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Baugeschichte retten und wiederverwerten

Modernisierung und Sanierung
Das 2 m breite und fast 1,5 m hohe Keramikrelief mit musizierenden Kindern um 1907 konnte vor dem Abriss noch aus der Hausfassade gerettet werden. Fotos: Historische Bauelemente

Markwitz (ABZ). –Als Olaf Elias, Gründer und Geschäftsinhaber der Firma Historische Bauelemente, im Jahre 1990 sein Geschäft gründete, ahnte er nicht, dass er fast 30 Jahre später bundesweit zu den größten Händlern historischer Baustoffe gehören würde. Auf einem ca. 23000 m² großen Areal in Marwitz – vor den Toren Berlins – werden schwere Eisen- und Steinsäulen, große Industriefenster, einzigartige Wandreliefs und Fassadenfiguren, antike Holzböden, Steinfragmente, historische Türen und Holzfenster, Wand- und Bodenfliesen sowie geschichtsträchtige Einrichtungen aus Läden, Bädern u. v. m. geborgen, an- und verkauft. Die Waren werden den Kunden dabei ausschließlich im Bergungszustand angeboten. "Oft in letzter Minute bekommen wir die Information, dass ein Gebäude abgerissen wird", erzählt Firmenchef Elias. So auch im Fall einer Villa in Berlin-Grunewald. Das Haus – ehemals Deutscher Orden – war mit wunderschönem Bauschmuck verziert. "Dann heißt es schnell handeln – den Baustellenleiter kontaktieren und meine Mitarbeiter zum Abrissort schicken."

Bei der Sanierung des denkmalgeschützten Hauses Cumberland aus dem Jahre 1911/12 (Berlin-Kurfürstendamm) ging es allerdings etwas organisierter zu. Baustoffhändler Elias fuhr persönlich zum Denkmalsobjekt, verhandelte mit den Bauherrn und begutachtete die zu bergenden Baustoffe: von Parkettboden, Türen, Fenstern, Waschbecken über ganze Badeinrichtungen bestehend aus Schrank, Spiegeln, Waschbecken. "Das war für uns wirklich eine der größten Rettungsbaustellen. Insgesamt zwei Monate bauten sechs Mann in rd. 200 Zimmern die Elemente aus, die wir z. T. ankaufen mussten", berichtet er. Als die Villa von Boxlegende Max Schmeling in die Libysche Botschaft umgebaut werden sollte, rief der Architekt bei der Firma Historische Bauelemente an und bot die Abnahme der alten Holzdoppelkastenfenster an.

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Nur noch eine Ruine. Auf der rechten Seite der Hauswand wurde das Relief herausgelöst.

Elias: "Das konnten wir uns nicht entgehen lassen, denn das Gebäude war ehemals Wohnsitz des deutschen Schwergewichts-Boxweltmeisters. Unsere Kunden interessieren sich für die Geschichte dahinter und möchten Unikate besitzen." Die Fenster wurden später in einem großzügigen 80 m² Pavillon verbaut und sorgten durch ihre Größe nicht nur für einen sensationellen Lichteinfall, sondern eben auch durch ihre Vergangenheit und Patina für eine besondere Atmosphäre. Sucht man nach außergewöhnlichen Metallsäulen, wird man im Onlineshop fündig (historische-bauelemente.com). Z.B. die nach dem Architekten Hugo Hartung benannten gusseisernen Pendelstützen für Eisenbahnbrücken (zwischen 1880 und 1910) konnten in letzter Sekunde vor der Verschrottung gerettet werden. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn hatte Elias 30 dieser monumentalen Objekte zum Kauf angeboten, bevor das damalige Bahndepot aufgelöst wurde. Heute noch zu sehen ist diese Säulenart in Berlin-Kreuzberg unter den Yorckbrücken. Geschäftsinhaber Elias schwärmt: "Herr Plentz von der Bäckerei Plentz hat für sein Café am Bahnhof Velten diese fachmännisch aufarbeiten lassen und sie als dekorative Fassadenstützen vor sein Geschäft setzen lassen. Echte Originale – ein echter Hingucker!"

Das neue Geschäftshaus Rudolph Lepke´s Kunst-Auctions-Haus wurde 1912 fertiggestellt (Berlin – Potsdamer Straße 122 a/b). Architekt Adolf Wollenberg beauftragte den Bildhauer Hugo Kaufmann (Schotten/Oberhessen 1868 - 1919 München) und Walter Schmarje mit einer Konzeption für die aufwändige bauplastische Ausstattung. Die ursprünglich sechs Figuren aus Muschelkalk erhielten ein allegorisches Programm aus den Bereichen Kunst und Kunsthandwerk. Zum Kriegsende war die Sparkasse dort ansässig. Aufgrund von Bombenschäden wurde das Gebäude nach dem Krieg nur noch einstöckig als Weinhandlung genutzt. Nach 1955 wurde das Haus abgerissen.

"Ich habe die über 2 m großen Figuren aus einer Skulpturensammlung gekauft. Sie waren in Kriegszeiten vor Bombenangriffen geschützt eingelagert worden. Weil mir die Herkunft wichtig war, habe ich einen Kunsthistoriker beauftragt die Provenienz zu recherchieren. Es ist nicht nur eine sehr interessante Geschichte, sondern auch von Bedeutung, denn das Auktionshaus war zu seiner Zeit das größte in Europa", so der heutige Skulptureneigentümer Elias.

Auf die Frage, wer denn diese ganzen historischen Schätze braucht, erfährt man von Elias, dass Bauherren, Architekten, Denkmalpfleger, Garten- und Landschaftsbauer, Interior Designer sowie Kunstsammler zum internationalen Kundenstamm gehören. Aber auch Set Dekorateure von Film, Fernsehen und Theater, Künstler sowie Schloss- und Gutshausbesitzer aus aller Welt kaufen in Marwitz ein. Natürlich zählen Privatleute, die gerne stöbern und sich für schönes Altes mit Patina begeistern, ebenso zu den Abnehmern. "Als studierter Historiker und Philosoph", so Olaf Elias, "habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin stolz darauf mit meinen Mitarbeitern zusammen so einen einzigartigen Ort – ja man kann sagen mit musealem Shoppingcharakter – zu betreiben. Es ist schön zu wissen, dass wir durch unsere Arbeit den historischen Baustoffen ein neues Leben verleihen. Wiederverwendung statt wegwerfen oder zerstören, das ist unser Motto seit nunmehr fast 30 Jahren!"

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