KiloNewton zu erzielen, ist sehr gefordert. Auch der Staub auf den Baustellen muss besonders aus der Luft gefiltert werden, damit die Motoren auch lange halten. Die anderen Motoren GX160 bis GX390 erzeugen auch große Stückzahlen in Deutschland bei den Herstellern von Baumaschinen. Eine besondere Stellung nehmen die iGX-Motoren ein. Diese werden mit vier voreingestellten Programmen geliefert. Sie verfügen über einen automatischen Drosselmodus, zwei wählbare Drehzahlen, variable Drehzahl sowie eine Generator-Spezifikation. Die iGX-Motoren erfordern folglich keine extra Programmierung durch den OEM. Die selbstlernende "Auto Throttle"-Funktion passt die Motorleistung an die Last an.

Das elektronische Reglersystem hält über die Regulierung der Drosselklappe die Motordrehzahl bei schwankenden Lasten konstant. Typische Anwendungen, die von diesen Möglichkeiten profitieren und das Potential des iGX-Motors voll ausschöpfen sind Fugenschneider, egal ob handgeführt oder angetrieben, Holzspalter, Schneefräsen, mobile Krane, Aufsitzkehrmaschinen oder Hochdruckreiniger.

Die Modelle GX 630, 660 und 690 sind V-Twin-Motoren und zeichnen sich unter anderem durch ein besonders kompaktes Design, ein deutlich reduziertes Geräuschniveau sowie die Einhaltung der weltstrengsten CARB-Tier3-Abgasvorschriften auch ohne den Einsatz von Katalysatoren aus. Der Kraftstoffverbrauch bei diesen Motoren mit Vergaser ist laut Honda vergleichbar mit Modellen anderer Hersteller, die über Einspritzanlagen verfügen.

E10-Benzin ist für Honda kein Thema. "Seit Beginn der 80er-Jahre steht in unseren Bedienungsanleitungen, dass dieser Kraftstoff verwendet werden kann", erklärte Böse. Seit Jahrzehnten würden Motoren nach Brasilien geliefert. Dort gebe es E20 und E25-Kraftstoffe und damit liefen die Honda-Motoren auch problemlos.

Der Hersteller legt besonderen Wert auf guten Service. Natürlich gibt es ein dichtes Netz von Händlern in Deutschland, die sich um die Motoren kümmern. Doch die Erfahrung zeigt, dass längst nicht alle Maschinchen trotz ihrer Robustheit die Pflege bekommen, die sie benötigen, um einwandfrei zu funktionieren und vor allem die Umwelt nicht über Gebühr zu belasten. Viele Endanwender schreckten von der regelmäßigen Wartung der Motoren zurück, weil sie nicht genau wüssten, wie so etwas gehe.

"Viele Baufirmen warten im Winter ihre Geräte, wissen aber nicht, wie man einen einfachen Vergaser reinigt", informierte Böse. Dabei könnten sie einfach die Homepage www.honda-engines-eu.com aufrufen, wo es Bedienungsanleitungen für die Motoren, Informationen über Ersatzteile und sogar Videoanleitungen zur Wartung gebe. Größten Wert legt Honda auf die Verwendung von Original-Ersatzteilen, da es bei Plagiaten oft zu Problemen komme. Beispielsweise könne der Luftfiltereinsatz nicht passgenau sein und der Motor sauge dadurch ungefilterte Luft an, was seine Lebensdauer verkürze. Böse bringt es auf den Punkt: "Je mehr Leute die Internetseite kennen, desto mehr Originalteile werden gekauft und desto weniger Serviceanfragen gibt es und umso höher ist die Kundenzufriedenheit."

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