Hydrema zur bauma 2025
"Wir haben eine grundsätzlich positive Haltung"
ABZ: Herr Werthenbach, wie beurteilen Sie die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen?
Werthenbach: Eher gut. Hydrema ist ein Hersteller von Baumaschinen wie andere auch, aber als Unternehmen anders aufgestellt als mancher Wettbewerber. Unser Eigentümer stammt aus Dänemark, achtet sehr auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und darauf, dass Hydrema mehrere Standbeine hat. Es gibt in Deutschland immer noch Bauunternehmer, die nach wie vor Maschinen brauchen und die ihre vollen Bücher bis ins nächste Jahr hinein haben. Insbesondere alles, was mit Infrastrukturmaßnahmen zu tun hat. Wir haben ja genug Leitungen oder Rohre, die gelegt und Straßen, die repariert werden müssen. Also Baumaßnahmen werden wir bis weit in die Zukunft haben und somit auch den Bedarf an Baumaschinen. Die Politik muss nur dafür sorgen, dass die Gelder dann auch im öffentlichen Bereich zur Verfügung stehen, um diese Baumaßnahmen zu bezahlen.
ABZ: Wie geht es weiter im Marktplatz Deutschland?
Werthenbach: Wir haben eine grundsätzlich positive Haltung dazu, weil wir die vergangene Krise sehr gut überstanden haben, und wir werden auch diese sehr gut überstehen. Wir leben ja nicht nur von dem deutschen Markt und dem skandinavischen Markt, sondern wir sind auch in anderen Ländern mit Tochtergesellschaften vor Ort. Und insofern geht es uns gut. Wir haben im letzten Jahr sehr viel in die Produktionsbetriebe investiert und wir gehen eigentlich gestärkt durch die aktuelle Zeit. Ich möchte noch einmal anführen, dass wir im letzten Jahr eine Strukturveränderung in Deutschland vorgenommen haben, die einfach damit begründet war, dass uns ein Händler weggebrochen ist. Dieser Händler im hohen Norden hatte altersbedingt sein Unternehmen verkauft. Und da haben wir dann für uns entschieden, dass wir diese Region selbst betreuen, was insofern interessant ist, als dass Schleswig-Holstein direkt an unseren heimischen Markt Dänemark angrenzt und wir somit für diese Region auch Synergien nutzen können. Deshalb haben wir also von vier auf fünf Regionen ausgebaut und verfügen nun über fünf Regionalleiter. Jeder Regionalleiter betreut sein eigenes direktes Verkaufsgebiet, und wir haben um diese Region herum entsprechend Händler, die dann von den Regionalleitern mit unterstützt werden. Mittlerweile sind wir an über 60 Standorten in Deutschland vertreten und so gesehen genauso gut vertreten, wie manch anderes großes Unternehmen sich präsentieren kann. Wir sind also flächendeckend in Deutschland und wir werden das sicherlich noch ausbauen.
Haun: Auch die Qualität unserer Servicepartner ist extrem hoch. Erst im letzten Jahr haben wir in der Region West für unser Direktverkaufsgebiet mit dem Unternehmen Technik Center Alpen GmbH einen sehr starken Servicepartner gewinnen können. Von Koblenz bis hoch zum Niederrhein stehen aktuell sechs Niederlassungen zur Verfügung, mit einer Service-Qualität, die extrem hoch ist. Schon alleine deshalb, weil dieses Unternehmen als Claas Landmaschinenhändler einen 24-7-Service mit über 80 Servicekräften und 28 Kundendienstfahrzeuge anbietet. Und die Technik von Landmaschinen steht der Technik von Baumaschinen überhaupt nicht nach – im Gegenteil, sie ist oft noch komplizierter.
ABZ: Welche Erwartungen hat Ihr Unternehmen an die diesjährige bauma?
Werthenbach: Die Bauma war natürlich immer die Messlatte für uns als Hersteller um zu schauen: Wo stehen wir, wo steht der Wettbewerb, was machen die anderen? Vor allem ist die Messe wichtig, um einzuschätzen, wie sich der kaufende Kunde verhält. Insofern freuen wir uns natürlich auf diese bauma.
ABZ: Gibt es Veränderungen an ihrem Messeauftritt zur bauma?
Werthenbach: Wir freuen uns, dass wir den gleichen Stand haben wie 2022, und werden dort hoffentlich wieder viele Kunden sehen und treffen. Es ist schon etwas traurig zu sehen, dass manche Unternehmen nicht kommen werden, manche sich sogar ganz zurückgezogen haben oder sich verkleinern. Das finde ich schade. Aber gerade in einer solchen Situation wollen wir zeigen, dass Hydrema ein fester Partner in dieser Branche ist, und das wollen wir natürlich auch in München signalisieren. Wir freuen uns auch, dass wir dieses Jahr wieder denselben Standplatz bekommen konnten. Dort werden wir uns in ähnlicher Stärke zeigen, wie wir das auch schon 2022 gemacht haben.
ABZ: Was wird Hydrema ausstellen?
Werthenbach: Wir sind natürlich wieder mit unserem Portfolio vertreten und ich freue mich, dass wir wieder den Zwei-Wege-Bereich ausstellen! Also ein Zwei-Wege-Bagger mit Doppelkabine. Das besondere an dem Bagger ist der hydrostatische Antrieb der Schienenräder. Damit können wir schon Entwicklungen aufzeigen, die auch für den deutschen Markt gefordert sind. Zwar wird die Maschine noch nicht für den deutschen Markt verfügbar sein, es bleibt aber natürlich unser gesetztes Ziel, die Maschine auch für den deutschen Markt abnehmen zu lassen. Mit dem Bagger zeigen wir schon mal den nächsten Schritt unserer Entwicklung, der auch für andere Märkte relevant ist.
ABZ: In welchen Marktplätzen ist Hydrema mit dieser Technik aktiv?
Werthenbach: In Skandinavien sind wir im Zwei-Wege-Bereich sehr stark aufgestellt. Wenn ich dem glauben darf, was meine Kollegen sagen, sind wir sogar Marktführer in Skandinavien, was erstaunlich ist, denn alle Marktbegleiter sind auch in Skandinavien tätig. Der zweite wichtige Marktplatz für diese Technik ist Dänemark. Dort kann der City-Bagger seine große Stärke ausspielen, denn die Maschine ist nicht nur mit ihrem kurzen Heckschwenkradius und dem kompakten Oberwagen perfekt für solche Arbeiten geeignet. Der Bagger ist ja bekannt als stärkster Mobilbagger und das kommt ihm als Zwei-Wege-Bagger besonders zugute, wenn er da ohne Abstützung arbeiten muss, was in Dänemark und Skandinavien verpflichtend vorgeschrieben ist. Er steht halt extrem kompakt und sehr stabil. Dies sind wahrscheinlich die Eigenschaften, die diesen Bagger auch gerade so erfolgreich in Skandinavien machen.
ABZ: Wird es weitere Produktneuheiten zur bauma geben?
Werthenbach: Den zweiten Schwerpunkt werden wir vor allen Dingen auf den Dumper-Bereich legen. Ich freue mich schon darauf zu zeigen, dass unsere Muldenkipper mehr können als nur Erdmaterial oder Steine zu bewegen. Selbstverständlich sind das wirkliche Lastenträger für schweren Erdboden und schwere Bodenverhältnisse, weil sie einen extrem niedrigen Bodendruck erzeugen. Sie sind sehr leicht gebaut, können aber trotzdem viel transportieren. Und das zeichnet sie zunächst mal als Dumper aus. Wir werden unter anderem zwei Maschinen zeigen, die auch nicht nur Dumper sind, sondern noch ganz andere Dinge transportieren können. Je nachdem, was man hinten aufbaut, können sie mehr, als nur Material von A nach B transportieren. Unser 10.000 Liter Wassertanker ist zum Beispiel international schon seit Jahren bekannt. Mit ihm wird vor allem auf Großbaustellen die Staubbildung auf trockenen Böden vermieden. Wir werden aber auf der Basis unseres 20 Tonnen– Dumpers eine interessante 4 x 4 Lösung mit 16.000 Liter Wassertank–Volumen ausstellen. Auch diese Maschine, die wir extra aus Amerika nach München geholt haben, ist bereits mehrfach in dieser Version im Einsatz. Besonders freue ich mich, dass wir den 922G 3-Achs–Dumper mit dem Hakenlift zeigen werden. Diese äußerst interessante Maschine bietet so viel Flexibilität und wurde leider bisher noch nicht in Deutschland eingesetzt, ist aber dafür in anderen Ländern für manche Einsätze ein wahrer Gamechanger. Ich bin gespannt, welche Gedankenspiele diese Maschinen in Deutschland auslösen werden.
Haun: Natürlich werden wir auch noch einiges mehr zeigen, etwa mit unseren Services im Telematikbereich. Das Hydrema Telematics System ist eine Schlüsseltechnologie für das vernetzte Bauen, womit Effizienz, Nachhaltigkeit und Produktivität auf Baustellen erheblich gesteigert und Kosten für den Betreiber deutlich gesenkt werden.
Durch die Integration intelligenter Telematiklösungen in unseren Maschinen werden relevante Maschinendaten in Echtzeit überwacht und kontinuierlich optimiert. Das System erfasst eine Vielzahl Daten – darunter Maschinenleistung, Kraftstoffverbrauch, Betriebsstunden, Temperaturwerte und Diagnosedaten – und stellt diese zentral zur Verfügung. So können Bauleiter und Maschinenführer jederzeit und ortsunabhängig auf essenzielle Informationen zugreifen.
Ein entscheidender Vorteil ist die proaktive Wartung: Das System erkennt frühzeitig potenzielle Probleme und sendet automatische Warnmeldungen, noch bevor es zu kritischen Ausfällen kommt. Dies reduziert ungeplante Stillstandzeiten und vermeidet kostspielige Reparaturen. Nur ein Beispiel: Sie glauben gar nicht, wie oft eine Störung gemeldet wurde und es nur am fehlenden AdBlue gelegen hat. Das können wir und jeder unserer Händler über die Telematic aus der Entfernung sehen und dem Kunden den Hinweis geben, ohne dass da jemand bei der Maschine vorbeifahren muss.
Die Effizienz der Ersatzteilversorgung für schnellere Reparaturen wird deutlich gesteigert. Durch die detaillierte Fehleranalyse des Hydrema Telematics Systems ist eine gezielte Diagnose möglich und eine schnelle Identifikation der benötigten Ersatzteile, noch bevor der Techniker an die Maschine herangefahren ist. So können die Ersatzteile frühzeitig bestellt und die Reparaturzeit erheblich verkürzt werden.
Auch der Nachhaltigkeitsaspekt spielt eine zentrale Rolle: Die intelligente Wartungsstrategie verlängert die Lebensdauer der Maschinen, reduziert den Ressourcenverbrauch und minimiert unnötige Emissionen. Dies trägt maßgeblich zur CO2-Reduktion und einem ressourcenschonenden Maschineneinsatz bei.
Mit den sogenannten Over the Air-Updates, die bei den hochtechnologisierten Maschinen genauso wie bei einem Handy aufgrund von Verbesserungen erforderlich sein können, stellen wir sicher, dass die Maschine immer den bestmöglichen technischen Status hat. Wir sind also in der Lage, die Maschine upzudaten, ohne dass ein Techniker anfahren muss, um sich mit einem PC zu verknüpfen oder den USB Stick anzustecken. Das spart natürlich Kosten, wenn nicht jedesmal ein Monteur zur Maschine fahren muss. Das läuft in unserem System im Endeffekt im Hintergrund. Der Fahrer wird informiert, dass ein Update zur Verfügung steht und er bestimmt den Zeitpunkt, wann das Update aufgespielt wird.
ABZ: Was sind für Hydrema die wichtigsten Trends zur bauma?
Werthenbach: Was die Trends betrifft, bin ich sicher, dass auch dieses Jahr das Thema Antriebstechnologie ganz, ganz weit vorne sein wird. Aber letztlich reduziert sich alles doch wieder auf das Thema Effizienz. Und das ist unser großes Thema, denn wir bauen Maschinen, mit denen wir Effizienzgewinne für den Kunden erzeugen. Das tun wir mit unseren Diesel-angetriebenen Maschinen, ohnehin mit unserem City-Bagger, der multifunktional ist in seiner Bauweise. Wir tun es natürlich auch mit unserem kompakten Elektrodumper, da bedienen wir dann auch den Gedanken der Elektrifizierung.
Aber am Ende des Tages bleiben für mich der wichtigste Trend und die wichtigste Botschaft, die eine Messe zu transportieren hat: "Was sind die Effizienzfaktoren, die ein Kunde bei mir als Hersteller kaufen kann?"
Denn nur wenn er kostengünstig arbeiten kann oder wenn er mit Effizienz arbeitet, erwirtschaftet er auch den notwendigen Ertrag des Unternehmens, oder des Unternehmers.
Das war auch unser Motto im letzten Jahr. Der Ertrag des Unternehmens, das muss gesichert werden. Und das kann ich nur, wenn ich eine gute Maschine habe, die möglichst viel Einsatzspektrum abdecken kann.
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