Innendämmung der Salzfabrik der Kokerei Zollverein in Essen

Optimierte Bauphysik für Welterbe

Essen (ABZ). – Auf dem Gelände des UNESCO Welterbes Zollverein in Essen wurde die ehemalige Salzfabrik der Kokerei zu einem Zentral- und Schaudepot des Ruhr Museums umgebaut. Mehr als 25.000 Exponate aus dem Mittelalter, der frühen Neuzeit sowie der Industriezeit präsentiert das Ruhr Museum in der ehemaligen Salzfabrik.
Dämmstoffe
Auf einer Fläche von 1500 m² kam das Clima Redboard pro zum Einsatz.

Die naturkundlichen, kulturellen und archäologischen Sammlungsstücke waren bisher im ganzen Stadtgebiet verteilt und wurden jetzt in einem zentralen Schaudepot zusammengeführt. Von der Erbauung im Jahr 1960 bis Mitte der 1970er-Jahre wurde in der Salzfabrik das Düngemittel Ammoniumsulfat hergestellt. Zu den benachbarten Produktionsbauten zählten auch das Salzlager und die Salzverladung. Nach Produktionsende diente das Betriebsgebäude als Ersatzteil-Magazin, bis die Fabrik im Jahr 1993 endgültig stillgelegt und nicht mehr genutzt wurde. Seit die Kokerei im Jahr 2001 ihren Denkmal-status bekam, gab es keinerlei weitere bauliche Veränderungen. Erst mit der Planung des Schaudepots im Jahr 2017 wurden umfassende Baumaßnahmen konkretisiert.

Die Fassade der als Stahlbeton-Skelettbau errichteten Salzfabrik besteht aus einem nur 25 cm starken Sichtmauerwerk aus hartgebrannten Klinkern. Das Mauerwerk wurde durch den Austausch schadhafter Steine und die Erneuerung des Fugennetzes umfassend instand gesetzt, um den für eine funktionierende Innendämmung grundlegenden Schlagregenschutz herzustellen. Weil die Innendämmung die einzige mögliche Dämmmaßnahme für die denkmalgeschützte Salzfabrik war und gleichzeitig hohe Anforderungen an Druckfestigkeit und kapillare Wirkung des Baustoffs gestellt wurden, entschieden sich die Architekten von planinghaus architekten für das Clima Redboard pro von red-stone. Die raumseitig grundierte, mineralische Wärmedämmplatte besteht aus den natürlichen Rohstoffen Siliziumdioxid (Sand), Kalziumoxid (Kalk), Wasserglas und Zellulose. Sie besitzt die Eigenschaften feuchteregulierend, kapillaraktiv, wärmedämmend und schimmelhemmend zu sein. Außerdem ist sie gemäß einer Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl von µ = 3 diffusionsoffen. Eventuell im Bereich hinter der Platte anfallendes Kondensat wird vom Systemkleber beziehungsweise dem Redboard aufgenommen und in das Rauminnere transportiert. Zudem kann das Redboard zu hohe Raumluftfeuchtigkeit aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben – und stabilisiert auf diese Weise das Innenraumklima im Depot.

Das Redboard liegt in einem Rohdichtebereich von 180 kg/m³ bis 187 kg/m³ und verfügt mit einem Lambda-Wert von 0,062 W/(mK) über eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Je geringer die Rohdichte, desto geringer die Wärmeleitfähigkeit, desto besser das Dämmver-mögen. Mit dem Systemkleber, der vollflächig und horizontal aufgekämmt wird, wird das Redboard gleichmäßig an der Wand angebracht. Die nächste Platte wird stumpf gegen die nächste gestoßen. Zur Oberflächenbeschichtung dient der Luno Kalkinnenputz, der mit einem Putzgewebe armiert wird. Insgesamt kam das Redboard auf einer Fläche von über 1500 m² zum Einsatz.

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Dämmstoffe
Die denkmalgeschützte Salzfabrik auf dem Gelände der Zeche Zollverein wurde energetisch saniert. Fotos: Thomas Eicken/Stiftung Zollverein

Zur energetischen Verbesserung von historischen Fenstern aus Gusseisen-Sprossenwerken auf der Nordseite wurden diese um neue Innenvorfenster ergänzt. Für die anderen Fassaden wurden in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden Fenster aus thermisch getrennten Stahlprofilen entwickelt, die die Gestaltung der historischen Fenster zitieren, ohne diese zu rekonstruieren.

Aufgrund der Großzügigkeit der offenen Geschossflächen konnten die Ziele des Umbaus, die Raumstruktur zu erhalten und gleichzeitig das Depotgut würdig zu präsentieren, erreicht werden. Während auf den oberen drei Etagen die themenspezifischen Objekte gelagert werden, bieten die Flächen im Erdgeschoss Platz für ausstellungsbezogene Projekte. Da das Museumsdepot aufgrund der Ausstellungsstücke im Winter nur auf 16 °C beheizt wird, gilt der Raum gemäß der DIN 4108-2 als "niedrig beheizt".

Auf dieser Grundlage sowie in Abstimmung mit Bauaufsicht und Denkmalpflege konnte der Nachweis von Wärmebrücken entfallen. Um festzustellen, in welchem Maß die Konstruktion Feuchtigkeit aufnimmt und ob Feuchtigkeit im Bauteil zu Schäden führen kann, wurden vorab hygrothermische Simulationen durch ein bauphysikalisches Fachinstitut durchgeführt. Die zu erwartenden Entwicklungen der Feuchte- und Temperaturverhältnisse im Innenraum und an den Fassadenbauteilen über mehrere Jahreszyklen konnten so vorab festgestellt werden. Die Sanierung und Instandsetzung der ehemaligen Salzfabrik wurde im Rahmen des Programms "Nationale Projekte des Städtebaus" von der Bundesregierung mit 3,5 Millionen Euro gefördert. Die Eröffnung des Schaudepots fand im Juni 2021 statt.

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