Innovationspreise zur bauma 2025
Außerordentlich viele Bewerber für Innovationspreise
ABZ: Herr Schmid, anlässlich der bauma 2025 verleihen die Spitzenverbände der deutschen Bau- und Baumaschinenindustrie zum vierzehnten Mal gemeinsam mit der Messen München den bauma Innovationspreis. Im Mai erfolgte der Kick-off, zum 23. August wurde die Bewerbungsfrist beendet. Wie viele Bewerbungen haben Sie bisher erhalten?
Schmid: Wir haben insgesamt 208 Bewerbungen erhalten, eine außerordentlich hohe Anzahl. In allen Kategorien sind ausreichend Anträge eingegangen, sodass der Jury die Auswahl sicherlich nicht leichtfallen wird.
ABZ: Wie entwickelt sich das Interesse verglichen mit den Bewerbungen zu bauma2022?
Schmid: Wir haben dieses Mal rund 70 Bewerbungen mehr, das deutet auf eine hohe Innovationskraft der Unternehmen und forschenden Institute hin sowie auf die Bedeutung des bauma Innovationspreises im Kontext unserer Branche.
ABZ: In welchen Kategorien werden die Preise im kommenden Jahr vergeben – verglichen mit den Verleihungen auf der bauma 2022?
Schmid: An den Kategorien hat sich im Vergleich zur letzten bauma nichts geändert. Der Preis wird in den Kategorien Klimaschutz, Digitalisierung, Maschinentechnik, Bauen und Forschung vergeben. Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von Umweltaspekten sowie Datenverfügbarkeit und -nutzung hatten wir bereits zur bauma 2022 die Kategorien Klimaschutz und Digitalisierung neu eingeführt.
ABZ: Die Jury bewertet vor allem die Zukunftsfähigkeit und die Relevanz der Innovationf ür die Praxis. Zusätzliche Aufmerksamkeit bekommt diesmal die Bedeutung für den Klimaschutz. Wie sehen Sie im deutschen Markt aktive Unternehmen dafür aufgestellt?
Schmid: Hier passiert unglaublich viel. Ich kenne kein Unternehmen, das nicht dabei ist, CO2 im eigenen Betrieb einzusparen, Produktionsprozesse anzupassen und auch daran zu arbeiten, klimaneutrale Produkte anbieten zu können, sei es bei Baumaschinen oder Baustoffanlagen. Der Faktor Klima ist zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor geworden. Die Ziele der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein, sind klar definiert. Die Themen Emissionen und Energie beschäftigen uns besonders. Wir plädieren weiterhin für Technologieoffenheit in Richtung alternativer Kraftstoffe. Mobile Arbeitsmaschinen sind nicht mit Autos vergleichbar. Dort, wo unsere Maschinen arbeiten, gibt es oft keine Infrastruktur. Es stellt sich immer wieder die Frage, wie die benötigte Energie zur Maschine kommt, sei es grüner Strom, Wasserstoff oder andere grüne Energiequellen. Auch die Hersteller von Baustoffanlagen arbeiten intensiv an Produktionsverfahren, die zur Dekarbonisierung beitragen. Es ist bekannt, dass bei der Zementherstellung erhebliche Mengen an Kohlendioxid freigesetzt werden, da werden wir zukünftig ganz andere Möglichkeiten haben.
ABZ: Wie bewerten Sie das Thema Klimaschutz im internationalen Kontext?
Schmid: Die Welt verändert sich. Die Menschen erleben den Klimawandel in Form von Naturkatastrophen, steigenden Meeresspiegeln, schmelzenden Gletschern, heftigen Unwettern und vieles mehr. Und sie erkennen unverantwortliches Handeln in Politik und Industrie. Die größten CO2-Emittenten sind Länder, die hauptsächlich auf fossile Energieträger setzen. Das muss und wird sich ändern. Als mittelständisch geprägte Branche sind wir bestrebt, Vorreiter zu sein, um entsprechende Technologien auf den Weltmärkten anbieten zu können, die ohne fossile Energieträger auskommen. Auf der bauma im kommenden Jahr wird es dazu zahlreiche Innovationen zu sehen geben. Diese Transformation muss allerdings für die Industrie stemmbar sein; das fordern wir gegenüber der Politik auch permanent ein.
ABZ: Die Stimmung im Maschinenbau ist derzeit eher bedeckt, für den April meldete der VDMA-Hauptverband das erste Mal seit eineinhalb Jahren wieder ein Auftragsplus verbunden mit der Aussage, dass die Talsohle noch nicht durchschritten sei. Die Branche warte auf industrielle Impulse, hieß es zuletzt. Wie beschreiben Sie die aktuelle Marktsituation für den Bereich VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen?
Schmid: Aktuell ist die Stimmung sehr gedämpft. Der europäische Markt für Baumaschinen hat 2024 weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Im ersten Halbjahr gingen die Absatzzahlen im Vergleich zum Jahr 2023 um 23 Prozent zurück. Da sich der Abschwung weiter verschärft, rechnen wir mit weiteren Herausforderungen für den Sektor der Kompakt- und Schwermaschinen. Der CECE-Geschäftsklimaindex im September zeigt weiterhin eine sehr negative Geschäftsstimmung, wobei sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftserwartungen von der Mehrheit der Hersteller negativ bewertet werden. Die Lagerbestände sind nach wie vor hoch, was das Potenzial für kurzfristige Produktionssteigerungen begrenzt, selbst wenn die Nachfrage anziehen sollte.
ABZ: Was sind für Sie die Hauptgründe für die negativen Entwicklungen?
Schmid: Die Zukunft des europäischen Baumaschinenmarktes ist mit vielen Unsicherheiten behaftet. Gestiegene Zinsen, hohe Baupreise und strenge Kreditbedingungen dämpfen weiterhin die Nachfrage nach Bauprojekten im Wohnungsbau und im Nichtwohnungsbau. Auch werden die Aussichten auf eine Erholung im Jahr 2025 durch wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten getrübt.
ABZ: VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers hatte zuletzt eine konsequent angebotsorientierte Politik gefordert, die für mehr Investitionen und Innovationen sorgen solle. Wie beurteilen Sie die Maßnahmen der aktuellen Bundesregierung, aus Sicht der VDMA-Sparte Baumaschinen und Baustoffanlagen?
Schmid: Die Probleme im Bausektor sind erkannt, aber wir reden hier über strukturelle Anpassungen, die notwendig sind, um Ziele im Wohnungsbau und bei der notwendigen Modernisierung der Infrastruktur zu erreichen. Das wird sicher keine schnelle Wende bringen.
ABZ: Welche Lösungsmöglichkeiten sind aus Ihrer Sicht zielführend?
Schmid: Gemeinsam mit der Bauindustrie in Produktivitätsfortschritte auf dem Bau zu investieren, ist wichtig für unsere Mitgliedsfirmen. In diesem Prozess befinden wir uns, gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Bauprozessoptimierung, -automatisierung und -digitalisierung sind die Stichworte. Mit guten Lösungen sind unsere Mitgliedsfirmen dabei, den technologischen Vorsprung wieder auszubauen.
ABZ: Worauf freuen Sie sich am meisten auf der nächsten bauma?
Schmid: Ich bin gespannt, mit welchem Enthusiasmus und Engagement die Branche technische Innovationen vorantreibt und was sie dazu auf der bauma zeigt. Die Messe ist ausgebucht und wir freuen uns, große Teile des Rahmenprogramms mitgestalten zu können.
Angefangen bei der Verleihung des bauma Innovationspreises, den Vorträgen und Podiumsdiskussionen im bauma Forum, den Exponaten an den Ständen von MiC 4.0 und dem Science Hub, der Präsenz von Mining & Minerals sowie der Antriebs- und Fluidtechnik bis hin zur Startup-Zone und, was uns besonders am Herzen liegt: das Programm für Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 12 bei THINK BIG! im ICM. Der Fachkräftemangel ist spürbar und es ist uns wichtig, jungen Menschen die hervorragenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in unserer Branche aufzuzeigen. Natürlich freue ich mich auch darauf, viele Geschäftspartner, Freunde und Bekannte wieder zu treffen und interessante Gespräche zu führen.