Innovative Fräsentechnik

In fast vier Jahrzehnten Maßstäbe gesetzt

Bauer Spezialtiefbau
Tiefenrekord: Im Jahr 2019 wurde mit einer Bauer-Fräse erstmals eine Tiefe von 251,4 m erreicht. Foto: Bauer Group

Schrobenhausen (ABZ). – Wohl kaum ein anderes Verfahren hat den Spezialtiefbau seit Mitte der 1980er-Jahre so stark verändert wie die Entwicklung der Schlitzwandtechnik. Ein Meilenstein war dabei die Einführung der ersten Bauer-Schlitzwandfräse, die 1984/85 zur Abdichtung des fränkischen Brombachspeichers zum Einsatz kam. Innerhalb von vier Monaten wurde damals die Innovation von den Bauer-Ingenieuren konstruiert, gebaut und auf die Baustelle gebracht – und das mit großem Erfolg.

Anlaufschwierigkeiten gemeistert

Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten gelang es, mit dem Prototyp eine 60 cm starke und 40 m tiefe Wand herzustellen. "Dieses 'technische Abenteuer' war der Startschuss für eine echte Erfolgsgeschichte, in deren Verlauf die Grenzen des bis dahin Machbaren immer wieder überschritten wurden und die noch lange nicht abgeschlossen ist", sagt Leonhard Weixler, Leiter des Geschäftsbereichs Schlitzwandtechnik, in der Bauer Maschinen GmbH. Seit 1985 begleitet er in verschiedenen Funktionen die Entwicklung der Bauer-Fräsentechnik.

Mit großen Schritten wurde die Fräsentechnik bei Bauer in den darauffolgenden Jahren vorangetrieben – "immer sehr pragmatisch, aber mitunter auch sehr mutig und kreativ", erinnert sich Weixler. Erste Fräsen wurden nach Japan und in die Türkei verkauft. In Zusammenarbeit mit einem französischen Partner entstand für die Arbeit in beengten Verhältnissen und mit Arbeitshöhen von 5 m der wendige City-Cutter BC 15. Neue Einsatzmöglichkeiten eröffnete schließlich die Low-Headroom-Maschine, die Bauer Ende der 1990er Jahre auf den Markt brachte. Mit ihr wurde die Umschließung eines U-Bahnhofs in Singapur unter einem bestehenden Flughafengebäude ausgeführt. Eine weitere Maschine dieses Typs kam wenige Jahre später in China zum Einsatz, um beim Projekt Yeleh-Damm in einem engen Tunnel die Abdichtungswand für einen Staudamm herzustellen.

Neue Generation eingeläutet

2014 läutete der Silent-Cutter der Bezeichnung CBC 40 eine neue Generation von Geräten für Projekte im urbanen Umfeld ein. Bei seinem Einsatz im Rahmen eines U-Bahnbauprojekts in Singapur habe das Gerät insbesondere mit seinen niedrigen Lärmemissionen, aber auch durch seine kompakten Abmessungen überzeugt. Im Sommer 2019 konnte mit einer Fräse des Typs BC 50 an einem Seilbagger der Art MC 128 ein Tiefenrekord aufgestellt werden: Bei einem Mining-Projekt in Kanada wurde erstmals bis in eine Tiefe von 251,4 m gefräst.

"Neben all diesen Spezialeinsätzen – teilweise in schwierigen geologischen Verhältnissen – haben sich unsere Fräsen als zuverlässiges Standardgerät im Spezialtiefbau etabliert, etwa wenn es um die Herstellung von Schlitzwänden geht, die als Baugrubenumschließung, zur Dichtwandherstellung oder als Gründungselement dienen können", betont Experte Weixler. Darüber hinaus spielen Fräsen auch bei Bodenmischverfahren wie dem Cutter Soil Mixing (CSM) eine wichtige Rolle: Fräsräder lockern den Boden und vermischen ihn mit einer Suspension zu einem homogenen Boden-Zement-Mörtel. Das Verfahren kann in verschiedenen, auch harten Bodenarten zur Herstellung von Dicht- und Verbauwänden eingesetzt werden.

Seit Jahren zuverlässig

Über die Jahrzehnte hat Bauer mehrere hundert Fräs- und CSM-Einheiten gebaut und verkauft. "Die Zuverlässigkeit unserer Geräte gründet sich zu einem Großteil auch auf unsere jahrelange Erfahrung", sagt Weixler. "Darauf vertrauen auch unsere Kunden." In den letzten Jahren gaben jedoch nicht nur die Anforderungen der Kunden, sondern insbesondere zwei Megatrends die Richtung im Hinblick auf Neu- und Weiterentwicklungen der Bauer-Fräsentechnik an. "Die Themen Urbanisierung und Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie brauchen proaktive Lösungen, wie zum Beispiel unsere erste elektrisch angetriebene Fräseinheit auf Basis eines Bauer-Seilbaggers vom Typ MC 96, den wir 2019 auf der bauma in München vorgestellt haben", erläutert der Fachmann.

Im vergangenen Jahr präsentierte Bauer eine Innovation, die laut Angaben des Unternehmens in Zukunft völlig neue Einsatzmöglichkeiten bei der Herstellung von Schlitzwänden eröffnet: das elektrisch angetriebene Cube System. Entwickelt wurde es in exakten Container-Abmessungen. So kann es problemlos in Tunneln mit einem Durchmesser von 3 x 3 m eingesetzt werden – ein Vorteil etwa bei Fräsprojekten in dichtbesiedelten Metropolen.

"Das Bauer-Cube-System kann genau dort zum Einsatz kommen, wo die Schlitzwand hergestellt werden soll: untertage", betont Weixler. Großflächige Sperrungen innerstädtischer Areale gehören damit potenziell der Vergangenheit an. Die Auswirkungen auf den Verkehr, die Geschäfte und vor allem auf die Anwohner reduzieren sich – selbst bei einem übertägigen Einsatz – auf ein Minimum. Weiterer Vorteil: Durch den Elektroantrieb verringert sich der ökologische Eingriff einer Fräsbaustelle ganz erheblich. Auch in logistischer Hinsicht bieten die kompakten Abmessungen des Systems einen großen Vorteil, denn statt eines aufwändigen Schwertransports werden die einzelnen Elemente des Systems als handelsübliche Container problemlos an ihren Einsatzort transportiert. "Alles in allem setzt das Cube System neue Maßstäbe ich Sachen Nachhaltigkeit in der Fräsentechnologie", ist der Fachmann sicher.

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