Hyundai Construction Equipment Europe zur bauma 2022

Neuer Anlauf im deutschen Baumaschinenmarkt

Dr. Hubertus Münster, Sales & Marketing Director von Hyundai Construction Equipment Europe, verriet ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga im Exklusivinterview, wie sich der Hersteller neu im Markt positionieren will.
Hyundai ABZ Exklusivinterview Straßenbautechnik
Dr. Hubertus Münster ist Sales & Marketing Director von Hyundai Construction Equipment Europe. Foto: Hyundai Construction Equipment Europe

ABZ: Herr Dr. Münster Welche Erwartungen hat Ihr Unternehmen an die diesjährige bauma?

Münster: Es ist seit drei Jahren unsere wichtigste Messe. Wir erwarten Impulse für die technische Weiterentwicklung der Prozesse und eingesetzten Technologien in der Branche. Zudem sehe ich die bauma als ein Forum für die Repositionierung von Hyundai Construction Equipment beziehungsweise Hyundai Heavy Industries von einem Baumaschinenhersteller von vielen hin zu einem Innovator und Technologieführer in der Branche mit Fokus auf die Effizienzsteigerung der Prozesse unserer Kunden. Unser bauma Slogan lautet "Think Further Think Future – Vorausdenken, Weiterdenken, Zukunft gestalten".

ABZ: In welcher Form will sich Hyundai Construction Equipment auf der bauma präsentieren?

Münster: Wir haben die Standfläche um 30 Prozent vergrößert und die bebaute Standfläche verdoppelt. Wichtige Neuerungen sind der neu gestaltete Pressebereich und unsere dedizierte Social Media Broadcasting Corner. Am Dienstag und Freitag halten wir je einen großen Kunden- und Händlerevent nach Messeschluss auf unserem Stand ab. Wir verstärken den Fokus auf Zukunftstechnologien und haben ein Technology Center eingerichtet. Last but not least: stärkere Einbindung unserer Vertriebspartner – zum Beispiel die Möglichkeit, sich auf unserer Videowall zu präsentieren.

ABZ: Welche Produkte, Angebote oder Dienste wird Ihr Unternehmen dort vorstellen?

Münster: Am Herzen liegt mir die "red dot"-prämierte Minibagger A-Serie. Besonders wichtig für Mitteleuropa sind die Mobilbagger der A-Serie zum Teil mit kurzem Heckradius, entwickelt unter anderem nach den Ansprüchen speziell deutscher Kunden. Mit den Knickdumpern setzen wir ein Zeichen für Gewinnung und Großbaustellen. Radlader und Kettenbagger der A-Serie haben viele Detailverbesserungen erfahren. Als Konzeptmaschine zeigen wir einen Mobilbagger mit Wasserstoff-Antrieb sowie Minibagger mit E-Antrieb. Mit Hi-Site, Hi-Assist, Hi-Detect und Hi-Care dringen wir in Vernetzung und neue Services vor.

ABZ: Was sind nach Ihrer Meinung die wichtigsten Trends auf der bauma?

Münster: Nachhaltigkeit und alternative Antriebe, zudem nimmt die Digitalisierung und Automatisierung einen hohen Stellenwert ein. Auch die Sicherheit für Maschine, Bediener und Umgebung liegt uns am Herzen.

ABZ: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Leitthemen der Messe. Wie stellt sich die Ihr Unternehmen diesbezüglich auf?

Münster: Im Bereich Digitalisierung unter anderem durch ein dediziertes Technology Zentrum auf dem Stand und der Präsentation von Technologien aus dem Themenfeld HYUNDAI Connect mit den vier Kategorien Hi-Site, Hi-Assist, Hi-Detect und Hi-Care. Im Bereich Nachhaltigkeit stellen wir unter anderem den Mobilbagger HW155H, basierend auf Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie, vor. Angelehnt daran zeigen die Kollegen von Hyundai Motors Europe den Hyundai Nexo, ein auf dem Markt bereits erhältliches Wasserstofffahrzeug, basierend auf derselben Brennstoffzellentechnologie wie unser HW155H Mobilbagger. Und dann stellen wir noch die Konzeptmaschine R18E vor, das ist ein elektrisch angetriebener Minibagger.

ABZ: Wie haben sich Pandemie und Ukraine-Krieg auf die Geschäfts- und Umsatzentwicklung Ihres Unternehmens ausgewirkt?

Münster: Das Post-Corona Geschäft hat sich für uns weit positiver entwickelt als erwartet. 2021 war ein Rekordjahr in der seinerzeit 26-jährigen Geschichte in Europa. 2022 wird diesen Rekord erneut übertreffen. Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Preise, Komponentenverfügbarkeit und Frachtraten haben uns und unsere Vertriebspartner vor große Herausforderungen gestellt und ein noch stärkeres Wachstum verhindert. Die hohe Inflation und die allgemeine politische Volatilität durch den Krieg in der Ukraine machen deutlich, dass Frieden, Wohlstand und Sicherheit nie als gegeben angesehen werden dürfen. Diese Entwicklungen dämpfen unsere Erwartungen an die Marktentwicklung in 2023. Dennoch sehen wir unserer Entwicklung positiv entgegen. Wir wollen in einem zurückgehenden Markt Marktanteile erobern.

ABZ: Inwieweit ist Ihr Unternehmen von Rohstoffengpässen oder Lieferkettenproblemen betroffen?

Münster: Die Kombination von Rekordnachfrage und Verfügbarkeitsproblemen haben zu langen Lieferzeiten geführt und die Vorhersehbarkeit des Geschäftes enorm erschwert. Hinzu kommt: Die Kosten und Verfügbarkeit von Seefracht haben die Situation weiter erschwert.

ABZ: Können Sie etwas zu den Umsatzzielen Ihres Unternehmens sagen?

Münster: 2021 war ein Rekordjahr in der seinerzeit 26-jährigen Geschichte in Europa. 2022 wird diesen Rekord erneut übertreffen. In 2023 und darüber wollen wir weiter signifikant wachsen. Wir haben das ambitionierte Ziel, unseren Rekordumsatz aus 2021 mittelfristig zu verdoppeln.

ABZ: Welche mittel- und langfristige Strategie verfolgt Ihr Unternehmen bezogen auf die Marktplätze EMEA/Deutschland und international?

Münster: Wir verfolgen drei strategische Kernansätze. Einerseits mehr Marktanteil durch mehr Nähe zu Kunden und Vertriebspartnern zu erzielen. Unsere dazugehörige Kampagne mit dem Slogan "GROWING | CLOSER | TOGETHER" steht für die neue Richtung in der Zusammenarbeit mit unseren wichtigsten Verbündeten – dem professionellen Händlernetz von Hyundai Construction Equipment.

Unter dieser Kampagne bündeln wir alle Aktivitäten, ein engerer Partner für die Vertriebspartner zu werden. Ein Partner, der die Realitäten der Kunden und Händler besser versteht, der mehr über die regionalen Marktspezifika weiß, der die zukünftigen Kundenerwartungen tiefer erforscht und sich insgesamt näher am Markt bewegt.

Wir werden mehr Ressourcen zur Verfügung stellen, um mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten und ihr profitables und nachhaltiges Geschäft mit unseren Hyundai Construction Equipment Kunden zu unterstützen. Deshalb haben wir unsere interne Organisation signifikant um- und ausgebaut. Neben der Etablierung einer zweiten Führungsebene wurden zahlreiche zusätzliche Stellen in Market-Facing-Funktionen geschaffen. So wurde zum Beispiel Mehmet Ay, langjähriger Sales Manager bei Hyundai, zum Dealer Sales Leader für Europa ernannt. Er verantwortet nun unser europäisches Geschäft mit den Vertriebspartnern und berichtet an Dr. Hubertus Münster. Mit diesem Invest geht auch die Forderung an unsere Vertriebspartner einher, sich auf Hyundai zu fokussieren und sich unseren ehrgeizigen Wachstumsplänen anzuschließen sowie in mehr Markensichtbarkeit, Marktanteil und Kundennähe zu investieren. Unter dieser Prämisse arbeiten wir momentan mit Hochdruck am Aus- und Umbau unseres Vertriebspartnernetzes im deutschsprachigen Raum. Neben der kürzlich bekannt gegebenen Zusammenarbeit mit BSS Heavy Machinery für große Teile Ostdeutschlands, werden wir in Kürze weitere neue Kooperationen bekannt geben. Um den qualitativen und quantitativen Ausbau unseres europäischen Vertriebspartner Netzwerkes voranzutreiben, wird momentan ein neuer Dealer Development Bereich aufgebaut, der zukünftig einer unserer wichtigsten Wachstumstreiber sein wird.

Der zweite strategische Ansatz, lautet "LET THE BRAND SHINE", damit wollen wir unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Wir nehmen an, dass etwa 40 Prozent der potentiellen Kunden für Baumaschinen in Europa uns nicht kennen. Durch Investitionen in Kommunikation, Markenvisibilität und Marktpräsenz wollen wir die sich daraus ergebenden Wachstumschancen nutzen. Der Name Hyundai ist weltbekannt. Dazu werden wir auch stärker mit anderen Einheiten aus dem Konzern kooperieren. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Hyundai Motors Europa. In diesem Rahmen werden wir wie erwähnt den Wasserstoffbetriebenen Hyundai NEXO auf der bauma zeigen. Des Weiteren bauen wir unsere Social Media Präsenz aus. Zukünftig werden wir durch die direkte Kommunikation mit Kunden Leads online generieren. Nach erfolgreicher Qualifikation werden diese an unsere Vertriebspartner weitergegeben. Dazu haben wir bereits entsprechende Stellen besetzt.

Unser dritter strategischer Ansatz lautet "KEY ACCOUNT BUSINESS Establishment". Etwa 30 Prozent des Baumaschinengeschäftes in Europa wird mit Key Accounts generiert. An diesem Geschäft haben wir in der Vergangenheit nur geringfügig partizipiert. Durch den Aufbau eines Key Account Geschäftsbereiches und der erforderlichen Prozesse und Angebote, werden wir zukünftig in Kooperation mit unseren Händlern zusätzliche Wachstumspotentiale heben. Dafür haben wir mit Christian Prüfer einen in der Branche erfahrenen und gut vernetzen Leiter Key Account gewonnen. Weitere Mitarbeiter für verschiedene Regionen in Europa werden eingestellt.

Global gesehen investieren wir intensive in den Ausbau unserer Strukturen als Vorbereitung für geplantes Wachstum. So wird in Kürze unsere Hauptwerk für die Produktion für den europäischen Markt im koreanischen Ulsan für 150 Millionen Euro ausgebaut und für die zukünftige Produktion alternativer Technologien vorbereitet In 2021 haben wir 50 Millionen Euro in ein neues Forschungszentrum in Seoul investiert und bauen ein Forschungshub unter Federführung unseres Mutterkonzern Hyundai Heavy Industries in Seoul, in dem zukünftig auch das globale Headquarter von Hyundai Construction Equipment untergebracht sein wird. Die Eröffnung dieses Zentrums ist für Dezember 2022 geplant. Bereits in 2017 haben wir unsere für 30 Millionen Euro gebaute Europazentrale in Tessenderlo in Belgien eröffnet. Direkt an der E313 gelegen, besteht diese aus einem 5400 Quadratmetern großen Bürokomplex, einer Event- und Konferenzhalle, unserem 12.000 Quadratmetern großen Ersatzteillager sowie unserer Akademie mit Klassenräumen und Werkstätten auf insgesamt 2600 Quadratmetern. Zudem wurde ebenfalls in 2017 unser neuer Auslieferungslager und Customisation Center in Antwerpen neu gebaut und in Betrieb genommen. Hier werden ab diesem Jahr auch teilgefertigte Maschinen "semi knock down" angeliefert, zum Beispiel ohne Ausleger, die dann entsprechende der Kundenbestellung komplettiert werden. Dadurch können wir flexibler auf Nachfrageschwankungen aus einzelnen europäischen Märkten reagieren und insgesamt Lieferzeiten verringern.

ABZ: Wie beurteilen Sie die aktuelle konjunkturelle Entwicklung in der Bauwirtschaft?

Münster: Ich sehe primär die steigende Marktvolatilität, politische Instabilität sowie ein hohes Inflationsrisiko gepaart mit Energieunsicherheit. Daraus resultiert Zurückhaltung bei Investitionen. Das wird auch das Baumaschinengeschäft betreffen. Starken Rückgängen im privaten Bau, moderater Zurückhaltung im Industriebau werden stabile staatliche Investitionen im Infrastruktursektor und hohe Preise für die Produkte aus der Gewinnungsindustrie entgegenstehen. Der deutsche Markt wird sich auch aufgrund mittlerweile stark verjüngter Maschinenflotten im einstelligen Bereich negativ entwickeln. Ähnliche Erwartungen haben wir für andere europäische Kernmärkte wir UK. Italien wird sich dank staatlicher Subventionsprogramme weiter positiv entwickeln.

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