In die Knie gezwungen

Gebäudekomplex dem Erdboden gleichgemacht

Duisburg (ABZ). – Bei den "Weißen Riesen" in Duisburg-Hochheide handelt es sich um Wohnhochhäuser – ursprünglich sechs an der Zahl – die in den 70er-Jahren erbaut wurden. Das einstige Vorzeigeprojekt hatte sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Problempunkt der Stadt Duisburg entwickelt, sodass die Verantwortlichen sich schließlich dafür entschieden, zunächst drei der Gebäude abzureißen.
Prangenberg & Zaum Abbrucharbeiten
Die zu sprengenden Bauwerksteile wurden mittels einer mehrlagigen Kombination von Textilvlies und Maschendraht abgedeckt, um die Umgebung vor abgesprengten Teilen bestmöglich zu schützen. Zusätzlich sicherten die Mitarbeitenden alle Sprengebenen mit schweren Vliesvorhängen. Foto:Thüringer Sprenggesellschaft

Nach dem erfolgreichen Abbruch des ersten "Weißen Riesen" an der Friedrich-Ebert-Straße im März 2019 sollte auch der zweite "Riese" an der Ottostraße durch eine Sprengung niedergeführt werden. Wie schon beim ersten Abbruch beauftragten die Verantwortlichen auch für diese Rückbauarbeiten die Prangenberg & Zaum GmbH aus Viersen und die Thüringer Sprenggesellschaft mbH aus Kaulsdorf.

Der zweite "Weiße Riese" war weitgehend baugleich mit dem an der Friedrich-Ebert-Straße. Das Gebäude bestand aus vier unmittelbar nebeneinanderstehenden Blöcken, die jeweils nur durch eine rund 2 cm starke Styroporfuge voneinander getrennt waren. Das Hochhaus war etwa 90 m lang, 18 m breit, 61,3 m hoch und hatte eine Masse von mehr als 40000 t.

Bedingt durch die Platzverhältnisse stellte diese zweite Sprengung eine noch größere Herausforderung dar als die erste. Nur 3 m vom nördlichen Giebel entfernt befindet sich eine zu Tiefgarage, die zwingend erhalten bleiben sollte. Hinter dem südlichen Giebel verläuft die Ottostraße und in einer Entfernung von 35 m stehen die nächsten Wohngebäude. Auch zahlreiche weitere Wohnhäuser und eine Kita befinden sich im unmittelbaren Umfeld des Sprengeinsatzes. Bei der Planung des Rückbaus mussten die Projektbeteiligten also eine Einsturzfigur wählen, die sich auf das Abbruch-Areal begrenzte und gleichzeitig möglichst geringe Erschütterungen beim Bodenaufprall verursachte.

Die vom Planungsbüro für Bauwerksabbruch Dr. Rainer Melzer entworfene Sprengstrategie sah die zeitlich gestaffelte Sprengung der vier Einzelblöcke vor. Dazu sollten zunächst die beiden Mittelblöcke durch Sprengfaltungen nacheinander niedergeführt und anschließend die beiden Außenblöcke durch Fallrichtungssprengungen über den Gebäudegrundriss gelegt werden.

Die Sprengung der zu zerstörenden Bauwerksteile erfolgte zu einem großen Teil durch angelegte Ladungen. Dabei legte das Team die Sprengladungen an die zu sprengenden Wandbereiche an und verdämmte diese mithilfe von Sandanschüttungen. Ein Großteil der geräuschintensiven Vorausbrucharbeiten und Bohrarbeiten konnte so entfallen.

Die zu sprengenden Bauwerksteile wurden mittels einer mehrlagigen Kombination von Textilvlies und Maschendraht abgedeckt, um die Umgebung vor abgesprengten Teilen bestmöglich zu schützen. Zusätzlich sicherten die Mitarbeitenden alle Sprengebenen mit schweren Vliesvorhängen. Rund um das Fallbett errichteten die Mitarbeitenden einen mehrere Meter hohen Erdstoffschutzwall. Die Zündung der Sprengung erfolgte zu großen Teilen durch elektronische Zünder der neuesten Generation. So sei ein hohes Maß an Zündsicherheit gewährleistet worden heißt es seitens der Verantwortlichen.

Durch die zusätzliche Integration von zwei Vergrämungssprengungen in die Zündfolge waren exakte Zündzeiten von bis zu 16 575 ms erforderlich, was erst seit wenigen Jahren möglich ist. Neben den Arbeiten am Gebäude selbst waren auch umfangreiche Maßnahmen in der Umgebung notwendig. Diese wurden hauptsächlich durch die Organe der Stadt Duisburg und das Abbruchunternehmen umgesetzt.

Fast 1800 Menschen, die im Absperrbereich mit einem Radius von 200 m um das Hochhaus leben, mussten evakuiert werden. Die Feuerwehren führten einen umfangreichen Wassereinsatz zur Staubreduzierung während der Sprengung durch. Die Sprengung des zweiten "Weißen Riesen" erfolgte planmäßig und erfolgreich und das Hochhaus ging in das auf dem Abbruchareal vorbereitete Fallbett nieder.

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